Geschichte von Orneta – Wormditt
In einer Fluss-Schleife stand hier einmal die pogesanische Burg Orneta und daneben die Siedlung Wurmedythin, in der man die Hauptstadt der Warmier vermutet.
Die spätere Ordensburg wurde um 1320, vielleicht auch schon vor 1315, in Stein aufgeführt. In ihr residierte Bischof Hermann von Prag (1338 – 1349), der 1341 Wormditt anstelle von Braunsberg zur Bischofsresidenz machte. Sein Nachfolger Bischof Johann I. von Meißen (1350 – 1355) bestimmte jedoch Heilsberg (Lidzbark Warminski) zum Sitz der ermländischen Bischöfe und diese Entscheidung galt dann bis 1795, als der letzte Fürstbischof starb und das Fürstbistum Ermland inzwischen aufgehört hatte, zu existieren.
Bischof Hermann von Prag, auch Hermann von Libenstein genannt, stammte aus Böhmen. Er studierte die Rechtswissenschaft, übernahm kirchliche Ämter und wurde Kanzler und Günstling des böhmischen Königs Johann. 1327 ernannte man ihn zum Untersuchungsrichter am höchsten Gerichtshof der Kurie und einige Jahre später wurde er persönlicher Kaplan von Papst Benedikt XII. Der ernannte ihn 1337 zum Bischof des Ermlands und setzte seine Wahl gegen den erbitterten Widerstand der Ermländer durch. Schon die Gründung der Braunsberger Neustadt 1341 könnte eine Reaktion auf diesen Widerstand gewesen sein. Jedenfalls verlegte er nach weiteren Querelen seinen Bischofssitz nach Wormditt. Bischof Hermann starb in Wormditt. Sein Nachfolger Johannes von Meißen zog mit dem Bischofssitz in die neue Residenzburg in Heilsberg um.
Die Siedlung neben der Burg, 1308 erstmals urkundlich erwähnt, erhielt 1312 von Bischof Eberhard von Neiße (1301 – 1326) die Handfeste. Lokator auf 121 Hufen Land war ein gewisser Wilhelm, vermutlich ein Verwandter von Bischof Eberhard, der dafür sorgte, dass sich zunächst Landsleute aus seiner Heimat Schlesien hier niederließen.
1454 tragen sich in Wormditt die Vertreter der ermländischen Städte, um sich bei der Unterstützung des Preußischen Bundes abzustimmen. Das war das Signal für die Wormditter, die Ordensburg samt Mühle zu erstürmen. Die Wehranlage übergaben sie 1455 den Söldnern des Bundes, die sich erfolgreich gegen den Orden verteidigten.1460 übergaben die Verantwortlichen von Wormditt die Burg dem pro-polnischen Bischof Paul von Legendorf.[3]
Durch den Standort an einer Kreuzung von Handelsstraßen und durch die fruchtbaren Böden der Umgebung war die Grundlage für eine gedeihliche Entwicklung gegeben. Die war dennoch sehr zögerlich durch die Ordenskriege des 15. Jhs. und die polnisch-schwedischen Auseinandersetzungen des 17 Jhs.. Im Nordischen Krieg 1700 – 1721 war Wormditt abwechselnd von Polen und Schweden besetzt.
Doch nach den napoleonischen Kriegen ging es aufwärts und auch das Handwerk, vornehmlich Tuchherstellung und Orgelbau, blühte auf. Der Anschluss an das Eisenbahnnetz 1884 führte dazu, dass Wormditt zu einem Eisenbahnknotenpunkt ausgebaut wurde.
Im 1. Weltkrieg erreichten die russischen Truppen der Njemen-Armee unter General Rennenkampff hier in der Nähe den westlichsten Punkt ihres Vordringens in Ostpreußen, zogen sich aber nach der verlorenen Schlacht an den Masurischen Seen sehr rasch wieder zurück. Im 2. Weltkrieg und danach wurde Wormditt weniger als andere Städte getroffen.
In Wormditt wurde 1938 der Künstler Hans Joachim Albrecht geboren, der als ein führender Vertreter der modernen Bildhauerkunst gilt, aber auch malerisch tätig ist. Er lebt heute in Krefeld. Seine Skulpturen und Plastiken offenbaren oft erst auf den zweiten Blick den menschlichen Körper. Dennoch steht die Beobachtung der Menschen, ihrer Typen und Bewegungen, im Mittelpunkt seines plastischen Schaffens.[1]
Die auf die Bearbeitung von Bernstein spezialisierte Künstlerin Toni Koy (1896 – 1990) stammte aus Wormditt. Nachdem ihre Zeichenlehrerin ihre Begabung festgestellt hatte, machte sie eine Ausbildung in Hanau und zog 1920 nach Königsberg, wo sie eine Goldschmiedewerkstatt eröffnete. 1936 legte sie die Meisterprüfung ab und war inzwischen so prominent, dass Agnes Miegel 1937 ein Gedicht über sie verfasste.[4]
Am 21. Oktober 2008 eröffneten die Johanniter in Wormditt eine Sozialstation für Arme und die Krankenpflege, nachdem die Station in Heilsberg wegen Differenzen mit der Gemeinde geschlossen werden musste. Für ein Ambulatorium wurden neue Räume bereitgestellt und ein großes Lager ist befindet sich im selben Gebäude.[2]
Weitere Informationen über die Burg in Wormditt findet man bei Malgorzata Jackiewicz-Garniec/Miroslaw Garniec, “Burgen im Deutschordensstaat Preußen – Pomesanien, Oberland, Ermland, Masuren”, Olsztyn 2009, S. 312 – 317