Herzensprojekt des Vereins Freunde Masurens geht in Erfüllung

Kirche in Warpuhnen

Als im Jahr 2010 der Verein Freunde Masurens mit sieben Mitgliedern in Scharnebeck bei Lüneburg gegründet wurde, hatten sich alle viel vorgenommen. Besonders die Vorsitzende des Vereins Kerstin Harms und ihr Stellvertreter Pastor Fryderyk Tegler, der in Masuren geboren ist, setzten sich hohe Ziele.

Das Motto lautete: Vorurteile abbauen, Versöhnung fördern, dem Frieden dienen und Brücken der Freundschaft bauen. Vieles konnte in den vergangenen fast 14 Jahren mit inzwischen 350 Mitgliedern umgesetzt werden, viel wurde erreicht. So konnten z.B. durch die Patenschaften mit Schulen, in denen die deutsche Sprache gelehrt wird, Vorurteile Deutschen gegenüber abgebaut werden, die Kinder lernten noch emsiger die deutsche Sprache und sind glücklich, diese zu den Weihnachtsfeiern oder Ostern bei Besuchen der Freunde Masurens anzuwenden. Jedes Jahr spendet der Verein Geld für Schulprojekte und übergibt Geschenke an die Schülerinnen und Schüler.

Durch die Unterstützung von sozialen Einrichtungen, Kirchen, Altenheimen und Privatpersonen durch Versorgung mit Hilfsmitteln wie elektrischen Pflegebetten, Rollatoren, Rollstühlen, Inkontinenzmaterial, Medikamenten, Kleidung, Kaffee und Süßigkeiten konnte die Versöhnung gefördert werden, und Brücken der Freundschaft wurden aufgebaut, was besonders wichtig bei Alt und Jung in Polen und Deutschland ist.

Die erfolgreiche Vortragsreihe „Sorquittener Gespräche“, die seit 2014 viermal im Jahr in der evangelischen Kirche in Sorkwity/ Sorquitten mit hochkarätigen Referenten zu Themen aus Religion, Geschichte, Natur, Kunst, Musik, Politik und aktuellen Tagesgeschehen stattfindet, erfreut sich bei der Bevölkerung in Masuren großer Beliebtheit. In diesem Jahr findet bereits das 40. Sorquittener Gespräch statt.

Durch die „Hörgeräteaktion“ in Zusammenarbeit mit der Firma Kind aus Deutschland konnten sich 60 Menschen mit Hörbehinderungen über ein neues Hörgerät in Masuren freuen. Als der Verein Freunde Masurens in Deutschland zu einer Sammlung von gut erhaltenen Fahrrädern aufrief, kamen fast 300 Räder zusammen und wurden in zwei LKWs nach Masuren transportiert.

Aber das größte Ziel – das Herzensprojekt des Vereins – war es, die Kirche in Warpuny/ Warpuhnen, einem kleinen Dorf in Masuren, vor dem Verfall zu retten. Lange wusste niemand, wie so ein riesiges Projekt zu schaffen sei. Doch irgendwann, nach beharrlichen Bemühungen, war die Zeit reif. Ein privater Unternehmer, Alfred Siwik aus Mrągowo/ Sensburg, tat den ersten Schritt, indem er vor dem Winter 2015/2016 über 200 zerschlagene Fenster ersetzen ließ und das Dach notdürftig reparierte, damit die Kirche erst einmal vor weiteren witterungsbedingten Einflüssen und Vögeln, die dort ein- und ausflogen, geschützt war. Alfred Siwik wohnte lange gegenüber der Kirche und hatte von den Bemühungen der Freunde Masurens gehört und unterstützte nun unerwartet dasselbe Ziel.

