Kathedrale St. Jacob

Die Jakobus d. Ä. geweihte Pfarrkirche ist seit dem 28. Juni 1972 die Konkathedrale des Bistums Ermland. Sie entstand vermutlich 1370 – 1380. Eine Inschrift in der südlichen Turmkapelle weist darauf hin, dass der Grundstein 1315 gelegt wurde und dieses Datum wird verschiedentlich als Baubeginn behauptet. Diese Inschrift ist aber nachweislich erst 1721 beim Ausbau der Turmkapelle angebracht worden. Das dort genannte Datum wird urkundlich nicht bestätigt und daher auch nicht allgemein anerkannt. Vielleicht war das Jahr 1375 gemeint. Architektursachverständige halten eine Bauzeit von der 2. Hälfte 14. Jh. bis 1. Hälfte 15. Jh. für wahrscheinlich. Der eindrucksvolle Ostgiebel wurde kurz nach 1429 errichtet [1].

Die dreisschiffige Hallenkirche hat keinen Chor und die zweigeschossige Sakristei ist nicht angebaut, sondern befindet sich im östlichen Abschnitt des südlichen Seitenschiffs, das Obergeschoß als Empore ausgebildet.

Der am Anfang frei vorgebaute Turm wurde zunächst nur bis zur Höhe der Dachschräge aufgeführt und erst 1582 – 1596 durch Aufbau weiterer Stockwerke vollendet. Durch seitliche Kapellen, die man 1715 – 1721 anlässlich gründlicher Renovierungsarbeiten unter Leitung von Peter Olchowsky aus Rößel anfügte und mit den Seitenschiffen verband, integrierte man den Turm in die Kirche. Viele Spender machten den Bau des Turms möglich. Gemeindemitglieder stifteten 43.500 Ziegel.

Die Turmspitze erhielt erst nach größeren Reparaturarbeiten 1867/68 die gegenwärtige Gestalt, wobei der goldene Stern vom Erstbau 1596 ist, damals gestiftet von Bürgermeister Eustachius Ludewich. Neogotische Veränderungen an der Fassade erfolgten 1866 – 1868 unter Leitung von Baurat Nöring unter Beteiligung des preußischen Landeskonservators Ferdinand v. Quast und des Schinkel-Schülers August Stüler. Zugleich bereinigte man den Innenraum von damals nicht geschätzten Barockelementen, wobei die wesentliche Anregung dazu vom Inhaber der Adler-Apotheke, Balthasar Joseph Ost (1827 – 1915) kam [2]. Im Jahr 1896 brannte es in der Kirche, wobei der Hauptaltar mit seinen unschätzbaren flämischen Malereien, der gerade aus der St.-Anna-Kapelle des Schlosses hierher verlagert worden war, abbrannte [3]. 1899 erneuerte man das Dach. Im Jahr 2001 erhielt die Kirche ein repräsentatives Hauptportal aus Bronze.

Die Gewölbe im Innern der Kirche entstanden, wie der Turm, erst im Laufe des 16. Jhs. Das Mittelschiff wird durch Kuppelgewölbe oben abgeschlossen, die mit einem komplizierten Netz von Rippen verziert sind, die vielleicht Meister Nikolaus aus Allenstein gestaltete. Die Seitenschiffe sind von Kristallgewölben überdeckt, möglicherweise von Meister Matz, der 1515 in Mohrungen wirkte. Die Terrakottaköpfe am Ende der nach unten auslaufenden Rippen stellen Könige, Bischöfe und sonstige bärtige Männer dar.

Im Winter 1806/07 wurde die Kirche zum Gefängnis für 1.500 preußische und russische Soldaten. Um sich zu wärmen, verbrannten die alles verfügbare Holz. Die danach erneuerte Ausstattung hat sich dann bis in unsere Tage erhalten. Zum Kriegsende 1945 gelang es dem damaligen Pfarrer Johannes Hanowski (1873 – 1968), die Plünderung und Vernichtung des Kircheninneren zu verhindern [4].

Zur Ausstattung gehören hauptsächlich neogotische Gegenstände aus dem 19. Jh.

