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Braunsberg

Geschichts-Chronologie von Braunsberg

    • Die Gegend um Braunsberg im Mündungsgebiet der Passarge (Pasleka) ist altes prußisches Siedlungsland. Der Name des Flusses Passarge leitete sich aus dem Prußischen ab, wo er in etwa “unter dem Schlamm” bedeutete. Der deutsche Name Braunsberg entwickelte sich aus “Brusebergue”, und das hieß “Prußensiedlung”.
    • Die Ordensritter der ersten Eroberungswelle, die entlang der Ostsee gegen die Prußen vordrangen, gründeten hier 1240 oder 1241 die Burg Brunsberg. Der erste Bischof des Ermlands, Anselm, bestimmte diese Burg 1251 zur Bischofsresidenz, was sie bis 1340 auch war. 1249 oder 1250 etablierte Bischof Anselm in Braunsberg das ermländische Domkapitel
    • Neben der Burg ließen sich ab 1250 Lübecker Siedler unter Führung des Lübecker Ratsherrensohns Johann Fleming, dessen Familie ihren Ursprung vermutlich in Flandern hat, und aus Lüneburg, Osnabrück, Kleve, Göttingen nieder und erhielten von Bischof Anselm 1254 das Stadtprivileg nach lübischem Recht
    • Der große Prußenaufstand machte diese Anfänge jedoch zunichte. 1260 oder 1261 wurde Braunsberg von den Prußen überrannt und niedergebrannt, doch ging man ab 1274 daran, die Siedlung wieder aufzubauen, jetzt allerdings weiter oberhalb der Passargemündung, wo sie durch eine Flußschleife – auch vor Hochwasser – geschützter lag. Die endgültige Handfeste erhielt Braunsberg am 1. 4. 1284, und zwar von Bischof Heinrich I. Fleming, dem Bruder des Lokators, und dieses Jahr der Verleihung gilt als Gründungsdatum der Stadt
    • 1296 Gründung des Franziskanerklosters auf dem heutigen Gymnasiumsplatz
    • Bis 1341 residierten die ermländischen Bischöfe in Braunsberg, bevor sie dann nach Wormditt und 1349 nach Heilsberg umzogen
    • Seit Mitte des 14. Jhs. gehörte Braunsberg der Hanse an und war Stapelplatz, d.h. Haupthandelsplatz, für das Ermland. So gründete sich der wirtschaftliche Erfolg v.a. auf den Seehandel mit Getreide, Flachs und anderen Naturprodukten, die nach England, Skandinavien und ins Baltikum verschifft wurden
    • Braunsberg prosperierte durch seine Stellung als wesentliche ermländische Hafenstadt in einem Ausmaß, daß die bei der Gründung vorgesehene Stadtfläche im damaligen Grundriß von 400 x 250 m bald nicht mehr ausreichte. Daher gründete man unter Bischof Hermann von Prag jenseits der Passarge 1341 die Neustadt, ebenfalls ausgestattet mit einer Handfeste nach lübischem Recht. Beide Städte führten ein eigenständiges Leben nebeneinander und wurden erst – abgesehen von einem vorrübergehenden Zusammenschluß unter Bischof Heinrich Sorbom 1373 – 1398 – bei der Übernahme durch Preußen nach der ersten polnischen Teilung 1772 miteinander verschmolzen
    • Im Städtekrieg (1454 – 1466) stellte sich Braunsberg von Anfang an auf die Seite des mit Polen verbündeten Preußischen Bundes. In den Verlauf dieser militärischen Auseinandersetzungen fiel das Schreckensregiment des tschechischen Söldnerführers John Schalski über Braunsberg. Im Frieden von Thorn ging die Oberherrschaft über das Ermland vom Deutschen Orden auf Polen als Teil  von Preußen Königlichen Anteils über. In der Folge wurde allerdings die Selbständigkeit des Ermlands von den Polen zunehmend eingeschränkt, wobei Braunsberg aber weiterhin die Rechte einer Freien Reichsstadt innehatte.
    • Im sog. Pfaffenkrieg blieb Braunsberg auf Seiten des Bischofs Nicolaus von Tüngen und stellte sich damit gegen den Polenkönig, widerstand aber 1478 einer polnischen Belagerung
    • Zum Anfang des Reiterkrieges (1519 – 1526) erlag Braunsberg am 1. 1. 1520 einem Überraschungscoup des letzten Hochmeisters. An diesem Neujahrsmorgen überrumpelte Albrecht von Brandenburg mit 120 Reitern und 30 Hilfskräften im dichten Schneetreiben die unaufmerksame Torwache und brachte die Stadt in seine Gewalt. Nachdem er den in der Katharinenkirche zur Morgenandacht versammelten Bürgern ein frohes und gesundes neues Jahr gewünscht hatte, blieb denen nichts anderes übrig, als dem Ordensoberhaupt anschließend auf dem Marktplatz zu huldigen. Als Folge des Krakauer Friedens 1525 räumte Albrecht die Stadt wieder
