Erich Koch führte die Ostpreußen ins Verderben
19.06.2020
Erich Koch wurde am 19. 6. 1896 in Elberfeld in einer bürgerlichen Familie geboren und erlernte einen Beruf bei der Deutschen Reichsbahn. 1922 wurde er Mitglied der NSDAP. Als Mitglied der Brigade Ehrhardt beteiligte er sich daran, polnische Einfälle in Oberschlesien abzuwehren. Die Reichsbahn entließ ihn, nachdem er in Elberfeld eine Ortsgruppe der NSDAP gegründet hatte und für die Partei mehr Zeit aufwandte als für seinen Arbeitsgeber. Es besaß Tatkraft und sein Redetalent fiel der Parteileitung auf. Die machte ihn 1928 zum Gauleiter der NSDAP in der Provinz Ostpreußen und er erhöhte die Anzahl der Mitglieder innerhalb von 4 Jahren von 200 auf über 27.000. Mit dem Machtantritt der Nazis wurde Koch 1933 zum Oberpräsidenten von Ostpreußen ernannt. Er bemühte sich intensiv darum, die Wirtschaft in Ostpreußen zu beleben, insbesondere den Mittelstand. Erich Koch war ein Machtmensch, der jeden Widerstand brutal brach, und überdies war er ungemein korrupt. Mit Hilfe der Erich-Koch-Stiftung machte er sich zum reichsten Bürger Ostpreußens.
Mit dem Reichsbischof Ludwig Müller war er befreundet und Koch verfolgte die Mitglieder der Bekennenden Kirche mit allen staatlichen Mitteln. 1934/35 war Koch in einen politischen Skandal verwickelt. Nach Vorwürfen des Machtmissbrauchs und der Korruption wurde er abgesetzt. Doch Hitler rehabilitierte ihn und anschließend war Koch mächtiger als zuvor. Neben einer freundschaftlichen Beziehung zu Hitler war Koch mit Martin Bormann eng verbunden.
Nach dem Polenfeldzug wurde ihm zusätzlich der Regierungsbezirk Ziechenau unterstellt, später auch der Bezirk Bialystok. Am 1. September 1941 avancierte er zum Reichskommissar für das Reichskommissariat Ukraine und presste in dieser Funktion das annektierte Land wirtschaftlich brutal aus.
Koch hatte es zu verantworten, daß die Bevölkerung Ostpreußens viel zu spät die Genehmigung zur Flucht erhielt und diese dann unorganisiert und chaotisch unter Verlust sehr vieler Menschenleben und der Aufgabe von Hab und Gut erfolgte. Viele Flüchtlinge wurden von den sowjetischen Truppen überrollt und gerieten in Gefangenschaft und nach Sibirien, wenn sie nicht auf der Stelle den Tod fanden. Mit seiner Weigerung, den Endkampf verloren zu geben und stattdessen mit fanatischer Inbrunst auf eine Wende des Schicksals zu hoffen, hat er unsägliches Leid über die ihm anvertraute Bevölkerung gebracht.
Mit dem Beginn der sowjetischen Offensive zog sich Erich Koch aus Königsberg in ein Hotel in Pillau zurück. In Neutief wartete ein Flugzeug für den Notfall auf den Gauleiter, in Hela standen zwei Eisbrecher ständig unter Dampf und von hier flüchtete Koch im April 1945 mit großem Gepäck und ohne mitreisende Flüchtlinge zu dulden. Er versteckte sich unter dem falschen Namen Rolf Berger, Major der Luftwaffe und ehemaliger Gutsbesitzer aus Ostpreußen, als Landarbeiter auf einem Gut in der Nähe von Hamburg, von wo aus er gelegentlich seine Frau besuchte, die in Lübeck eine Gaststätte betrieb. Am 25. Mai 1949 wurde er verhaftet, als er sich zum Versammlungsleiter einer Vertriebenenversammlung hatte wählen lassen und erkannt worden war. In Bielefeld wurde er vor Gericht gestellt, aber auf Betreiben der Engländer an Polen ausgeliefert.
Das 1959 gefällte Todesurteil vollstreckte man aber wegen angeblicher Krankheit des Verurteilten nie, sondern wandelte es 1960 in eine lebenslängliche Freiheitsstrafe um. Man verlegte Erich Koch in das Zuchthaus Barczewo – Wartenburg, Kreis Allenstein, und hier starb er im 91. Lebensjahr am 12. November 1986. Für seine Verbrechen in der Ukraine und in Ostpreußen wurde er nie zur Rechenschaft gezogen