Pfarrersfamilie Hundsdörffer in Schönbruch

Bericht von Peter Schütte

Das Gemeindeleben wurde durch den Pfarrer Johannes Hundsdörffer (1894-1973), seine Frau Hannah (1897-1945), sowie durch die Gemeindehelferin Maria Kaiser (1920-2005) geprägt.

Johannes Hundsdörffers Vater war Archediakonus in Königsberg, Hannah Hundsdörffers Vater Rudolf Stern von 1918 bis zu seinem Tod 1923 Pfarrer in Schönbruch. Hier heirateten Johannes und Hannah 1922. 1929 übernahm Johannes Hundsdörffer die Pfarrstelle in Schönbruch.

Pfarrer Hundsdörffer wurde gleich zu Beginn des Zweiten Weltkrieges eingezogen und stand als Mitglied der Bekennenden Kirche dem Nationalsozialismus ablehnend gegenüber. Während seiner Dienstzeit in den Niederlanden äußerte er sich kritisch darüber, wie die Machthaber Martin Niemöller behandelten. Er wurde danach zu zwei Jahren Einzelhaft verurteilt, die er ab 1943 im Militärgefängnis Germersheim abzusitzen hatte, wo er im April 1945 von amerikanischen Truppen befreit wurde. Später übernahm er die Pfarrei Deinsen-Marienburg, die er bis zu seiner Pensionierung 1962 leitete. Pfarrer Hundsdörffer verstarb 1973.

Seine Frau Hannah war seit 1939 auf sich alleine gestellt und hat das große Kirchspiel aufopferungsvoll geleitet. Sie flüchtete nicht, sondern erlebte am 2. 2. 1945 den Einmarsch der sowjetischen Truppen in Schönbruch. Auch jetzt versuchte sie, trotz eigener Bedrängnis, die größte Not der Menschen zu lindern, erlag aber am 31. 8. 1945 einer Typhusepidemie und wurde neben der Gutsscheune von Maxkeim begraben. Nach Maxkeim war am 4. Februar 1945 das Kreis-Johanniter-Krankenhaus in Bartenstein zwangsverlegt worden. Wegen des großen Mangels an Hygiene und Medikamenten starben hier trotz größter Bemühungen vor allem von Chefarzt Herbert Foethke und seinen Mitarbeiterinnen im Laufe des Jahres 600 – 1.000 Patienten an Hungertyphus und wurden auf einer nahen Wiese begraben. So auch der Chefarzt am 31. 12. 1945. Dieses Grabfeld wurde im Jahr 2008 eingezäunt und soll 2009 durch Aufstellung eines Findlings zur würdigen Gedenkstätte Maxkeim hergerichtet werden.[1] Das Gutshaus Maxkeim ist heute ein Behelfskrankenhaus.[2]

Der Gedenkstein in Maxkeim wurde im Mai 2009 aufgestellt und feierlich geweiht. Er trägt die Aufschrift: „Zur Erinnerung an die Menschen im Behelfskrankenhaus Maxkeim, an Chefarzt Dr. Herbert Poethke, Schwestern und Helfer. – Das Johanniter-Krankenhaus Bartenstein hatte die Rote Armee belegt. – Hier starben 1945/1946 weit über 600 Typhus-Patienten und wurden auf diesem Grabfeld bestattet. Wir gedenken ihrer als Mahnung zu Verständigung und Frieden. Heimatkreisgemeinschaft Bartenstein“

Ihr zur Seite stand die aus Hannover stammende Maria Kaiser, die seit 1938 als Praktikantin in Schönbruch tätig war und dort ab 1940 als Gemeindehelferin arbeitete. Auf der Flucht von sowjetischen Truppen überrollt, ging sie nach Schönbruch zurück und erlebte dort und in der Umgebung eine schreckliche Zeit. Ende 1945 gelang ihr die Flucht in den Westen. Dort traf sie Johannes Hundsdörffer wieder, den sie 1946 heiratete. Maria Hundsdörffer kümmerte sich um die weit verstreut lebenden ehemaligen Gemeindemitglieder, organisierte Treffen, unterhielt Kontakte zu den neuen Bewohnern der polnischen Seite und zeigte nach 1989 großes humanitäres Engagement für die Bewohner der nördlichen, russischen Kreishälfte des Kreises Bartenstein. Für ihren Einsatz wurde ihr 1996 das Bundesverdienstkreuz verliehen. Sie ist am 22. April 2005 in Celle verstorben.



[1] Meldung: Gedenkstätte geplant, in Oprbl. Nr. 32, 9. August 2008, S. 15

[2] C. von der Groeben, Erinnerung an 600 ostpreußische Opfer, Oprbl. Nr. 7/09 (14. Februar), S. 13

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