Gietrzwald – Dietrichswalde

Dietrichswalde ist ein recht junger Wallfahrtsort. Den Ort selbst gibt es schon seit dem 19. Mai 1352. Der Gründer hieß Dietrich, daher der Name. Eine Kirche wurde um 1400 gebaut, die um 1500 von Weihbischof Johannes Wilde der „Mariä Geburt“ geweiht wurde. Seit jedoch zwei jungen Mädchen vom 27. Juni bis zum 16. September 1877 die Jungfrau Maria in einem Ahornbaum außerhalb des Dorfes erschien und mit ihnen sprach, gab es eine außerordentliche  Entwicklung. Jetzt kamen viele Pilger, um an der Stätte solchen Wunders zu beten, auch heute noch. Im Jahr 2017 waren das z. B. 600.000 Pilger.[1] Man nannte Dietrichswalde deshalb auch das „kleine Lourdes“. Der 150. Jahrestag der Marien-Erscheinung im Jahr 2027 wird jedenfalls groß gefeiert werden.

Im Jahr 2005 wurde in Dietrichswalde ein Seligsprechungs-Tribunal eingesetzt, das den Seligsprechungsprozess  für die am 21. 1. 1865 in Woritten geborene Missionarin und Ordensfrau der „Barmherzigen Schwestern“ Barbara Samulowski (1865 – 1950) einzuleiten. Hintergrund für den Wunsch nach Seligsprechung sind ihre Marienerscheinungen von 1. Juli bis zum 11. September 1877 in dem genannten Ahornbaum und in ihrem elterlichen Wohnhaus in Woritten im Zusammenhang mit der Erteilung der ersten heiligen Kommunion. Auch führt man das Wunder der Genesung einer jungen Ordensfrau aus der Dominikanischen Republik auf die eindringliche Fürbitte der Ordensschwester Samulowski zurück.

Der Ahornbaum der Erscheinung steht nicht mehr, dafür an seiner Stelle eine neogotische Kapelle – hinter der Kirche nahe einer Heilquelle. Diese Quelle steht im Ruf, Menschen zu heilen, die ihr Wasser trinken.

Der Paderborner Diözesanbaumeister Arnold Güldenpfennig errichtete 1878 – 1884 die einschiffige Wallfahrtskirche in einer Stilmischung aus Neoromanik und Neogotik. Dabei bezog er den Unterbau des alten Kirchturms, die Nischen am Eingang und Teile der Umfassungsmauern von der vorhergehenden Kirche in den Neubau ein.  Papst Johannes Paul II. verlieh der Kirche den Titel „Basilica minor“.  

Im Innern ist die Kirche reich ausgemalt, besonders an der Holzdecke, und zwar 1898 von Justus Bornowski aus Elbing. Buntbemalte Sterngewölbe gibt es auch im Chor.

Die Ausstattung stammt aus dem letzten Viertel des 19. Jhs., vorwiegend aus der lokalen Werkstatt von August und Josef Lorkowski.

  • Das zentrale Muttergottesbild im Altar ist ein Werk aus der Mitte des 16. Jhs., von Bischof Martin Kromer 1580 geweiht.  Ihre silbernen Kleider fertigte der Goldschmied Johann Christoph Geese, nach anderer Quelle Michael Bartolomowicz aus Allenstein zwischen 1721 und 1734.
  • Ein weiteres wertvolles Kunstwerk ist eine Pietà aus der Zeit um 1425.
  • Lebensgroße Apostelbilder von 1699,
  • Granitweihwasserbecken, 15. Jh.

In Dietrichswalde wurde 1944 der Bildhauer und Maler Berhard Guski geboren. Er studierte an der Kölner Werkschule und ist seit 1970 als freischaffender Künstler tätig und lebt heute in Hückeswagen im Oberbergischen Kreis. Als Bildhauer bearbeitet er Metall sowohl wie Holz und Alabaster, in der Malerei liegt sein Schwerpunkt bei Aquarellen. 2008 schuf er eine Stele für Opladen, die an die große Vergangenheit dieser Eisenbahnstadt erinnert. Näheres siehe unter  http://www.guski-kunst.de (Siehe Info-Punkt)

Die Geschichte um die Missionarin Barbara Samulowski ist verbunden mit der um Justyna Szafrynski.  Frau Lena Koch aus Kanada schrieb uns dazu, dass zwei Tage früher als für Schwester Samulowski dokumentiert die Cousine Justyna Szafrynski ihres 1877 in Dietrichswalde geborenen Großvaters Johannes Schafrinski die Erscheinung der Mutter Gottes bereits gesehen habe, was auch allgemein bekannt ist. Justyna und Barbara traten 1883 zusammen in die Kongregation der Barmherzigen Schwestern in Kulm ein und gelangten auf diesem Weg nach Paris in das Haus der Barmherzigkeit. Wahrend Barbara später nach Guatemala auswanderte, um in den nächsten 54 Jahren als Missionarin tätig zu sein, trat Justyna 1897 aus der Kongregation aus und heiratete vermutlich, denn für den 17. Dezember 1899 ist das Aufgebot für die Heirat mit Raymond Bigot aus Malakoff bei Paris dokumentiert.[2] Das Datum ihres Ablebens ist nicht bekannt. Für Einzelheiten der Geschichte von Justyna Szafrynski siehe den Artikel von Bernd Napolowski „Zwei Wege einer Gnade“ in Ermlandbriefe Nr. 3/2009, S. 22/23

In der Nähe von Dietrichswalde gibt es den Ort Langguter Mühle. Der war zu kommunistischer Zeit ein streng gehüteter Erholungsort für die Nomenklatura, der auf keiner Karte verzeichnet war. Auf dem 8 ha großen Gelände standen drei bescheidene Häuser und ein Sommerhaus. In einem der Häuser wohnte Wladyslaw Gomulka nach seiner Entmachtung Ende der 1960er Jahre bis zu seinem Tod. Das Objekt hatte ein eigenes Wasserkraftwerk und verfügte über eine landwirtschaftliche Zuchtfarm zur Selbstversorgung. Vor kurzem wurde das Anwesen von einer Gesellschaft aus Bialystok für drei Mio.PLN ersteigert.[3]

Eine andere Mühle ist in der Landgemeinde Dietrichswalde zu erwähnen: die Guzowy Mlyn – Turnitzmühle. Sie liegt an der Jemiolowka – Amelang und wurde bereits 1579 als Malz- und Schneidemühle erwähnt. Sie brannte 1671 ab, wurde aber wieder aufgebaut. 1883 gliederte man die Mühle verwaltungsmäßig in die Landgemeinde Gusenofen im Amtsbzirk Manchengut ein. Krzysztof und Katarzyna Walenczak gründeten 2016 die Stiftung „Turnitzmühle Heritage Foundation“ „um die Erinnerung an die Vergangenheit und die harmonische Arbeit von Menschen aus Dutzenden von Generationen zu bewahren und das kulturelle und soziale Leben mit ihren Aktivitäten zu unterstützen.“[4]


[1] PAZ, Dietrichswalde hat mehr Pilger, Oprbl. Nr. 5/2018 (2. Februar), S. 13

[2] Lena Koch, 11. 9. 2009

[3] Allensteiner Nachrichten, 24. 8. 2017,  S. 2

[4] Jürgen Ehmann, Turnitzmühle, Osteroder Zeitung, Mai 2022, S. 61/62