Erinnerung an den Raketenforscher Wernher von Braun
27.03.2019
Wernher von Braun (23. 3. 1912 – 16. 6. 1977) wurde in Wirsitz in der Provinz Posen geboren, wo der Vater gerade Königlich Preußischer Landrat war. Er interessierte sich schon früh für die Sternenwelt und erhielt deshalb zu seinem 13. Geburtstag von seiner Mutter ein Teleskop geschenkt. Sein Gymnasiallehrer in Berlin-Plötzensee, der Physiker Hermann Oberth (25. 6. 1894 – 28. 12. 1989), gebürtig in Hermannstadt in Siebenbürgen, experimentierte bereits mit Flugkörpern, die er Raketen nannte, und dabei durfte Wernher von Braun ihm zur Hand gehen. Insbesondere die Bücher Hermann Oberths – „Wege zur Raumschiffahrt“ (1929) „Rakete zu den Planetenräumen“ (1923) – verstärkten in dem Schüler das Interesse für die Weiten des Weltalls. Er war besonders mathematisch begabt und legte mit 18 Jahren 1930 auf der Insel Spiekeroog die Abiturprüfung ab. Als Student befasste er sich auf dem Raketen-Flugplatz in Berlin-Reinickendorf bereits 1929 mit dem Abschuss von Raketen.
Als 20jähriger 1932 hatte v. Braun seine Diplomarbeit vollendet und er wurde Ingenieur für Mechanik. Es folgte das Studium an der TU Berlin mit der Promotion in Physik 1934 und der Arbeit „Über konstruktive, theoretische und experimentelle Beiträge zu dem Problem der Flüssigkeitsrakete“. Als Zivilangestellter trat er in das Heereswaffenamt ein. 1937 – 1945 war er Technischer Direktor der Heeresversuchsanstalt in Peenemünde. 1937 trat er der NSDAP bei, 1940 der SS.
Er entwickelte in Peenemünde die V 1 und V 2. Am 3. Oktober 1942 hob vom Prüfstand VII der Heeresversuchsanstalt erstmals eine Rakete ab, die mit einer Höhe von 84,5 km in den Grenzraum zwischen Erdatmosphäre und Weltall vordrang. Die Raketen der anschließenden Serienherstellung erhielten den Namen “Vergeltungswaffe 2” oder kurz V 2.
Ab 1944 wurden die V 2 in unterirdischen Bunkern der Mittelwerk GmbH am Südhang des Harz vornehmlich durch Häftlinge aus Konzentrationslagern produziert, von denen Tausende aufgrund der unmenschlichen Arbeitsbedingungen starben. Ebenfalls 1944 wurde v. Braun von der SS – vermutlich wegen regimekritischer Äußerungen – kurzzeitig inhaftiert, was ihn aber nicht dazu bewog, sich vom Nationalsozialismus zu distanzieren.
Am 2. Mai 1945 begab sich v. Braun in Süddeutschland zusammen mit seinen engsten Mitarbeitern in amerikanische Gefangenschaft. Im September flogen die Amerikaner die Raketenspezialisten in einer Geheimoperation in die USA aus. Nach 1945 war v. Braun dann wesentlich an der Entwicklung der amerikanischen Mittelstreckenraketen und den Raumfahrtprojekten der NASA beteiligt und gilt als Vater des US-Raketen- und Mondprogramms. 1949 machten ihn die Amerikaner zum Berater, 1950 kam er mit anderen Raketenexperten nach Huntsville, Alabama. Er wurde Entwicklungsleiter einer atomar bewaffneten Kurzstreckenrakete und entwickelte für die Army Ballistic Missile Agency (ABMA) die Redstone- und Pershing-Raketen. 1955 wurde er US-Bürger. 1960 ernannte man ihn zum Direktor des Marshall Space Flight Center in Huntsville, Alabama, 1970 zum Vize-Direktor der NASA. Nachdem er 1962 Präsident Kennedy von seiner Vision eines Mondlandeprogramms überzeugt hatte, bekam er grünes Licht für dieses Projekt. Die für das Mondprojekt entwickelten Saturn-Raketen gehörten zu den leistungsstärksten Trägersystemen, die es jemals gab. Diese Saturn-V-Rakete, die dann den Mond erreichte, war sein Werk, und keine Saturn-Rakete hat jemals den Dienst versagt.
Wernher von Braun wechselte 1970 von Huntsville in das NASA-Hauptquartier in Washington, doch die Begeisterung für die Raumfahrt nahm in Amerika immer mehr ab. Das Apollo-Programm wurde gekürzt und dann vorzeitig beendet. 1972 kündigte v. Braun daraufhin und ging zu Fairchild Industries. Er starb am 16. Juni 1977 an Nierenkrebs.
Der Familie von Braun gehörte 1803 – 1945 das Gut in Neucken, Kreis Pr. Eylau. Letzter deutscher Besitzer war der Reichsminister a. D. Magnus Frhr. von Braun, Vater des Raketenforschers Wernher von Braun.