Zahlreiche Villen und Gästehäuser des 19. Jhs. und fast die ganze Königsberger Straße sowie einige Fischerhäuser und Pensionen aus der Wende zum 20. Jh. die sich in dem vom Meer mehr abgelegenen Stadtteil befanden, blieben erhalten. Architektonisch dominiert die Verbindung von Holz und Mauerwerk. Die einstige attraktive Promenade mit viel Holz wich in der Nachkriegszeit einer 2 km langen Strandtrasse aus Beton.
Der Bau einer Fachwerkkirche für die evangelische Gemeinde wurde aufgrund der steigenden Zahl von Sommergästen erforderlich und erfolgte 1855. Erst 1877 wurde Cranz der Kirchenstandort eines Kirchspiels, dem man 1883 noch Sarkau zuordnete. Es zeichnete sich bereits in dieser Zeit ab, dass das alte Kirchlein zu klein war. Deshalb errichtete man 1896/97 einen neogotischen Neubau, innen mit gewölbter Holzdecke, und weihte ihn dem hl. Adalbert. Die Bauplanung stammte von Baumeister Launier. Die 3 Stahlglocken wurden in Lauchhammer gegossen. Die Vorgängerkirche verkaufte man nach Zimmerbude. Die Kirche kam unversehrt über den Krieg und diente zunächst verschiedenen Institutionen, ab 1957 nur noch der Fischereigenossenschaft als Lagerhalle. 1990 wurde sie als Sporthalle in Benutzung genommen. Die orthodoxe Kirche hat den Bau übernommen und ihn in einen ordentlichen Zustand versetzt. Das Pfarrhaus wurde 1900 gebaut.
Für die Katholiken stand die kleine Andreaskapelle von 1903/04 im Stil der samländischen Bischofskirchen zur Verfügung, Baumeister war Paul Lauffer aus Königsberg. Heute ist die einstige katholische Kirche ein russisch-orthodoxes Gotteshaus in der Moskowskaja – Kirchenstrasse.
Von der stattlichen Synagoge neben dem einstigen Kurhaus, errichtet 1911, steht noch der Eingang. Für die Mitglieder der Königsberger Baptistengemeinde stand in der ehem. Bahnhofsstrasse eine Kapelle zur Verfügung.
Der Verschönerungsverein von Cranz bepflanzte in Zusammenarbeit mit der Dünenbauverwaltung die Dünen im östlichen Bereich von Cranz und schuf so 1844 einen attraktiven Park, die Plantage. Am Sedanstag 1872 pflanzte man im Park die Friedenseiche, die vielleicht noch steht. Seit 2011 bemüht man sich, der Plantage mit Storchenteich und Wyneckenplatz wieder in ein freudnliches Aussehen zu geben.[1]
Noch weiter nach Osten erstreckt sich das Cranzer Moorgebiet. Es entwickelte sich mit einer Mächtigkeit bis zu 12 Metern in dem Bereich des Cranzer Tiefs, das früher eine Verbindung zwischen Haff und Ostsee darstellte, die nach der Entstehung des Memeler Tiefs nach und nach versandete und versumpfte. Ein beliebtes Wanderziel war vor dem Krieg das Gut Schwentlund am Haff, wobei man das ganze Moorgebiet zu durchqueren hatte. Der Name des Ortes rührt vermutlich aus der Zeit der schwedischen Besetzung 1629 – 1635.
Im Jahr 2001 wurde im ehem. Cranzer Gemeindehaus der Baptisten in der einstigen. Kirchenstraße ein Museum für Geschichte und Archäologie mit 3 Ausstellungsräumen eröffnet. Es beinhaltet eine Gemäldegalerie mit zeitgenössischen Bildern heutiger Cranzer Künstler wie z. B. Olga und Wladimir Uljanow, archäologische Funde aus Cranz und Umgebung von der vorgeschichtlichen Zeit bis ins 20. Jahrhundert sowie Schautafeln zur Historie der Stadt. Auskünfte dazu gewähren Horst Dietrich, Mannstaedtstraße 6, 65187 Wiesbaden und Walter Rosenbaum, Gerhardstraße 23, 27576 Bremerhaven.
