Lochstädt

Burg Lochstädt

Das Gelände, auf dem später die Burg stand, wurde 1258 dem Bischof des Samlands zugesprochen, 1264 aber vom Orden im Tausch gegen Schonewic, dem späteren Fischhausen, rückübertragen. Vorher stand hier die prußische Burg Luxete. Die Bezeichnung Lochstädt leitete sich ab vom Namen des prußischen Besitzers, des Edlen Laukozstaitis, hatte seinen Ursprung also nicht in der „Stätte am Loch“, einer Verbindung vom Haff zur Ostsee. Die Burg bestand bis 1270 als Holz-Erde-Bauwerk und wurde dann 1275 – 1285 durch den ersten Baumeister der Marienburg mit vier Flügeln in Stein aufgeführt, offenbar in der Absicht, hier eine Komturei entstehen zu lassen. Vollendung um1300.

Zum ältesten Teil der Burg gehörte der Südflügel mit der Kapelle, einem einschiffigen rippengewölbtem Raum. Westlich der Kapelle schloss sich ein schmaler Vorraum an und dann folgte für den Rest des Flügels der Remter. Der bis 1945 erhaltene Westflügel enthielt kleinere spätgotisch gewölbte Räume. Kapitelsaal, Dormitorium und Bergfried gab es dagegen bereits vor 1945 nicht mehr.[1]

Ein Komtur wurde 1305 erwähnt, doch schon 1327 war die Wehranlage nur noch Sitz eines Pflegers der Komturei Königsberg, der bis zum Ende der Ordenszeit gleichzeitig Bernsteinmeister war. Zwar wurde bereits 1265 eine Bernsteinkammer in Laustitte (Lochstädt) genannt, der erste bekannte Bernsteinmeister jedoch war einer Nachricht von 1331 zufolge ein Hermann von Arffenberg.

Der Orden behielt sich das Bernsteinregal vor, d. h., nur er oder ein von ihm Bevollmächtigter durfte den Bernstein gewinnen. Die Aufsicht über den Strand, wo der Bernstein üblicherweise anfiel, und die Strandbauern, die sammelten, oblag dem Bernsteinmeister und der hortete die Funde in der Lochstädter Bernsteinkammer. Von dort wurde der Bestand regelmäßig dem Großschäffer in Königsberg übergeben, der für den Verkauf zuständig war. Der Orden achtete streng auf die Einhaltung seines Bernstein-Vorrechts. Wer dagegen verstieß und des heimlichen Sammelns überführt wurde, konnte schon mal aufgehängt werden.

Der Hochmeister Heinrich von Plauen, der Retter der Marienburg, den man 1414 abgesetzt hatte, hielt sich von 1424 bis zu seinem Tod 1429 auf der Burg Lochstädt in einer Art Ehrenhaft, jedenfalls nicht als Gefangener auf und wurde danach in der Annenkapelle der Marienburg beigesetzt.

Das Bernsteinamt verlagerte man 1581 von hier nach Germau. Schon vorher – 1511 – wurde die Burg als verfallen bezeichnet, war trotzdem ab 1626 Stützpunkt der Schweden und wurde dabei weiter beschädigt, 1664 lag sie in Trümmern und 1701/02 riss man den Nord- und Ostflügel sowie den Turm ab, umBaumaterial für die Festung Pillau zu gewinnen. In den beiden erhaltenen Flügeln befand sich die Kapelle, die noch 1760 der russische Kommandant Generalleutnant v. Korff ausbauen und im Innern neu ausgestalten ließ. 1807 Beschädigungen durch französische Besatzungstruppen. 1807 – 1809 wohnte der französische General St. Hilaire in der Burg. 1869 wurde die Kapelle restauriert und neu geweiht. Der Remter richtete man 1891 als Schule her. Die Wohnung des Burghauptmanns im Westflügel nutzte der kgl. Förster.

Erst Conrad Steinbrecht erkannte die kulturhistorische Bedeutung der Anlage mit immer noch eindrucksvollen Resten von Gewölben, Portalen, Friesen, Kapitellen, Säulen und Keramikarbeiten und vor allem auch gut erhaltene Wand- und Deckenmalereien aus der 1. Hälfte des 14. Jhs. Selbst als Ruine zählte sie zu den hervorragendsten architektonischen Hinterlassenschaften des Ordens. Noch 1937 erfolgte eine gründliche Restaurierung und die Bestandssicherung der Reste.

Nachdem die dem heiligen Adalbert geweihte Kapelle in Tenkitten, ab 1525 Heimat der evangelischen Pfarrkirche, in der Mitte des 17. Jhs. eingestürzt war, verlegte man 1670 die Gottesdienste in die Kapelle des Ordensschlosses Lochstädt. Der einst von Friedrich von Meißen für Adalbert gestiftete Altar aus der Kirche in Lochstädt, bereits im 17. Jh. von der Gemeinde verkauft, kam als Spende des Herrn von Blell-Tüngen in die Marienburg.

Nach dem 2. Weltkrieg blieben der halbhohe Südflügel mit Torweg und Sakristeianbau sowie der Westflügel übrig, doch in den 1960er Jahren erfolgte dann der Abriss – möglicherweise, weil man auch hier nach dem Bernsteinzimmer suchte. Immerhin barg man nach dem Krieg aus den zweistöckigen Kellergeschossen des Südflügels die dort ausgelagerten Werke von Christian Donalitius und andere Dokumente.

Ein deutscher Einwohner vom alten Königsberg hatte versichert, dass das Bernsteinzimmer auf die Burg Lochstädt bei Pillau gebracht worden sei. Vielleicht war diese Behauptung Auslöser dafür, dass Mitglieder des Präsidiums des sowjetischen Kulturfonds zu Königsberg mit Baggern und Bulldozern im Zentrum der Zitadelle eine Grube aushoben. 1989 suchte Hr. Owssjanow zusammen mit dem Spiegel mit Baggern nach dem Bernsteinzimmer – alles ohne Erfolg. Nur einige Grund- und Kellermauern überlebten.

Jetzt künden nur noch einige Backsteine in der Bauteile-Sammlung des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg, ausgestellt in dessen Eingangshalle im November 2001 – Februar 2002, evtl. auch einige Kapitellreste in der Steinsammlung der Marienburg, von der einstigen Schönheit der Burg Lochstädt.[2]

Der Ort selbst mit den Resten der Burg und dem einstigen Standort der Kirche befinden sich am Eingang der Sperrzone von Pillau und ist deshalb kaum zugänglich.

Literatur: Eine moderne Abhandlung über die Burg Lochstädt findet sich neben anderen in “Die Konventsburgen im Deutschordensland Preußen“ von Tomasz Torbus (München 1998), über 950 Seiten stark mit vielen Abbildungen.

[1] G. Ulrich Großmann/GMN, Steinerne Zeugen der Geschichte, Oprbl. Nr. 47/2001, S. 9
[2] G. Ulrich Großmann/GMN, Steinerne Zeugen der Geschichte, Oprbl. Nr. 47/2001, S. 9

Literatur

Die Konventsburgen im Deutschordensland Preußen

Conrad Steinbrecht “Die Baukunst des Deutschen Ritterordens in Preussen”

Schloss Lochstedt und seine Malereien, Berlin 1910

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