Die Kirche hatte den 2. Weltkrieg bis auf geringe Beschädigungen an der Turmhaube unversehrt überstanden. Lange Zeit wurde sie von der Sowchose „Rodniki“ als Getreidelager genutzt. Von dieser wurden Turm und Dach zur Hälfte abgetragen und das Dach des Kirchenschiffes flach gedeckt, im Innern erfolgte der Einzug einer hölzernen Zwischengeschoß-Decke, um eine Lagerfläche in zweiter Ebenen zu erhalten, Oben befand sich der Trockenboden, unten ein Lager. Die Wände tünchte man weiß, die Apsis wurde durchbrochen, damit Lastwagen in den Getreidespeicher fahren konnten. Die Turmhöhe reduzierte man 1978, ebenso die Höhe der Vorhalle des Seiteneingangs.
Das Sterngewölbe ist dagegen erstaunlich gut erhalten. Teilweise kommt die Wandmalerei unter der Tünche zum Vorschein.
1992 schrieb die Sowchose die Kirche zum Verkauf aus. Daraufhin erfolgten Kaufbemühungen durch ein spontan gegründetes „Kuratorium Arnau e. V.“ mit Sitz in Schmalenbeck bei Hamburg, die aber erfolglos blieben. Immerhin wurde die Kirche 1994 unter Denkmalschutz gestellt und es konnten erste Sicherungsmaßnahmen erfolgen.
Dann gab es zwar wieder einen Rückschlag, aber 1996 konnte in Königsberg ein Verein „Gesellschaft Arnau“ nach russischem Recht gegründet werden, in dem Fachleute wie auch Architekten Mitglied sind. 1998 wurde eine einvernehmliche Lösung für die Restaurierung der Kirche gefunden, indem man mit der russischen Denkmalbehörde in Kaliningrad einen Rahmenvertrag abschloss.
Die Restaurierungsarbeiten begannen 1999 zunächst mit Sicherung des Turmstumpfs. Die Wiederaufbauarbeiten am Turm selbst begannen im Jahr 2000. Ende des Jahres 2000 wurde Richtfest beim ersten Bauabschnitt gefeiert, und das nach deutschen Riten mit Ansprache des Bauunternehmers und Zerschmettern des Wodkaglases, aus dem zuvor auf das Wohl des Bauwerks getrunken worden war. 40 Personen waren anwesend, eingeladen vom Bauherrn, dem Denkmalschutzamt
Das symbolische Ende der ersten Bauphase war die Aufbringung der Turmspitze. Sie war nach historischem Vorbild in Moskau angefertigt worden. In der Kugel dieser Spitze befindet sich ein Dokument, das von maßgeblichen Russen sowie dem Vorsitzenden des Kuratoriums Arnau, Ralph Schroeder, unterzeichnet wurde. Der Wortlaut auf dem Dokument: “Nach Jahrzehnten kultureller Barbarei wurde an diesem Ort in Arnau die Macht des Unheils gebrochen. Russische und deutsche Partner haben gemeinsam daran gearbeitet, die Kirche der Hl. Katharina aus dem XIV. Jahrhundert, bei Kriegsende unversehrt, als Kulturdenkmal der gotischen Backsteinbauweise und Hort einmaliger gotischer Fresken wieder in historisch getreuer Form herzustellen und der Nachwelt zur Obhut zu übergeben. Der Turm mit der Krönung durch das Abbild der Hl. Katharina wurde im Jahre 2001 nach zweijähriger Bauzeit wieder errichtet. Diese Urkunde wird im Jahre 2001, da Wladimir Putin Präsident der russischen Föderation und Gerhard Schröder Bundeskanzler in Deutschland ist, in der Kugel über dem Turmdach versiegelt. Mögen Krieg und Gewalt das Bauwerk fürderhin verschonen!” Der Turm hat auch wieder eine Glocke erhalten.[1] Die beiden alten Glocken sollen bis 1991 in der Kirche gelagert worden und dann an die Kreuzkirche in Königsberg verbracht worden sein.[2]