Das Krankenhaus in der ul. Pogranichnaij 1 von 1906 wurde weitgehend restauriert. Neue Sanatorien und Kinderheime kamen hinzu.
Cranz erhielt 2007 einen Königin-Luise-Brunnen. Als die Kreisverwaltung Bad Doberan, die bereits seit 10 Jahren mit Cranz zusammen arbeitet, davon erfuhr, entschloss man sich dort für ein Geschenk. Bad Doberan schenkte der Stadt Cranz für den neuen Trinkwasserbrunnen eine Luisenbüste, und zwar die Kopie einer Skulptur von Christian Daniel Rauch, deren Original sich in der Nationalgalerie in Berlin befindet. Der Cranzer Brunnen spendet Cranzer Heilwasser, das aus 240 Meter Tiefe gefördert wird. Es soll bei chronischer Gastritis, Magengeschwüren, chronischen Leberleiden und Stoffwechselstörungen heilend wirken.[6]
Der alte Wasserturm existiert noch und hat einen russischen Besitzer. Dieser hat den Turm als Aussichtsturm mit Café umgebaut. Es gibt sogar einen Lift nach oben.[2] Daneben soll es einen Hotelneubau geben.[3] Ein Teil der Strandpromenade ab dem Hotel Sambia wurde 2008 neu gestaltet.[7]
Von der ehemaligen Dorfanlage des Kranzkrugs steht nur noch das Hauptgebäude der ehemaligen Oberförsterei, in der auch Königin Luise auf ihrer Flucht nach Memel einmal übernachtete. Damals war hier die Posthalterei untergebracht. Diese bestand bis 1870, als das neue Postgebäude eröffnete. Mit Unterstützung eines Sponsors wird dieses älteste Haus von Cranz in der einstigen Beekstrasse ganz oder teilweise saniert. Die älteren Stallungen und die 1902 erbaute Scheune sind abgerissen worden. Seit 2011 steht vor dem Luisenhaus wieder der Luisenpfahl, finanziert vom Verein „Freunde von Cranz/Selenogradsk“.[8]
Auf dem Friedhof von Cranz steht jetzt ein Gedenkstein, der an die verstorbenen Cranzer erinnert. Man findet ihn wie folgt: Durch das Haupttor. Vor den Bänken führt ein schmaler Gang nach rechts. Nach 20 Metern stößt man auf den Gedenkstein unter einer alten Eiche.
2013 stellte man an der Strandpromenade ein Denkmal für die Robbe Rjurik auf, die die Cranz eine Zeit lang zur Freude der Einwohner besucht hatte. Der Bildhauer Valerij Kowaljow aus Kaliningrad schuf das Denkmal aus Granit.[4]
Im Museum von Cranz findet man Andenken an das alte Cranz, die teilweise von ehemaligen Einwohnern zur Verfügung gestellt wurden wie z. B. drei Böhmische Gläser mit dem Aufdruck „Cranz“.[5]
[2] Klaus A Lunau, Report aus Cranz, Unser schönes Samland, Winter 2011, S. 56
[3] Klaus A. Lunau, Report aus Cranz/Selenogradsk I/2008, Unser schönes Samland, Frühjahr 2008, S. 64
[4] J. T., Tierisches Denkmal, Oprbl. Nr. 12/2014 (23. März), S. 13
[5] Ulla Rebentisch, Cranz in Unser schönes Samland, Winter 2019, S. 24
[6] Jurij Tschernyschew, Luisenbüste für Luisenbrunnen, Oprbl. Nr. 26/07
[7] Klaus A. Lunau, Report aus Cranz/Selenogradsk I/2008, Unser schönes Samland, Frühling 2009, S. 61
[8] Dr. Wolfgang Reske, Der Luisenpfahl – eine Erinnerung an die Flucht von Königsberg nach Memel, Königsberger Bürgerbrief, Winter 2020, S.39 f