    • Die 1523 in Ostpreußen beginnende Reformation fand zunächst auch in Braunsberg die weitverbreitete Resonanz. Trotz drastischer Strafmaßnahmen von Bischof Mauritius Ferber änderte sich daran wenig, zumal sich Repräsentanten der gehobenen Bevölkerungsschicht wie der Burggraf (seit 1552) Johann von Preuck der neuen Lehre folgten
    • Die katholische Gegenbewegung war erst erfolgreich, als Stanislaus Hosius 1551 zum Bischof des Ermlands berufen wurde und es bis 1564 schaffte, dass sich alle Magistratsmitglieder zur katholischen Lehre bekannten
    • In den leerstehenden Räumen des 1296 ins Leben gerufenen Franziskanerklosters begründete Kardinal Hosius 1565 ein Jesuitenkolleg, aus dem 1567 das Diözesan-Priesterseminar hervor ging. Die Jesuiten ihrerseits betrieben ab 1578 ein päpstliches Seminar zur Ausbildung von Missionaren für die Wiedergewinnung der nordischen Länder für den katholischen Glauben, das bis 1798 bestand. Eine private Buchdruckerei, die seit 1589 bestand, wurde 1697 von den Jesuiten aufgekauft. Bis ins 18. Jh. hinein bemühte man sich darum, Braunsberg zur Universitätsstadt zu machen, aber leider vergeblich
    • 1571 gründete Regina Protmann den Katherinerinnenorden
    • Während des ersten schwedisch-polnischen Krieges 1626 – 1635 war Braunsberg von den Schweden besetzt. Sie beschlagnahmten die wertvolle Bibliothek des Jesuitenkollegs und brachten sie in ihr Heimatland. Die Bücher befinden sich noch heute in der Universitätsbibliothek von Uppsala
    • Die Gegenreformation hatte auch ihre fatale Seite, denn die im 17. Jh. in ganz Europa abgehaltenen Hexenprozesse machten vor Braunsberg nicht Halt. So wurden z. B. von 1637 – 1652 in der Altstadt 12, in der Neustadt 23 Unglückliche auf dem Scheiterhaufen verbrannt
    • 1703 residierte König Karl XII. von Schweden während des Nordischen Krieges im Steinhaus
    • 1743 – 1771 Bau des Gymnasiums durch die Jesuiten
    • mit der ersten Teilung Polens 1772 kam Braunsberg mit dem Ermland zu Preußen
    • 1773 wurde Braunsberg Garnisonsstadt
    • 1773 hob Papst Clemens XIV. den Jesuitenorden auf
    • Die kontinuierliche wirtschaftliche Entwicklung um 1800 wurde im 19. Jh. durch Gründung von mittelständischen Industriebetrieben erfolgreich fortgesetzt
    • 1811 Eröffnung des reorganisierten humanistischen Gymnasiums. Erster Kurator war Johannes Oestreich und zu den ersten Schülern gehörte der Vater des späteren Reichspräsidenten v. Hindenburg
    • 1821 wurde das Königliche Lyceum Hosianum mit einer theologischen und philosophischen Fakultät als den Universitäten gleichgestellte Hochschule vor allem zur Ausbildung des ermländischen Priesternachwuchses eröffnet (seit 1912 königliche, seit 1918 staatliche Akademie. Das Attribut »Hosianum« wurde nach dem 1. Weltkrieg vom Gymnasium übernommen)
    • Am 19. Oktober 1852 wurde die Teilstrecke der Ostbahn Marienburg ‑ Braunsberg als älteste Bahnlinie Ostpreußens eröffnet, am 1. August 1853 in Anwesenheit König Friedrich Wilhelms IV. die Bahnstrecke Braunsberg – Königsberg
    • 1879 wurde Braunsberg Sitz eines Amts‑ und Landgerichtes
    • Seit 1890 gab es in Braunsberg das Ermländische Gestüt für Kaltblutpferde. Diese als Ermländer bekannten Pferde waren aus einheimischen, von den Ordenspferden und damit wiederum von den prußischen Schweiken abstammenden, sowie belgischen Kaltblutpferden für die schweren Böden in Ostpreußen gezüchtet worden
    • 1937 Umwandlung des Gymnasiums Hosianum in eine Deutsche Oberschule mit dem Namen Hermann‑von‑Salza‑Schule
    • Gegen Ende des zweiten Weltkrieges wurde die Stadt als Teil des Heiligenbeiler Kessels schwer zerstört und am 20. März 1945 von den Sowjets besetzt.
    • Ein Gegenstück zur deutsch-polnischen Universität “Viadrina” in
      Frankfurt (Oder) soll noch im Herbst 2002 in Braunsberg, entstehen. Das geplante Osteuropa-Kollegium würde eine Außenstelle der Universität Allenstein sein. Bis zu 400 Studenten aus Polen, Russland, Weißrussland, der Ukraine und den baltischen Staaten können dort in diesem Jahr gemeinsam ihr Studium aufnehmen, vorausgesetzt, das russische Erziehungsministerium stimmt der Entsendung seiner Studenten zu

Literatur

Braunsberg – Ostpreußen

Bildband “Braunsberg/Ostpreußen und sein Kreis”