Zum 200. Gründungsjubiläum des Gestüts am 26. Sept. 1932 stellte man den lebensgroßen Bronzeabguß eines der erfolgreichsten Trakehner Zuchtpferde vor dem Landstallmeisterhaus im Schatten einer noch heute existierenden, jetzt über 300jährigen Eiche auf, gestaltet von dem Bildhauer Reinhold Kuebart (1879 – 1937): Tempelhüter. Der dunkelbraune Hengst Tempelhüter (20. 12. 1904 – 16. 1. 1933), Sohn von Perfectionist und der Teichrose von Jenissei, war ein Hochleistungspferd und Hauptbeschäler in Trakehnen 1916 – 1931. Er hat eine große Zahl wertvoller Söhne und Töchter gezeugt. Tempelhüter deckte 495 Stuten, die 333 Fohlen zur Welt brachten. Aus diesem Nachwuchs entwickelten sich 65 Beschäler, 59 Trakehner Mutterstuten und 115 Auktionspferde. Er wurde vom Landstallmeister Burchard v. Oettingen gezüchtet und vom Landstallmeister Graf Sponeck als Hauptbeschäler nach Trakehnen geholt.[1]
Auf dem Rondell vor dem Landstallmeisterhaus stand bis 1914 die Bronzeplastik des Hengstes Morgenstrahl, Hauptbeschäler in Trakehnen von 1900 bis 1913. Die nahmen die Russen im 1. Weltkrieg als Kriegsbeute mit nach Russland.
Kuebart war als Bildhauer in Königsberg und Berlin tätig und modellierte oft in Trakehnen, wo sein Bruder Friedrich Gestütsarchitekt war. Wie schon vorher 1914 das Pferdedenkmal „Morgenstrahl“, ebenfalls von Kuebart, kam 1945 das Denkmal von Tempelhüter als Siegestrophäe nach Moskau und wurde dort später vor dem Landwirtschaftsministerium – Fakultät für Tierzucht – aufgestellt.
1989/90 beschädigten Rowdies das Denkmal in Moskau, danach zerstörte ein Brand die Bronzeglasur. Unter anderem mit Spenden von Pferdefreunden aus den USA wurden inzwischen die Schäden behoben. Jetzt hat Tempelhüter einen sichereren Platz im Innern des Landwirtschaftsmuseums erhalten. Sein Sockel befindet sich noch in Trakehnen, lange Zeit und immer noch verziert mit den Jahreszahlen 1941 – 1945.
Seit 1970 versuchte das Deutsche Pferdemuseum mit Sitz in Verden/Aller das Tempelhüter-Standbild von Moskau nach Deutschland zu bringen. Vergeblich! Letztendlich gelang ein Kompromiss, indem gegen Zahlung von 10.500 US-Dollar ein Originalabguss vom Tempelhüter genehmigt wurde. Dieses Standbild ist seit 1974 vor dem Deutschen Pferdemuseum in Verden zu besichtigen.. Seit dem 11. August 1999 steht es auf einem neuen Sockel im Museums-Hof der ehemaligen Holzmarktkaserne in Verden.
Seit 2007 bemühte sich Hagen Mörig , Gründer und 1.Vorsitzender des Fördervereins „Hilfe für Trakehnen e.V.“, in Konsultationen mit den Regierungsverantwortlichen der Russischen Föderation Medwedew und Putin um die Rückführung des Tempelhüters nach Trakehnen. Ein Ortswechsel der Originalstatue war jedoch nicht verhandelbar. Es wurde ihm nach Vorlage von 11.000 Petitionsunterschriften schließlich zugestanden, auf eigene Kosten eine Kopie gießen und in Jasnaja Poljana aufstellen zu lassen, wobei die Aufstellungsmodalitäten in die Zuständigkeit der Regionalregierung des Oblast Kaliningrad gelegt wurden. Mühsam, doch erfolgreich, konnte Mörig die Details klären und so stand der Aufstellung des ca. 40.000 € teuren, aus Spenden finanzierten Abgusses nichts mehr im Wege.
Unter großer Anteilnahme und bei erkennbarer Akzeptanz der Einwohner von Jasnaja Poljana, vielen angereisten deutschen Gästen sowie Mandatsträgern der Regionalverwaltung, des Pferdesports und der Wirtschaft wurde am 29. 9. 2013 die Enthüllung der Statue durch Bürgermeister Bilinski, Hagen Mörig und Dr. Kuebart, den Großneffen des Bildhauers der Originalstatue, vorgenommen[2].
Natürlich hat Reinhold Kuebart nicht nur Pferde modelliert. Er gestaltete z. B. auch eine Diana mit Bogen, ein seinerzeit beliebtes Motiv. Sie stand, wie Gerhard Kuebart ermittelte und mit einem Foto belegte, auf der Anrichte von Friedrich Kuebart, der als Trakehner Gestütsarchitekt in einem Haus in Trakehnen an der Strasse nach Enzuhnen/Rodebach lebte. Auf dem Foto sieht man als Mitglieder der Tischgesellschaft von links: einen unbekannten Gast, Dipl.-Landwirt Eberhard Zwicker, Mattischkehmen, Frau Margarethe Zwicker geb. Kuebart, Karl Kuebart, Anita Zwicker, Anna Kuebart, geb. Cornelsen, Anna Kuebart und Friedrich Kuebart.[3]