Gebäude in Pillau

Viele deutsche Häuser und die alte Seefestung haben den Krieg überstanden, obwohl das Stadtzentrum in der Endphase des 2. Weltkriegs stark umkämpft war. Die Häuser waren ursprünglich auf Befehl Friedrich Wilhelms I. in holländischer Bauweise entstanden, wozu man überwiegend holländische Backsteine verwendete. Sie hatten einen doppelten Aufgang und geteilte Türen (Beispiele Breite Straße, Schulstraße). Im Kern ist diese Architektur noch in einigen Häusern vorhanden, die im 19. und 20. Jh. umgestaltet wurden.

Konkret sind erhalten das Amtsgericht von 1903, die Jungen-Oberschule, der Bahnhof, die Mittelschule, das Haus der Kultur, die Funkstation, Marinearsenal und gegenüberliegendes Zollhaus, das Dienstgebäude der Wasserschutzpolizei, die neue Jugendherberge, das Offizierskasino und etliche Offiziershäuser in der Plantage, das Hotel „Goldener Anker“ und – last, but not least – etliche Kasernengebäude.

Die ehem. Garnisons- oder Festungskirche auf dem Gelände der Festung in Pillau I, erbaut als Kreuzkirche unter dem Großen Kurfürsten 1658 – 1660 und benannt als „Garnison- und Stadtkirche zur Heiligen Dreieinigkeit“, restauriert 1712 – 1720, nach einem Brand 1768 neu aufgeführt, wurde im 2. Weltkrieg beschädigt und nach 1960 abgerissen. Im Innern gab es zierliche Kreuzgewölbe auf schlanken korinthischen Holzsäulen. Das Pfarrhaus von Pillau I hatte den Krieg überlebt.

Die Reformierten hatten noch zu kurfürstlicher Zeit 1685 ein Mitbenutzungsrecht an der Festungskirche erhalten, was aber zu ständigen Reibereien führte. Auch die 1717 (Grundsteinlegung) gebaute Kirche für die Reformierten gehörte beiden Gemeinden. Erst 1866 erhielten die Reformierten ein eigenes Gebäude neben dem ehemaligen Amtsgericht. Dieses ist erhalten. Es diente nach dem 2. Weltkrieg zeitweilig als Militärhandels-Laden und als Kino und wurde 1991/92 der russisch-orthodoxen Gemeinde zur Nutzung übergeben. Es ist ein Backsteinbau ohne Turm. Die Ausstattung aus der Erbauungszeit ist verloren und durch eine Ausstattung nach orthodoxem Verständnis ersetzt, das Altargerät ist gerettet.

Die ehem. evangelische Fachwerkkirche von Alt-Pillau (Pillau II) von 1674/75 ohne Turm, errichtet auf dem Platz der 1657 aus Anlass eines Gewitters abgebrannten ersten Kirche von 1598 unterhalb der Pfundbude, wurde im 2. Weltkrieg zerstört.

Von der Ausstattung der evangelischen Gemeinde haben sich die Kirchenbücher erhalten, von der evangelischen und der reformierten Kirche wurden etliche Altarageräte gerettet wie mehrere silberne und vergoldete Kelche und Kannen, ein silbervergoldeter Abendmahlslöffel aus dem 16. Jh., eine Patene von Hans Meyer, Königsberg, um 1680, eine silberne und vergoldete Krankenpatene mit Oblatendosen, hergestellt 1721 von Anton Günther Diekmann in Königsberg, sowie ein silberner, innen vergoldeter Krankenkelch, angefertigt 1739 von Caspar Conrad in Königsberg, ein silbernes Taufbecken aus dem Königsberg des 18. Jhs. und Weiteres (Angaben vor allem von Pfarrer Waldorff, Pillau). Die Rettung des Kirchensilbers ist wesentlich dem Engagement des Marinepfarrers H. L. Werner zu verdanken, der alles in eine große Kiste verstauen und mit einem der Schiffe nach Flensburg transportieren ließ. Die Gegenstände werden heute im Ev. Zentralarchiv in Berlin aufbewahrt.

Die katholische Kirche Maria Meeresstern von 1910 in Pillau II, einzige Pillauer Kirche mit Turm, überlebte den Krieg ebenfalls nicht. Die Ruinen wurden abgeräumt. Dafür gibt es heute ein katholisches Zentrum an der Hauptstraße stadteinwärts in einem alten deutschen Backsteingebäude.

Die Baptistengemeinde, abgetrennt von der Muttergemeinde in Fischhausen 1897, verfügte ab 1891 über eine Kapelle in der Chausseestrasse, einem schmucklosen Andachtsraum in rotem Backstein.

Der Leuchtturm von Pillau ist 32 Meter hoch mit einer Feuerhöhe von 30 Metern. Der Legende nach leuchtete er an einem frostigen Februartag 1813, als Napoleons Armee die Stadt verließ. Tatsächlich wurde mit dem Bau des Leuchtturms zwar 1813 begonnen. Er ging erst 1816 in Betrieb. Während des 2. Weltkriegs hat der Leuchtturm kaum gelitten und war im November 1945 bereits wieder in Funktion. Die Lampen werden seit Anfang des 20. Jhs elektrisch betrieben, und das Leuchtturmfeuer hat immer noch praktische Bedeutung. Vor allem nachts nutzen es zivile und militärische Schiffe  als Orientierungspunkt.[1] Der Turm kann von  Besuchern bestiegen werden und bietet eine interessante Rundsicht. Sein Vorgänger von 1813 entstand nach einem Entwurf von 1805 aus dem Baubüro von Karl Friedrich Schinkel. Noch früher – 1741 und 1562 – standen schon Leuchttürme in Pillau.

Auch der Wasserturm an der alten Reichsstraße 131 ist stehen geblieben, der 1927 an strategisch wichtiger Stelle nach einem Entwurf von Hanns Hopp (1890 – 1971) gebaut worden war, wobei der Kopf des Turms an die Gestalt eines Kriegerhelms erinnern sollte.

Die einstige Oberschule, gebaut 1910, ist immer noch Lehrstätte und beherbergt heute ein Gymnasium. Das einst berühmteste Restaurant Pillaus war der „Goldene Anker“. Den gibt es noch in gleicher Funktion und er heißt heute “Zolotoy Jakor”.

Im militärischen Bereich gibt es die Zitadelle. Eine erste Schanze entstand im 16. Jh., massivere Befestigungen zur Zeit König Gustav Adolfs und des Großen Kurfürsten. Sie werden auch heute noch vom Militär genutzt. Das Gouverneurhaus ist ein Bau von 1638.

An der Nordseite des Militärhafens entstand nach dem 2. Weltkrieg ein Fort Elisabeth, benannt nach der Tochter Peters des Großen, Zarin Elisabeth (1709 – 1762), weil unter ihrer Regierung Pillau während des 7-jährigen Krieges erobert und zum Stützpunkt der Baltischen Flotte gemacht worden war.

Für den Tag der Flotte, einmal im Jahr, wurden lange Zeit die dem Kanal zugewandten Seiten der Häuser angestrichen, damit von den jenseitigen Tribünen für Ehrengäste und Kommandeure ein ordentlicher Eindruck des Ortes vermittelt würde. Die Rückseite der Häuser zeigten dabei verschiedentlich noch die Kampfspuren von 1945.

[1] Jurij Tschernyschew, Er leuchtete den Franzosen heim, Oprbl. Nr. 9/2013 (2. März), S. 13