Wilhelm Eduard Albrecht (4. 3. 1800- 22. 5. 1876)
Paul Fechter (1880 – 1958)
Julius Eduard Vanselow (1868 – 1892)
Max Reimann (31.10. 1898 – 18.1.1977)
Urgroßeltern mütterlicherseits von Angela Merkel,
Bernd Otto Neumann, geboren am 6. 1. 1942
Ortwin Runde, geboren am 12. 2. 1944
Ursula Karusseit, geboren am 2. 8. 1939 – 1. 2. 2019
Karl August Heinrich Burow (10. 11. 1809 – 15. 4. 1874)
Heinrich Splieth (1877 – 1929)
Ernst Max Schwarz ((1866 – 1960)
Johann Amos Comenius (1592–1670)
Wilhelm Eduard Albrecht (4. 3. 1800- 22. 5. 1876) wurde in Elbing geboren. Er habilitierte sich nach einem Jurastudium in Königsberg, war 1829-1837 Professor des Staats- und Kirchenrechts in Göttingen, 1840-1868 Professor des deutschen Rechts in Leipzig, 1848 Mitglied im Vertrauensmännerausschuss und Verfasser des Entwurfs eines Reichsgrundgesetzes. Schließlich gehörte er als Abgeordneter der konstituierenden deutschen Nationalversammlung in Frankfurt a.M. an und gilt als der Schöpfer der Rechtskonstruktion von der “juristischen Staatspersönlichkeit”. Hauptsächlich bekannt aber wurde er als Mitglied der “Göttinger Sieben”, jener Gruppe von aufbegehrenden Intellektuellen mit den Gebrüdern Grimm an der Spitze, die sich der repressiven staatlichen Bevormundung entzogen:
1837 kam es aufgrund der unterschiedlichen Erbfolge in England und Hannover, wo nur ein männlicher Nachfolger den Thron besteigen durfte, zur Auflösung der Personalunion mit England, wo Viktoria zur Königin gekrönt wurde. Dieses Ereignis nahm König Ernst August von Hannover zum Anlass, die 1833 gewährte Verfassung aufzuheben, indem er Wahlen zur Ständeversammlung nach der alten Verfassung von 1819 anordnete. Dagegen stellten sich die sieben Göttinger Professoren Jakob und Wilhelm Grimm, Friederich Christoph Dahlmann, Georg Gottfried Gervinius, Heinrich Ewald, Wilhelm Albrecht und Wilhelm Eduard Weber, indem sie die Teilnahme an der Wahl verweigerten und eine entsprechende Protestresolution unterzeichneten. Der König antwortete mit drakonischen Strafen: die sog. Göttinger Sieben wurden ihres Amtes enthoben und teilweise des Landes verwiesen. Für sie begann eine bewegte Zeit. Sie wurden überhäuft mit Zustimmungsadressen und Ehrenbezeugungen, ihre populären Konterfeis schmückten Pfeifenköpfe und Kinderspielzeug. Überall in den deutschen Städten schlossen sich die Bürger zu “Göttinger Vereinen” zusammen und machten es zu ihrer Aufgabe, den Sieben bis zu ihrer Wiederanstellung durch Geldspenden ihr Gehalt zu sichern. Doch es dauerte einige Jahre, bis die Protestler wieder eine Berufung erhielten. Zur Erinnerung an ihre populäre Unbotmäßigkeit wurde 1992 der Architekturplatz in Hannover in “Platz der Göttinger Sieben” umbenannt und dort ein von Floriano Bodini entworfenes Bronzedenkmal aufgestellt.