Als im Jahre 2018 die Herbststürme über Masuren fegten, war der bereits über Jahrzehnte stark in Mitleidenschaft gekommene 40 Meter hohe Turm in Gefahr, zusammenzubrechen und auf die Kirche zu stürzen, die dann nur noch eine Ruine gewesen wäre. Auch einzelne Blechteile, die dem Wind nicht mehr standhielten, flogen auf dem Kirchengrundstück umher. Morsche Balken waren kurz davor, auseinander zu brechen. Es musste schnell gehandelt werden. Dank der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM) in Bonn und der guten Zusammenarbeit mit dem Verein Freunde Masurens e.V. wurden bereits im April Fördermittel für die gänzliche Sanierung des Turmes zur Verfügung gestellt, und es konnte mit den Arbeiten zügig begonnen werden, so dass schon im Juni 2019 der Turm wiederhergestellt war.

Da die fünf Türen ebenfalls wegen witterungsbedingter Einflüsse dringend erneuert werden mussten und bereits große Löcher durch morsche Bretter entstanden waren, die Tiere zum Ein- und Ausgehen einluden, stellte der Verein Freunde Masurens erneut einen Antrag bei der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM) der 2020 ebenfalls bewilligt wurde.

Die drei bunten, wertvollen, bleiverglasten Fenster über dem Altarraum in der Kirche waren durch Wettereinflüsse, Vögel, Menschen und Bäume bzw. heranragende Äste sehr stark beschädigt. Die Fenster wurden restauriert und mit einem Sicherheitsglas versehen, sodass kein weiterer Schaden mehr entstehen kann. Auch hier wurden im Jahr 2021 für die Restaurierungsarbeiten von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM) Fördergelder zur Verfügung gestellt.

Das größte Unterfangen war jetzt noch das Dach. Selbst nach vielen Bemühungen, hier und da zu reparieren und Dachpfannen auszutauschen sowie marode Balken und Bretter zu ersetzen, wurden die Schäden immer größer und nicht mehr reparabel. Dem erneuten Antrag bei der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM) auf Förderung wurde im Jahr 2023 zugestimmt, und rechtzeitig zum Wintereinbruch in Masuren konnten die Arbeiten zum Ende des Jahres fertiggestellt werden.

Die noch fehlenden Restbeträge der Projekte übernahm der Verein Freunde Masurens aus Spendengelder, und so konnten die Rechnungen pünktlich an alle polnischen Firmen gezahlt werden.

Nicht nur, dass der Verein die Kirche nun gänzlich vor dem Verfall gerettet hat und somit das Herzensprojekt von außen für die wohl nächsten 100 Jahre gesichert ist, nein, der Verein hat es auch geschafft, im Inneren die wertvolle Orgel aus der Terletzki-Werkstatt im Jahr 2020, pünktlich zum 10-jährigen Bestehen des Vereins, rein aus gesammelten Spendengeldern durch Verkauf von Patenschaften der Orgelpfeifen, in Höhe von 35.000 € restaurieren und wieder in altem Glanz erklingen zu lassen.

Im Jahre 2022 hat die Stiftung „Fundacja na Rzecz Rozwoju Turystyki” (Stiftung für die Entwicklung des Tourismus in Masuren) die Kirche von der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen gekauft. Der Vorsitzende dieser Stiftung ist Alfred Siwik. Und so schließt sich ein Kreis!

Auch weiterhin wird der Verein Freunde Masurens die Stiftung bei der Renovierung im Inneren der Kirche unterstützen und helfen mit vielen Konzerten, Gottesdiensten, Ausstellungen, den „Warpuhner Musiktagen“ und ähnlichen kulturellen Veranstaltungen, wie sie in den letzten Jahren bereits stattgefunden haben, wieder mit Leben zu füllen. So wird die evangelische Kirche, ein wertvolles und wichtiges historisches Kulturdenkmal, in dem kleinen Ort Warpuny/ Warpuhnen in Masuren auch für die nachfolgenden Generationen erhalten bleiben und ist ein gutes Beispiel und Vorbild für deutsch-polnische Freundschaft.

Bericht: Kerstin Harms

www.freunde-masurens.de / E-Mail: info@freunde-masurens.de

ev. Kirche in Warpuny/ Warpuhnen