Vor 500 Jahren fand die erste evangelische Predigt in Preußen statt. Prediger war der sorbische Theologe Johannes Briesmann, der sich 1522 der Lehre Luthers angeschlossen hatte und in Wittenberg unter dem Patronat von Martin Luther zum Doktor der Theologie promovierte.
Johannes Briesmann (31. 12. 1488 – 1. 10. 1549) wurde in Cottbus geboren, wo sein Großvater zweiter Bürgermeister war. Er trat 1510 in den Franziskanerorden in Cottbus ein, studierte ab 1518 Theologie an der Universität Frankfurt/Oder und wechselte 1520 an die Universität Wittenberg, wo er nach seiner Promotion einen Sitz an der Theologischen Fakultät erhielt.
In Wittenberg kam Briesmann unter den Einfluß Martin Luthers. Der empfahl ihn dem Hochmeister Albrecht im Ordensland Preußen als Prediger für den Königsberger Dom. Dort erhielt er zusätzliche Unterstützung von Bischof Georg von Polentz, der in der Gefolgschaft von Hochmeister Albrecht, der im Reich auf der Suche nach Unterstützung unterwegs war, diesen in Regierungsgeschäften vertrat und die Einführung der Lutherschen Lehre in Preußen vorbereitete. Vor diesem Hintergrund hielt Johannes Briesmann am 27. September 1523 die erste evangelische Predigt in der noch katholischen Ordensprovinz. Das machte er offensichtlich sehr gut. In der Folge übte er großen Einfluß auf die Verbreitung der Lutherschen Lehre in Preußen aus. Nach der Umwandlung des Ordenslandes in das Herzogtum Preußen 1525 heiratete er und wurde der erste verheiratete Prediger in Preußen. Mit seinem Wirken auf theologischem Gebiet erwarb er das Vertrauen des Herzogs, der ihn als Ratgeber schätzte und in das Regierungskollegium aufnahm. In dieser Funktion reiste er 1527 mit seiner Familie nach Riga, wo er wesentlich dazu beitrug, auch dort die Reformation durchzusetzen. 1531 kehrte er nach Königsberg zurück, nahm sein Amt als Domprediger wieder auf und kämpfte weiter dafür, den evangelischen Glauben in Preußen zu festigen. 1549 starb er an der Pest.