Erinnerung an den Oberpräsidenten von Ostpreußen August Winnig
02.04.2019
August Winnig (31. 3. 1878 – 4. 11. 1956) wurde in Blankenburg/Harz als Sohn und eines von zwölf Kindern des dortigen Totengräbers geboren. Er erlernte den Beruf des Maurers, schloss sich mit 18 Jahren der Arbeiterbewegung an und trat der Gewerkschaft bei. 1905 wurde er Redakteur der Maurer-Gewerkschaftszeitung „Der Grundstein“ und 1912 Vorsitzender des deutschen Bauarbeiterverbandes. Im Jahr 1913 gelang ihm der Eintritt in die Hamburgische Bürgerschaft als Abgeordneter der SPD. Seit Oktober 1918 war Winnig Reichsgesandter und nach der Novemberrevolution Generalbevollmächtigter für die besetzten baltischen Länder. In dieser Funktion unterzeichnete er die Anerkennung der Republiken Estland und Lettland. Seine Aufgabe war es, die deutschen Truppen aus Lettland nach Deutschland zurück zu führen.
Ab 25. 1. 1919 war er als Reichskommissar von Ostpreußen und ab Juli 1919 als Oberpräsident von Ostpreußen tätig. Wegen Untestützung des Kapp-Putschs 1920 wurde er sämtlicher Ämter enthoben und aus der sozialdemokratischen Partei und aus der Gewerkschaft ausgeschlossen.
Von allen Pflichten entbunden studierte er 1922 – 1924 Geschichte und Volkswirtschaft an der Berliner Universität und war nunmehr schriftstellerisch tätig.
Eine Übernahme der Leitung der „Deutschen Arbeitsfront“ unter den Nationalsozialisten lehnte er ab und blieb Schriftsteller. Seine politische Einstellung wandelte sich in dieser Zeit von einem nationalen Sozialisten zu einer europäisch geprägten Grundhaltung und er entwickelte vielfache Kontakte zu den Kreisen des Widerstands, von denen etliche Beteiligte sein Haus in Potsdam aufsuchten. Er wurde jedoch nach dem Hitlerattentat 1944 von den Nazis nicht verfolgt. 1955 wurde er von Bundespräsident Heuß mit dem großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrpublik Deutschland ausgezeichnet.
Winnig starb während einer Kur in Bad Nauheim.
Seine autobiographischen Werke umfassen 5 Bände: „Frührot“ (1924), „Der weite Weg“ (1932), „Heimkehr“ (1935), „Das Buch Wanderschaft“ und „Aus zwanzig Jahren“ (1948). Sammlungen kleinerer Erzählungen: „Käuze und Schelme“, „In der Höhle“, „Die ewig grünende Tanne“, letzteres mit der seinerzeit bekannten Erzählung „Gerdauen ist schöner“