Interview der “Ortelsburger Rundschau” mit Herrn Werner Koepke, Ehrenbürger der Stadt Szczytno (Ortelsburg): Einzigartiger Bürger
22.10.2012
Nachstehend die Übersetzung eines Artikels aus der Wochenzeitung „Tygodnik Szczytno“ (“Ortelsburger Rundschau”), erschienen am 27.9.2012, übersetzt aus dem Polnischen:
Die Stadt Szczytno hat mehr Bürger als Einwohner. Es kommt dadurch, dass Herr Werner Koepke – bis jetzt als einziger – den Titel „Ehrenbürger der Stadt Szczytno“ erhielt. Diese Auszeichnung wurde ihm verliehen dafür, dass er für die Einwohner in den letzten 20 Jahren mehr Gutes getan hatte als die Gebürtigen in ihren ganzen Leben. Außerdem wurde Herr Koepke mit der Jurand-Statuette geehrt.
Sein nicht alltägliches und nachahmungswertes Engagement und seine Güte wissen die Stadt und Kreis Szczytno zu schätzen. Der Vorstand des Roten Kreuzes von Szczytno hat einen Antrag bei Präsidenten RP auf Verleihung Herrn Köpke des Verdienstkreuzes eingereicht. Wir hoffen, dass der Antrag die Zustimmung des Präsidenten findet, denn die reine Wohltätigkeit ist äußerst selten.
Über diese Wohltätigkeit werde ich mit Herrn Koepke sprechen:
Wann sind Sie das erste Mal nach Szczytno gekommen?
Am 08.November 1993 bin ich gekommen als Vertreter des Deutschen Roten Kreuzes mit Spenden: Kleidung, Medikamente, Spielzeuge, die für das Kinderheim, das Krankenhaus, das Haus der Sozialhilfe und für hiesigen Roten Kreuz bestimmt waren. Die nachfolgende Besuche und Spendentransporte – sind aus Privatinitiative erfolgt.
Warum haben Sie gerade Szczytno auserwählt?
In meinem Wohnort: Leiferde, wohnte eine Ärztin: Frau Doktor Kuhne, die als Kind im Jahre 1945 eben Szczytno verlassen hatte. Als sie erfuhr, dass wir ein Spenden-transport organisieren – hat sie uns gesagt: fahrt nach Szczytno. Also, sind wir hierher gekommen. Als ich während des ersten Besuches die Stadt, die Menschen, die Bedürfnisse und Notwendigkeiten kennen gelernt habe – erkannte ich, dass die Hilfe notwendig sei und dass ich sie weiter leisten kann. Die Stadt und die Menschen haben mit gefallen und ich wollte keine anderen Orte suchen.
Wie viele Male haben Sie seit damals Szczytno besucht?
Meine jetzige Fahrt hat die Nummer 89, die 90-ste wird im Dezember, vor Weihnachten stattfinden.
Auf welche Art und Weise erwerben Sie die Spenden?
Ziemlich viele Sachen kaufe ich selber, wobei mich immer größere Anzahl von Freunden freiwillig unterstützt, die ich auch zur Zusammenarbeit ermutige.
In meinem Wohnort habe ich diverse Aktionen und Lotterien organisiert, deren Erlöse für Ankauf von den in Szczytno notwendigen Sachen bestimmt waren.
Jede meiner Aktionen wird in der regionalen deutschen Presse beschrieben wodurch diese Tätigkeit an Bekanntschaftsgrad, Wertschätzung und an neuen Helfern gewinnt. Gewöhnlich begleitet mich in der Fahrt nach Polen einer von den Spendern und somit erweitert sich deren Kreis.
Gibt es in Ihrem Umfeld auch Gegner Ihrer Tätigkeit?
Selbstverständlich, es gibt einige wenige. Es wird auch unterschiedlich argumentiert.
Der Landkreis, in dem ich wohne, unterhält eine Partnerschaft mit einer Stadt unweit von Szczecin und man hat mir nahe gelegt meine Tätigkeit eben an diese Stadt zu übertragen. Ich habe es abgelehnt. Nach so vielen Jahren habe ich in Szczytno viele Freunde, fühle mich hier fast wie daheim. Schließlich bin ich der Ehrenbürger von Szczytno. Dies verpflichtet doch.
In welcher Art und Weise meldet Szczytno ihre „Bedürfnisse“? Ruft z.B. der Direktor einer Einrichtung an und gibt Anordnung: „ich benötige dies und jenes, bringe es nächstes Mal mit“ – oder verläuft es etwas subtiler?
Nein, nein! Solche Anrufe gibt es nicht. Am häufigsten besuche ich das Kinderheim, mit dem ich am längsten zusammenarbeite, und während diversen Gesprächen – auch bei dem Krankenhaus und in den Schulen – erfahre ich über die Notwendig-keiten und Bedarf der Einrichtungen. Manchmal erfahre ich es auch aus der Lokalpresse, wenn mir jemand ein Artikel übersetzt aus dem hervorgeht, dass dort und da irgendetwas benötigt ist. Bei den Schulen sind es z.B. Tafeln, Musikinstru-mente und andere kleine Hilfsgeräte. Beim Krankenhaus waren es u. A. Rollstühle, unentbehrlich für Patienten.
Sie haben mit den Spenden zahlreiche Einrichtungen nicht nur in Szczytno aber auch in Jedwabne und zuletzt auch in Wilna unterstützt. Hat jemand den Wert der von Ihnen im Laufe der Jahre gebrachten Spenden ins Geld umgerechnet?
Ich weiß nicht ob sich die Leistung einer Unterstützung für andere Menschen ins Geld umschmieden lässt. Für mich stellt die Zufriedenheit den Beschenkten einen Wert dar, dadurch ist mein Leben besser, ich selber bin besser, morgens wache ich zufrieden auf weil mein Leben einen Sinn hat, man braucht mich. Die Zufriedenheit der Menschen, denen ich helfe stellt für mich einen Wert dar. Sie lernen auch selbst durch die erfahrene Hilfe und das Gelernte geben sie weiter und sie schauen andere Menschen als Freunde an, nicht als Feinde. Ich hoffe, dass meine Hilfe eben in diesem Sinne die Charaktere der Kinder vom Kinderheim und von den Schulen in Szczytno bildet. Dies ist der höchste Wert, solch einfacher, menschlicher.
(Übersetzt am 03.10.2012 durch: Isabella Dellmuth)