In Elbing wurde der Schriftsteller und Theaterkritiker Paul Fechter (14. 9. 1880 – 9. 1. 1958) geboren. Seine Vorfahren waren alteingesessene Bürger, meist Handwerker. 1899 legte er die Abiturprüfung ab. Anschließend studierte er zunächst Mathematik, Physik und Architektur, wechselte dann aber zu den geisteswissenschaftlichen Fächern und promovierte in Erlangen zum Dr. phil. Fechter begann seine journalistische Laufbahn 1905 bei den Dresdner Neuen Nachrichten als Feuilletonist, ging 1911 zur Vossischen Zeitung nach Berlin, war 1918 – 1933 und 1939 – 1945 Theater- und Kulturreferent der Deutschen Allgemeinen Zeitung und ab 1933 Mitherausgeber der Wochenzeitschrift Deutsche Zukunft, die bis 1939 erschien. Nach dem Krieg war er freier Mitarbeiter, u. a. bei der „Welt“, der „Zeit“, dem NWDR etc. Ab 1954 redigierte er die Neuen Deutschen Hefte als Mitbegründer und -herausgeber. Neben seiner journalistischen Tätigkeit verfasste er Werke zur Literaturgeschichte. Sein Hauptfachgebiet war die Theaterkritik. Werke: u. a. “Wartendes Land”, „Die Rückkehr zur Natur“, “Die Fahrt nach der Ahnfrau”, „Geschichte der Literatur unseres Volkes“ (1932), „Die deutsche Literatur vom Naturalismus bis zur Literatur des Unwirklichen“ (1938), “Der Zauberer Gottes” (1940), „Geschichte der deutschen Literatur“ (1952), „Geschichte des europäischen Dramas bis zur Gegenwart“ (1958). “Menschen und Zeiten”, “An der Wende der Zeit”, “Zwischen Haff und Weichsel”, “Der Herr Ober”, “Alle Macht den Frauen”.[2]
Der Lyriker Julius Eduard Vanselow (1868 – 1892) war Gymnasiallehrer in Elbing und Bruder des berühmteren Karl Vanselow, herausragender Vertreter der Esperanto-Lehre. Im Gegensatz zu seinen idyllischen Gedichten war Julius als Lehrer ein radikaler Kritiker der bestehenden Schule und ein Schulreformer. Er verlangte in diesem Zusammenhang, daß die Schule mehr praktisches und praxistaugliches Wissen und Fertigkeiten vermitteln soll. Seine Gedichte wurden 1893 posthum von seinem Bruder Karl Vanselow unter dem Titel „Sonnenregen“ veröffentlicht. Das Gedicht „In der Schichauschen Werft“ stellte Herr Peter Obenauf, Nachfahre der Familie Vanselow, über Herrn Roland Schnell zur Verfügung. Sie sehen es nebenstehend als Bildwiedergabe. Das Gedicht „Frühling am Drausensee“ finden Sie im Kapitel „Der Drausensee“.
In Elbing geboren wurde der Kommunist Max Reimann (31.10. 1898 – 18.1.1977). Vor der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten war er Arbeiterführer in seine Heimatstadt. 1933 ging er in den Untergrund und kam 1939 ins Konzentrationslager Buchenwald, das er jedoch überlebte. Ab 1948 war Reimann der Vorsitzende der Kommunistischen Partei in der Westzone, von 1949 – 1953 Mitglied des Deutschen Bundestages und ab 1954 Erster Sekretär der KPD der DDR.
Die Urgroßeltern mütterlicherseits von Angela Merkel, Emil Drange (18. 3. 1866 – 8. 4. 1913) und Emma Drange (25. 10. 1871 – 1. 8. 1935), waren angesehene Elbinger Bürger, die in einem bürgerlichen Haus in der ul. Grunewaldzka 63, ehemals Tannenbergallee 63, lebten, das noch steht. Ihr Grabstein existiert ebenfalls noch. Emil Drange war Sohn eines ostpreußischen Müllermeisters, der aus Niederschlesien zugewandert war, und dessen aus der Provinz Posen stammender Frau. Ihm gelang der gesellschaftliche Aufstieg, aber nicht, wie verschiedentlich zu lesen war, zum Oberstadtsekretär und stellvertretenden Bürgermeister von Elbing. Herr Hans-Joachim Pfau, der die sehr informativen Elbinger Heimatseiten www.hans-pfau-elbing.de verfasst hat, schrieb dazu: „Drange war Registrator, um 1900 in Elbing zugezogen und wohnte Schottlandstr. 6b. 1902 war er Magistratssekretär. 1906 war er Stadtsekretär im Rathaus im Büro III und wohnte in der Talstr. 17. 1910 wohnte Herr Drange am Äußeren Mühlendamm 34, um diese Zeit hat er das Haus in der Holländer Chaussee 27 gekauft. 