150. Geburtstag des Diplomaten Rudolf Nadolny aus Ostpreußen

Rudolf Nadolny 1917 (Wikipedia, gemeinfrei)

Rudolf Nadolny (12. 7. 1873 – 18. 5. 1953) wurde geboren in Groß Stürlack als Sohn des Gutsbesitzers August Nadolny und seiner Ehefrau Agnes Trinker, deren Vorfahren Mitte des 18. Jahrhunderts aus Salzburg nach Ostpreußen emigriert waren. Die alteingesessene Familie Nadolny wurde erstmals 1391 in Schöndamerau urkundlich erwähnt. Großvater Friedrich Trinker (1815 – 1887) war ab 1851 Rektor der Volksschule in Groß Stürlack und Kantor der örtlichen Kirchengemeinde. Die Nadolnys waren lange Zeit Gutsbesitzer in Jeziorky (Ryn) – Jesziorken, 1928 umbenannt in Preußenburg. August Nadolny ging als landwirtshaftlicher Berater nach Groß Stürlack, wo Sohn Rudolf zur Welt kam. Später erwarb er das Gut in Kamionki – Kamionken/Steintal bei Lötzen.

Rudolf Nadolny ging in Groß Stürlack in die Volksschule, die sein Großvater leitete, besuchte dann das Progymnsium in Lötzen bis 1890 und legte 1892 die Abiturprüfung in der Herzog-Albrecht-Schule in Rastenburg ab. Nach der Schulzeit absolvierte er zunächst das Einjährig-Freiwillige Dienstjahr beim Militär in einem Grenadier-Regiment in Königsberg und begann dann ein Jura-Studium an der Albertina in Königsberg. Nach dem Assessorexamen 1901 war er zunächst als Richter in Königsberg tätig, bevor er ab 1902 die diplomatische Laufbahn im Auswärtigen Amt einschlug. Von 1903 – 1907 diente er als Vizekonsul im Generalkonsulat in St. Petersburg, war dann Legationsrat und übernahm 1912 – 1914 diplomatische Aufträge in Persien, Bosnien und Albanien.

Im 1. Weltkrieg war er zunächst Adjutant im Garde-Grenadier-Regiment Nr. 5 und ab Herbst 1914 Mitarbeiter in der Nachrichtenabteilung des Stellvertretenden Generalstabs. Im Frühjahr 1915 ernannte man ihn zum Chef der neu gegründeten Sektion Politik des Generalstabs des Feldheeres. Sein Observtionsgebiet war Europa und Nordamerika.

Im Juli 1916 wurde er vom Auswärtigen Amt als Geschäftsträger nach Kermânschâh in Persien geschickt, wo er die Gesandtschaft leitete und wo sich die provisorische persische Regierung unter Führung  von Al Saltaneh aufhielt. Nadolny sollte dabei auf die Unabängigkeit Persiens hinwirken, das von Russland und Großbritannien besetzt war. Nach der von den Osmanen verlorenen Schlacht von Bagdad 1917 wurde die Gesandtschaft von Kermânschâh aufgegeben und der persische Widerstand brach zusammen.

Nadolny kehrte nach Berlin zurück und war bis 1919 Referent für Ostpolitik im Auswärtigen Amt.  In dieser Funktion hielt er Kontakt zu den Bolschewiken in der Schweiz und war involviert in das Projekt der Obersten Heeresleitung, Lenin durch das Deutsche Reich nach Moskau zu schleusen und war an den sich anschließenden Friedensverhandlungen mit Rußland in Brest-Litowsk beteiligt. In der Weimarer Republik wurde er im März 1919 zum Chef des Büros von Reichspräsident Friedrich Ebert ernannt.  In dieser Position löste ihn Otto Meissner ab, der auch unter Hindenburg und Hitler sowie zuetzt Dönitz im Amt blieb.  Im Januar 1920 erfolgte Nadolnys Ernennung zum Gesandten in Stockholm. Nach vier Jahren wurde er Botschafter in der Türkei (1924-1933). Er leitete außerdem die deutsche Delegation auf der Abrüstungskonferenz in Genf (1932-1933). Im August 1933 erhielt er den Botschafterposten in Moskau, gab diesen jedoch bald wieder auf, weil er mit der sowjetfeindlichen Politik der Nazis nicht einverstanden war und widmete sich seinen Gütern in Groß Stürlack und in Briesen bei Gerswalde in der Uckermark, welches er unmittelbar nach seiner Entlassung aus dem Botschafterdienst erworben hatte. Mit Beginn des 2. Weltkriegs erhielt er eine Anstellung als Major im Oberkommando der Wehrmacht, gab diesen Posten nach dem Überfalls Deutschlands auf die Sowjetunion 1941 aus Protest wieder auf, verkaufte Briesen und pachtete das Obstgut Katharinenhof bei Gransee. Da er perfekt russisch sprach, gelang es ihm, dass Gransee kampflos und unzerstört an die Rote Armee übergeben wurde. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs engagierte er sich kurze Zeit bei der Reorganisation des Deutschen Roten Kreuzes, bis die sowjetischen Siegermächte das DRK im Oktober 1945  auflösten. Im Jahre 1949 ließ sich Nadolny in Rhöndorf in einer Villa gegenüber dem Haus von Konrad Adenauer nieder. Er gehörte zum Godesberger Kreis und beteiligte sich an der “Gesellschaft für die Wiedervereinigung Deutschlands”. Anlässlich seines 100. Geburtstags veranstaltete das Auswärtige Amt 1973 eine Gedenkfeier für seinen ehemaligen herausragenden Diplomaten.