Kumaschewo – Kumehnen
Kumehnen ist ein kölmisches Kirchdorf. Eine Siedlung bestand hier schon zu prußischer Zeit. 1390 nannte man den Ort noch Bischofsdorf, doch der Name setzte sich nicht durch. In Anlehnung an die alte prußische Bezeichnung nannte man ihn Comen (1355), Cumahnen (1384), Kumeyen, Kumegen, Kumeinen, Cumaine (1566). Der Name geht zurück auf das prußische kumetis = Bauer, bezeichnet also ein Bauerndorf. Die Gründung des Dorfes könnte zusammen fallen mit der Einrichtung der mit 4 Pfarrhufen dotierten Pfarrstelle 1390, womit die erste bekannte urkundliche Erwähnung verbunden war. Ein Schulgebäude wurde bereits 1567 erwähnt. Nach cem 1. Weltkrieg entstand ein moderner zweiklassiger Neubau.[1]
Das Kirchspiel Kumehnen bildet mit dem innerhalb seiner Grenzen liegenden Höhenzug der Alk den Mittelpunkt des westlichen Samlandes. Mit fast mathematischer Genauigkeit teilt der Höhenzug das Kirchspiel und den Kreis Fischhausen in eine östliche und westliche Hälfte.
Die Ordenskirche stammt aus der Gründungszeit des Dorfes während der Regierung des Bischofs Heinrich II. von Samland (1387 – 1395). Das recht niedrige Kirchenschiff auf Feldsteinsockel, entstanden um 1400, ist dreischiffig. Der Chor mit quadratischem Grundriss hat mit großer Wahrscheinlichkeit schon vor 1390 als Kapelle existiert, die vom Medenauer Pfarrer betreut wurde, und ist somit der älteste Teil der Kirche. Die Nordwand ist fensterlos, Südfassade und Chorwände sind durch eine Reihe spitzbogiger Blenden gegliedert, die der Außenseite – verstärkt durch den Charme des Verfalls – ein malerisches Aussehen verleihen. In der Abschlusswand des Chors befinden sich links eine kleine Doppeltür mit gotischem Beschlag zum Sakramentshäuschen, in der Mitte zwei Doppeltüren übereinander.
Die Sakristei mit Tonnengewölbe ist vom Anfang 15. Jh. die Vorhalle im Norden hat Spitzbogenblenden im Innern. Der Unterbau des Turms entstand zusammen mit dem Schiff – Feldstein mit Backstein gemischt. Noch vor Ende des 15. Jhs. erhöhte man den Turm unter Verwendung von Backstein um ein Stockwerk.
1945 wurde der Turm beschädigt, doch in den 1950er Jahren fehlten lediglich etliche Ziegel auf dem Turmdach. Danach wurde der Turm jedoch weitgehend abgetragen. Vom Unterbau war 1989 die Westseite eingestürzt, vom Oberbau überlebte nur die Ostseite. Das Dach des Chores ist eingestürzt, ebenso ein Joch. Das Dach des Langhauses zeigt Verfallsspuren.
Bemerkenswert sind die Einfassungen der Türen im Norden und Süden sowie zur Sakristei. Die Ornamente wurden teilweise vor dem Brennen mit dem Messer herausgeschnitten. Die Nordtür trug eine eingeschnittene Jahreszahl MDLXII (1562).
Im Innern gab es im Chor noch das ordenszeitliche Sterngewölbe auf Maßwerkkonsolen, Anfang 15. Jh. nachträglich eingezogen. Das ursprüngliche Sterngewölbe im Schiff, um 1500, stürzte dagegen 1640 ein, entweder infolge eines Baumangels oder eines Feuerschadens. Die Reste entfernte man 1697 und 1703 wurde im Schiff eine neue Decke aus Holz in flach elliptischer Form installiert, bemalt mit biblischen Motiven in geometrischen Feldern. 1643 baute man an der Nordwand eine Empore ein. Es gab Reste von Wandmalereien, die unter Tünche freigelegt wurden. Die Ausmalung der Kirche wurde wesentlich initiiert von Pfarrer Gottfried Willamowius (1660 – 1726), Vater von neun Kindern. Sein Bild in der Kirche wurde nach dem Krieg zerstört.[2]
Die Ausstattung ist vernichtet. Die Kirche wurde nach dem Krieg lange als Speicher genutzt. Nach Informationen aus 2009 wurde die Ordenskirche vom russischen Denkmalsamt als Projekt ins„Programm der Restaurierungen im großen Rahmen“ aufgenommen. Für 2010 stehen demnach erstmals finanzielle Mittel zur Sicherung zur Verfügung. Der Architekt Manfred Thon, ein Fachmann auf dem Gebiet behutsamer Restaurierungen kulturhistorisch wertvoller Baudenkmäler, hat im Februar 2005 ein Sicherungskonzept für die Ordenskirche Kumehnen aufgestellt.[3] Jetzt wird an einem Nutzungskonzept gearbeitet.
Nachdem die Kirche der Russisch-Orthodoxen Kirche übereignet worden war, konnte man sich über die Restaurierungsmaßnahmen nicht verständigen. Deshalb hat der Förderverein Kumehnen / Kumatschjowo e. V. seine Tätigkeit eingestellt. Immerhin hat die orthodoxe Kirchenorgaisation dafür gesorgt, dass das Kirchenschiff von Schutt und Unrat befreit wurde. Vom Chor stehen allerdings nur noch Fragmente.
Es gibt einen “Förderverein Kumehnen / Kumatschjowo e. V.”, gegründet am 5. März 2000. Er will die alte Kumehner Kirche vor dem völligen Verfall bewahren und bittet deshalb um Spenden.
Konto des Fördervereins Kumehnen:
Sparkasse Hennstedt-Wesselburen (BLZ 218 523 10)
Konto-Nr. 2008459
Spendenbestätigungen zur Vorlage beim Finanzamt werden auf Wunsch ausgestellt
Kontaktadresse:
Lothar Dufke, Telefon: 04882 – 1055, eMail: lothar.dufke@t-online.de
Sprecher des Fördervereins ist Herr Lothar Dufke aus Lunden, e-mail lothar.dufke@t-online.de. Er hat im Jahr 2009 mit Vertretern der russisch-orthodoxen Kirche und mit dem Denkmalschutzdirektor über die Rettung der Kirche in Kumehnen gesprochen und ist ganz optimistisch, dass er etwas in Bewegung setzen konnte. Das würde viele Leute freuen und man kann ihm nur die Daumen drücken.[4]
[1] Das Kirchspiel Kumehnen, Unser schönes Samland, Frühjahr 2022, S. 48 f
[2] Karl Willamowius, Die Kumehner Kirche heute, Unser schönes Samland, Herbst 2023, S. 50
[3] Unser schönes Samland, Frühling 2009, S. 4
[4] Lothar Dufke in Unser schönes Samland, Herbst 2009, S. 64 f