1912 ist Emil Drange nicht mehr in Elbing gemeldet, wird aber als Eigentümer von dem Haus Holländer Chaussee 27 geführt, das vor ihm drei Vorbesitzer Behrendt, Fiedler und Kraft) hatte. 1914 gehört das Haus seiner Witwe die es dann verkauft hat. Herr Drange war städtischer Beamter der unteren Laufbahn und hatte über sich den Stadt-Obersekretär, den Inspektor und den Amtmann. Aber keiner dieser Beamten war berechtigt den Angestellten OB zu vertreten. Die Vertretung wurde von den Stadträten bestimmt, die auch den OB angestellt hatten. Die Stadträte waren damals keine gewählten Parteigenossen, sondern Prominente Bürger der Stadt, die ihre Reihen selbst bestimmten und bei Bedarf auffüllten.“
Emil und Emma Dranges Tochter, Angelas Großmutter Gertrud, verheiratete Jentzsch, war Lehrerin. Deren Tochter Herlind, am 8. 7. 1928 in Danzig geboren, zog 1936 mit ihrer Mutter und ihrer Schwester nach Hamburg, nachdem der Vater ganz plötzlich gestorben war, wurde Lehrerin für Latein und Englisch sowie SPD-Mitglied und heiratete den Pfarrer Horst Kasner (6. 8. 1926 – 2. 9. 2011). Am 17. 7. 1954 brachte sie dort ihre Tochter Angela zur Welt. Pfarrer Kasner zog 1957 nach Templin in der Uckermark, damals DDR, um ein Seminar für kirchliche Dienste, eine innerkirchliche Weiterbildungsstelle, später Pastoralkolleg genannt, aufzubauen und zu leiten. Die heutigen Bewohner von Elbing sind ganz stolz auf die Verbindung zur deutschen Kanzlerin und planen, am Haus, in dem die Urgroßeltern wohnten, eine Gedenktafel anzubringen.[3]
Der Kulturstaatsminister in der Regierung Merkel, Bernd Otto Neumann, wurde am 6. 1. 1942 in Elbing geboren. Er studierte in Bremen Pädagogik und war dort von 1966 – 1971 im Schuldienst tätig. 1971 – 1987 war er Mitglied der Bremischen Bürgerschaft, dabei seit 1973 Fraktionschef der CDU, und wechselte dann als gewähltes Mitglied in den Deutschen Bundestag. Seit 1979 ist er auch Landesvorsitzender der Bremer CDU und von 1991 – 1998 wirkte er als Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie.
Noch kurz vor der Flucht wurde am 12. Februar 1944 der SPD-Politiker Ortwin Runde in Elbing geboren. Er war von 1988 bis 1993 Senator für Arbeit, Gesundheit und Soziales, von 1993 bis 1997 Finanzsenator und von 1997 bis 2001 Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg. Von 2002 bis 2009 war Runde Abgeordneter des Deutschen Bundestags.[4] Er hatte Soziologie und Volkswirtschaft studiert und war dann im Öffentlichen Dienst tätig.
In Elbing wurde am 2. August 1939 die beliebte Schauspielerin Ursula Karusseit als Kind einer christlich geprägten Lehrerfamilie geboren. Von 1960 – 1962 besuchte sie die Staatliche Schauspielschule der DDR in Berlin-Schöneweide und erhielt danach Engagements am Deutschen Theater Berlin, dem Maxim-Gorki-Theater und eine viele Jahre währende Festanstellung im Ensemble der Berliner Volksbühne. Ihr Filmdebüt gab sie 1963. Sie gelangte in der DDR zu großer Popularität, als sie 1968 die bodenständige Magd Gertrud Habersaat in dem Mehrteiler „Wege übers Land“ verkörperte. Sie gilt als anerkannte Brecht-Interpretin (Mutter Courage, Heilige Johanna der Schlachthöfe, Witwe Begbick) und hat auch als Regisseurin ihre Meriten. Sie war in erster Ehe mit Benno Besson verheiratet (1969 – 1977), der sie an der Berliner Volksbühne zu einer bedeutenden Protagonistin des DDR-Theaters heranreifen ließ. Nach der Wiedervereinigung spielte sie in München, Köln, Heidelberg, Dessau, Dresden, Zürich und in Berlin am Schiller-Theater und am Berliner Ensemble. Allgemein bekannt durch die Fernsehserie „In aller Freundschafr“, wo sie die Kantinenwirtin Charlotte Gaus spielte. 2009 wurde die Schauspielerin mit der goldenen Henne für ihr Lebenswerk geehrt. Im selben Jahr 2009 kandidierte sie bei der Bundestagswahl für die Partei Die Linke.