  • Hochaltar neogotisch aus der 2. Hälfte 19. Jh., plastischer Bildschmuck von der Nürnberger Firma Rotermundt, mit eingebautem Renaissance-Flügelaltar von 1552 aus der 1806 abgebrochenen Kreuzkirche
  • links und rechts vom Hochaltar die Figuren des Andreas und des Jakobus, um 1460, als Reste eines 1896 verbrannten Altars
  • gotischer Marienaltar vom Anfang 16. Jh. im linken Seitenschiff als ehemaliger Hochaltar mit geschnitzten Szenen aus dem alten und neuen Testament, in der Mitte Kreuzigungsgruppe mit Hl. Dreifaltigkeit, flankiert von zwei Engeln
  • neogotischer Altar der Muttergottes aus Wilna, geschaffen von Joseph und August Lorkowski aus Dietrichswalde 1886, darin Teile des spätgotischen Katharinenaltars – Katharina sitzt und schreibt, flankiert von 2 Engeln, alles angefertigt um 1480 und ursprünglich Teil des Altars der Schützen-Bruderschaft. Oberer Abschluss – Laubwerk mit zwei Halbfiguren, die ein Spruchband halten – von vor 1489
  • im neogotischen Altar der Verehrung des hl. Kreuzes spätgotisches Tryptichon, als Altarbekrönung Pieta und 4 Heilige, angefertigt 1866/67 von Stuflesser in St. Ulrich, Tirol
  • Das Thriumphkreuz zwischen den ersten Pfeilern des Mittelschiffs über dem Hochaltar könnte Isaac Riga um 1680 geschaffen haben
  • Ein Kronleuchter aus dem Geweih eines 16-Enders, der anlässlich einer Jagd in die Kirche geflüchtet sein soll, wurde 1598 von einem Simon Lange gestiftet und hängt in der südlichen Eingangskapelle. Er wird für einen der frühesten dieser Art in Ostpreußen gehalten
  • Der Doppelleuchter Unserer Lieben Frau von 1609 ist, wie der Stern auf dem Turmdach, ein Geschenk von Bürgermeister Eustachius Ludewich
  • Granittaufbecken, 14. Jh., in der Westkapelle
  • Taufstein aus schwarzem Marmor, um 1623
  • Muttergottesbild vom Rosenkranzaltar in der Taufkapelle, testamentarisch 1716 gestiftet vom Ratsherrn Franz Dromler, mit Silberbeschlag von 1727
  • Chorstuhl neben dem Hochaltar, zusammengebaut aus Einzelteilen vom Gestühl des ehemaligen Franziskanerklosters in Braunsberg von Splieth-Elbing nach 1866/67
  • Glasfenster hinter dem Hauptaltar, Maria mit Weltkugel darstellend, aus 2. Hälfte 19. Jhs.
  • Orgel – Haupt- und Nebenorgel – von Max Terlecki aus Königsberg
  • 1998 wurde von Erzbischof Piszcz die bronzene Porträtbüste seines Vorgängers, des deutschen Bischofs Maximilian Kaller, geschaffen von der Allensteiner Bildhauerin Erika Maria Wiegand, in der Jacobikirche enthüllt und geweiht
  • Die Kunstsammlung des Bistums Ermland befindet sich zum größten Teil im Diözesanmuseum. Dort soll sich auch ein Altarbild mit der ältesten Stadtansicht von Königsberg befinden, das früher im Königsberger Dom hing

Im linken Seitenflügel der Kathedrale befindet sich ein ehrwürdiger holzgeschnitzter Altar, der möglicherweise eine Arbeit von Tilman Riemenschneider oder seiner Werkstatt ist. Er hat eine besondere Geschichte: ursprünglich befand er sich in der Kapelle des Gutes Wedesbüttel in Niedersachsen, das die Familie von Knobelsdorff 1902 erwarb. Der Flügelltar der Kapelle verschwand am Anfang des 20. Jhs. und die heutigen Knobelsdorffs wollten dessen Schicksal erkunden. Es kam heraus, dass der vorherige Gutsbesitzer den Altar dem deutschen Kaiser Wilhelm II. geschenkt hatte, und der ließ ihn in die Schlosskirche der Marienburg bringen, wo er bis nach dem 2. Weltkrieg stand. 1946 wurde beschlossen, den Altar in die Jakobikirche in Allenstein zu verlegen, und dort steht er heute noch [5].

Das Pfarrhaus südlich der Jakobuskirche entstand 1771/72 als Erzpriesterei und die Außenwände sind noch aus dieser Zeit. Daneben steht die Kaplanei von 1888 und neben dieser das alte Schulgebäude, errichtet 1796. Unten befanden sich zwei Klassenräume und oben hatten Rektor und Kantor ihre Zimmer. Alle drei Häuser stehen auf der ehemaligen Stadtmauer.

1 Allensteiner Nachrichten, Mai 2008: neueste dendrochronologische Untersuchungen)
2 R. Btkowski, Blitze waren das kleinere Übel, Oprbl. Nr. 32, 9. 8. 2008, S. 15
3 R. Btkowski, Blitze waren das kleinere Übel, Oprbl. Nr. 32, 9. 8. 2008, S. 16
4 Allensteiner Nachrichten, Mai 2008
[5] Dr. Grzegorz Supady, Bruno Mischke und der seltsame Weg eines Altars von Wedesbüttel über Marienburg nach Allenstein, Allensteiner Nachrichten, 24. 7. 2014, S. 4