Ostpreußenflug 4. bis 6. März 1929

Ein Beitrag von Jürgen Ehmann

Ursprünglich sollte der dreitägige Ostpreußenflug des Deutschen Luftfahrtverbandes in Gemeinschaft mit der Gruppe Ost vom 17. bis 19. Februar 1929 stattfinden. Der Start wurde wegen starken Minustemperaturen um 14 Tage[1] und dann vom Sonntag, den 3. März auf Montag, den 4. März, wegen starkem Schneetreiben und ungünstigen Wettermeldungen aus den anderen Provinzstädten verschoben.[2]

Zugelassen zu diesem Flug wurden nur in Deutschland gebaute Flugzeuge bis 400 Kilogramm Rüstgewicht und bestandener technischer Leistungsprüfung. An der Veranstaltung nahmen teil:

Pilot Theodor „Theo“ Jakob Croneiss aus Fürth mit einem BFW Tiefdecker „M 23c“ der Bayerischen Flugzeug-Werke AG Augsburg und Flugbeobachter Fitzeck,

Pilot Friedrich „Fritz“ Wilhelm Siebel aus Stuttgart mit einem Klemm Tiefdecker „L 25 I“ der Klemm GmbH Böblingen und Flugbeobachter Habemeier.

Ein gemeldetes Flugzeug der Akademischen Fliegergruppe Darmstadt bestand vermutlich nicht die technische Leistungsprüfung.[3]

Bei widrigen Winden, Schneetreiben und mangelnder Sicht starteten die Flugzeuge am 4. März vom Flugplatz Devau zur ersten 383 Kilometer langen Tagesetappe mit Zwischenlandungen in Marienburg und Allenstein und Ziel Königsberg. Die Wendemarken in Elbing, Marienwerder, Deutsch Eylau, Osterode und Bartenstein wurden in einer Höhe von 50 Metern vorschriftsmäßig umrundet. Erreichte Siebel noch Marienburg als Erster, wurde er in der Nähe von Marienwerder von Croneiss überholt und verlor zu allem Überfluss auf dem Weg nach Allenstein Karte, Mütze und Brille. In Allenstein konnte er sich eine Skizze der von Croneiss verwendeten Karte anfertigen. Croneiss landete mit 38 Minuten Vorsprung in Königsberg.[4]

Die zweite und mit 484 Kilometer längste Tagesetappe führte von Königsberg mit den Wendemarken Bartenstein und Rastenburg zur Zwischenstation Allenstein über Marienburg zum nächsten Zwischenhalt Danzig. Auf dem Rückweg nach Königsberg mit Flug über Elbing setzte heftiges Schneegestöber ein. Erneut gelangte Croneiss, diesmal mit 18 Minuten Vorsprung, als Erster in Königsberg.[5]

Mit der letzten über 466 Kilometer langen Strecke von Königsberg über Tilsit, Rastenburg, Allenstein, Elbing fand der Ostpreußenflug in Königsberg seinen Abschluss. Wegen dichten Nebels konnte Siebel den Tilsiter Flugplatz nicht finden und musste in der Nähe der Stadt auf einem zugefrorenen Teich notlanden.[6] Wegen ebenfalls aufkommendem Nebel flog der in Elbing mit über eine Stunde im Rückstand liegende Siebel in geringer Höhe an der Bahnstrecke Elbing-Königsberg entlang[7], musste infolge der schlechten Witterung bei Grunau in der Nähe von Heiligenbeil notlanden und erreichte mit knapp zwei Stunden Rückstand Königsberg.

Beide Piloten erhielten für den restlos durchgeführten Streckenflug je 2.500 Mark und jeweils eine Sonderprämie von 6.000 Mark. Der Sieger, Theo Croneiss, wurde ausgezeichnet mit dem Ehrenpreis des Deutschen Luftfahrtverbandes und den Preisen der Städte Marienburg und Tilsit, während Siebel die Preise der Städte Danzig und Insterburg erhielt. Auch die beiden Beobachter Fitzeck und Hagemeier erhielten Preise.[8]

Fotos:

1. Flughafen Königsberg-Devau aus „Hanns Hopp – Ein Architekt in Ostpreußen“ von E. Kurt Fischer

2. Theo Croneiss aus „Neue Mannheimer Zeitung, 8. März 1929“

3. Fritz Siebel, um 1930 (c Hansjürgen Klemm)

Jürgen Ehmann

66564 Ottweiler


[1] Langenberger Zeitung, 15. Februar 1929

[2] Düsseldorfer Stadt-Anzeiger, 4. März 1929

[3] Dortmunder Zeitung, 16. Februar 1929

[4] Bochumer Anzeiger und General-Anzeiger, 6. März 1929

[5] Bochumer Anzeiger und General-Anzeiger, 7. März 1929

[6] Dortmunder Zeitung, 8. März 1929

[7] Echo der Gegenwart, 8. März 1929

[8] Bochumer Anzeiger und General-Anzeiger, 8. März 1929