Literatur: Hans-Dieter Schütt, Ursula Karusseit: Wege übers Land und durch die Zeiten. Verlag Das Neue Berlin, Berlin 2009, ISBN 978-3-360-01982-0.
In Elbing wurde Karl August Heinrich Burow (10. 11. 1809 – 15. 4. 1874), der die essigsaure Tonerde erfand, als Sohn eines Salzinspektors geboren. Sein Abitur machte er in Danzig und studierte dann auf der Albertina in Königsberg zunächst Theologie, sehr bald jedoch Medizin. Nach dem Staatsexamen wurde er in Berlin Assistent bei dem aus Königsberg stammenden Professor Johann Dieffenbach (1792 – 1847), dem Begründer der plastischen Chirurgie, und promovierte über Blutgefäße der Frösche bei Carl Ernst von Baer (1792 – 1876). 1836 ließ sich Burow als Chirurg und Augenarzt in Königsberg nieder, habilitierte sich 1839 als Privatdozent für Chirurgie, wurde 1844 zum a.o. Professor ernannt und eröffnete 1846 eine Privatklinik, die später vom Staat als Universitäts-Poliklinik übernommen wurde. Besonders bekannt wurde er durch die Entdeckung der heilenden Kraft der essigsauren Tonerde (Aluminiumacetat) bei Entzündungen und Schwellungen. Als Arzt führte er erste Operationen an der Schilddrüse durch und entwickelte Möglichkeiten, offene Wunden zu behandeln. Ihm zu Ehren stellte man vor seinem Haus am schiefen Berg in Königsberg eine Bronze-Büste von Emil Hundrieser (1846 – 1911) auf, die auf einer vier Meter hohen kannellierten Eisensäule stand. Diese Büste fand sich auf dem Hamburger Glockenfriedhof wieder, wo sie sein Urenkel Dr. Ernst Meyer erwarb. Sie befindet sich heute im Museum Stadt Königsberg.[1]
Heinrich Splieth (1877 – 1929) wurde als Sohn des Holzbildhauers und Kunsthandwerkers Heinrich Josef Splieth (1842 – 1894) in Elbing geboren. Er studierte an der Berliner Kunstakademie. Mit einem Stipendium des Ermländischen Domkapitels konnte er seine Ausbildung durch einen zweijährigen Aufenthalt in Rom vervollkommnen. Er schuf Porträtbüsten, Tierplastiken, Brunnenanlagen und weitere Monumentalwerke. Mehr als fünfzig Tierplastiken hat er für das Preußische Landwirtschaftsministerium geschaffen, dazu viele Plakettenaufträge für andere preußische Ministerien ausgeführt.
Seiner Heimatstadt Elbing blieb Splieth stets eng verbunden. Die Kreuzabnahme in der Nikolaikirche und ein Ehrenmal für die Gefallenen des 1. Weltkriegs zählen dabei zu seinen Hauptwerken. Er schuf ferner u. a. das “Sinnende Mädchen” in der Ruhmeshalle von Wuppertal-Barmen, das Mommsen-Denkmal in Garding, das Reiterstandbild Wilhelms I. in Wriezen und die “Ermländerin” für das Braunsberger Museum. Die Majolikamanufaktur in Cadinen hat viele seiner Tierplastiken angekauft. Seine letzte Arbeit war sein eigenes Grabmal – “De profundis” – in Iserlohn. Aus dem Elbinger Splieth-Museum, das am 4. November 1929 in der Heiligen Geiststrasse eröffnet wurde, ist nach den Kriegszerstörungen nichts erhalten geblieben. Es gibt lediglich noch einige Fotografien.
Nachfolgende Werke von Heinrich Splieth sind zwar in Artikeln beschrieben worden, aber es existieren keine Fotos. Kann jemand etwas zum Verbleib oder Schicksal der Kunstwerke beitragen?