Im März 2005 wurde im Turm eine kleine Ausstellung eröffnet, die die Geschichte und die Wiederherstellung der Kirche dokumentiert. Die Sakristei wurde an der Stelle auf der Ostseite des Chors rekonstruiert, die zwischenzeitlich als LKW-Zufahrt aufgebrochen worden war. Der kunstvoll gestaltete Nordzugang erhielt eine Schutzhaube. Zur Wiederherstellung müssen die speziellen Formsteine neu angefertigt werden, was in einer alten deutschen Ziegelei in Insterburg passieren soll. Diese Ziegelei war von der Lüneburger Spezialfirma „Törringer Backsteinwerk Rettmer GmbH“ wieder in Betrieb genommen worden und produziert seit Januar 2009.[3]
Zwischen dem Gebietsmuseum für Geschichte und Kunst in Kaliningrad, das von der Gebietsverwaltung mit der Verwaltung der Arnauer Kirche betraut wurde, und dem Kuratorium Arnau wurde 2008 ein Kooperationsvertrag geschlossen, in dem das Kuratorium gleichberechtigt und partnerschaftlich an allen Planungen, Restaurierungsarbeiten und geplanten Ausstellungen beteiligt ist und gemeinsam mit dem Gebietsmuseum die Restaurierung der Wandbilder betreibt. Die Kirche soll als öffentliches Museum geführt werden.
Die Verhältnisse änderten sich schlagartig, als der Russisch Orthodoxe Kirche 2011 von der Gebietskörperschaft die Verfügungsgewalt über die Arnauer Kirche übertragen wurde und die Deutschen nichts mehr zu sagen hatten. Zunächst wurde die Zwischendecke entfernt – vermutlich nicht sehr denkmalschutzgerecht. Immerhin wurden dann polnische Restauratoren beauftragt, Arbeiten zum Erhalt der Kirche auszuführen. Sie brachten bereits die Drainagen in Ordnung, hoben den Asphalt der Kirche auf, dichteten das Fundament ab und installierten Meßinstrumente, die Aufzeichnungen über Temperatur und Feuchtigkeit in der Kirche und an der Außenwand liefern sollen.[4]
Im ehemaligen Glöcknerhaus unmittelbar neben der Kirche konnte das Kuratorium Arnau drei Räume erwerben, die ein kleines Materiallager, eine Unterkunft für Besucher und einen Rückzugsbereich für die Restauratorinnen, später vielleicht ein kleines Museum beherbergen sollen. Schüler der Mindener Waldorfschule beginnen im Juni 2009 mit der Museumseinrichtung. Etwa 3 Kilometer von Arnau entfernt gibt es im Fort Freiherr vom Stein ein weiteres eindrucksvolles Museum, das von einem historischen Verein betreut wird.[5]
(Siehe auch: www.kr.koenig.ru/fortstein)
Kuratorium Arnau e. V.; Dr. Walter T. Rix, Zur Kronsbek 10, 24214 Lindhöft, Tel.: 04346 299 80 38; Fax: 04346 60 14 83, e-mail: kuratorium-arnau@web.de
<b>Internet</b>:http://www.kuratorium-arnau.net/default.htm
Bericht über die Rettung und Verschandelung der Kirche durch Walter T. Rix: https://www.youtube.com/watch?v=UrCN6U0k44I
[1] Oprbl. Nr. 45/2003
[2] Dr. Rix, Rettung eines deutschen Kulturgutes …. S. 194
[3] Walter T. Rix vom Kuratorium Arnau e. V., Unser schönes Samland, Frühling 2009, S. 50
[4] MRK, Polen richten Kirche in Arnau, Oprbl. Nr. 122012 (24. März), S. 13
[5] Walter T. Rix vom Kuratorium Arnau e. V., Unser schönes Samland, Frühling 2009, S. 50