- Die Ermländerin für das Museum Braunsberg, verschollen (in mehreren Presseartikeln aus der damaligen Zeit erwähnt)
- Magdalenenfriedhof Braunsberg Kriegerdenkmal, „Kapellchen aus Sandstein mit Kupferhaube, vorn die Schmerzensmutter, ….“ (siehe Pohls Hauskalender S. 2)
- In der katholischen Kirche zur Hl. Familie der Haberberger Pfarrgemeinde in Königsberg, Kriegerdenkmal – Großes Steinrelief, Christus, einen sterbenden Krieger segnend. Im Krieg zerstört. (siehe den Artikel von Karl Märtin „Heinrich Splieth“ in Ostdeutsche Monatshefte 1929 und Artikel aus Ermländer Zeitung 1921)
- Dank des Ermlandes an seinen Retter aus Cadiner Majolika – 11 lebensgroße Figuren, die Christus zustreben, geschaffen für Kloster Springborn ( siehe Pohls Hauskalender S. 2) –verschollen .
Ernst Max Schwarz (4. 6. 1866 – 30.11.1960) wurde in Elbing geboren und wuchs in Königsberg auf, wo er eine Lehre als Drogist absolvierte. Anschließend war er für einige Jahre als Reisender für bedeutende Drogen-, Chemikalien-, Farben- und Gerbstoffhandelshäuser in Dresden und Chemnitz tätig. 1894 gründete er mit Otto Zschimmer die Firma Zschimmer & Schwarz in Chemnitz. Durch die Übernahme anderer chemischer Fabriken wuchs die Beschäftigtenzahl bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges auf 1200 Personen. Zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurden das Stammhaus und die Hauptverwaltung in Chemnitz zerstört. Schwarz floh nach der Enteignung 1946 nach Oberlahnstein und half hier beim Wiederauf- und -ausbau des 1939 dort von ihm erworbenen Betriebes. Die Zahl der Arbeitsplätze stieg von ca. 40 (1946) auf ca. 400 Arbeitsplätze (1958). Heute gehören zur Zschimmer u. Schwarz Gruppe 14 Produktionsgesellschaften und 7 Vertriebsgesellschaften, u. a. in Argentinien, Brasilien, China, Frankreich, Italien, Mexiko, Russland, Spanien und in den USA. Seit 1993 ist Zschimmer & Schwarz auch wieder in der alten sächsischen Heimat mit einem Werk in Mohsdorf bei Chemnitz ansässig.
Der den Böhmischen Brüdern angehörende Pädagoge Johann Amos Comenius (1592–1670) genoss bereits zu seinen Lebzeiten europaweite Anerkennung. Sie führte dazu, dass der schwedische Königshof Comenius beauftragte, ein Konzept zur Erneuerung des Schulsystems zu entwickeln. Deshalb kam der Gelehrte 1642 in das schwedisch besetzte Elbing, wo er bis 1648 blieb. Hier verfasste er nicht nur sein Hauptwerk „Allgemeine Beratung über die Verbesserung der menschlichen Angelegenheiten“ (De rerum humanarum emendatione consultatio catholica), sondern unterstützte auch die Vorbereitungen des „Colloquium Charitativum“, das vom 28. August bis zum 22. November 1645 in Thorn stattfand und zur Vermittlung zwischen Katholiken und Protestanten beitragen sollte. Der Elbinger Stadtrat unterstützte Comenius’ Bemühungen und stellte ihm eine Karosse für die Reise nach Thorn zur Verfügung. Die Religionsgespräche führten letztlich allerdings nicht zu konkreten Ergebnissen, und das Verhältnis zwischen den Konfessionen blieb weiterhin angespannt. 1724 ereignete sich dann – wiederum in Thorn – der erwähnte offene Ausbruch der Gegensätze. Nachdem die – maßgeblich von den Jesuiten getragene – Gegenreformation in den vorangegangenen Jahren in der lutherisch dominierten Stadt vorangetrieben worden war, kam es am Fronleichnamstag jenes Jahres zum „Thorner Tumult“, bei dem protestantische Bürger das Jesuitenkloster stürmten und verwüsteten. Nun musste bzw. konnte der polnische König August II. mit aller Härte durchgreifen: Nicht nur, dass sämtliche Hauptkirchen der Stadt der katholischen Kirche übereignet wurden; vielmehr wurden am 7. Dezember auch ein Bürgermeister und neun Thorner Bürger öffentlich hingerichtet.