Warglitten-Preyl
Das imposante Schloss Preyl am Wargener Mühlen- bzw. Kirchenteich entstand 1890 – 1894 ca. 15 km westlich von Königsberg. Begründer der Linie Preyl und Bauherr des Schlosses war Heinrich Graf von Lehndorff (1. 4. 1829 – 25. 4. 1905), seit 1881 Adjutant Kaiser Wilhelms I. bis zu dessen Tod, Oberburggraf, Landstallmeister und General der Kavallerie. Das Haus im Stil des HIstorismus verfügte über die Technik der damaligen Zeit- moderne Öfen und Bäder, eine funktionale Küche im Keller mit Zugang zum gekachelten Eiskeller nebenan.
Warglitten-Preyl war der Gutsbesitz einer Linie der Familie von Lehndorff, zu dem zusätzlich die angrenzenden Güter von Landkeim, Lehndorf und Regitten mit Greibau gehörten, insgesamt rd. 1.200 ha. Warglitten-Preyl war ein Hauptgut der Familie Lehndorff-Preyl.
Die Lehndorffs sind prußischen Ursprungs und führen ihren Namen auf den Ort Logendorff im Bezirk Rheden bis auf das Jahr 1250 zurück. Auch Preyl war ein schon zur Prußenzeit existierender Ort, zu dem ein ordenszeitlicher Krug gehörte, 1785 oder 1790 Preuel-Krug genannt, der seinerzeit zum Adligen Gut Regitten des Obrist von Behr gehörte. Noch 1887 war Preyl ein Vorwerk von Warglitten, zuletzt hatten sich die Verhältnisse genau umgekehrt.
Gut Lehndorff befand sich auf dem Feld Layden, das bereits 1278 urkundlich erwähnt wurde. Es hat wie Landkeim nicht nur keinen russischen Namen sondern wird auf der Landkarte noch nicht einmal als einst vorhanden aufgeführt. Deshalb sind beide Orte vermutlich physisch vollkommen verschwunden. Landkeim, das prußische Lankayne, erhielt das Adelsprivileg 1560 und verfügte über höchst fruchtbaren Boden. Regitten, ursprünglich Kanthayne, zur Ordenszeit Rugiten oder Rogithen, erhielt das Adelsprivileg 1570 und war seit 1883 im Besitz der Familie Lehndorff. In Greibau befand sich eine Ordensmühle, Lehndorff-Besitz seit 1895.
Im Jahr 1913 übernahm der Sohn Manfred von Heinrich Graf Lehndorff die Bewirtschaftung der Güter. Er war verheiratet mit einer Gräfin von Einsiedel und das Ehepaar hatte die Söhne Heinrich und Ahasverus. Heinrich überahm 1936 die Bewirtschaftung der Begüterung Steinort und wurde 1944 als Widerstandskämpfer gegen Hitler hingerichtet. Ahasverus fiel im Krieg in Russland.[1]
Auf der Ostseite des Sees, gegenüber dem Standort des ehemaligen Schlosses, befindet sich der Schlossberg mit einer prußischen Wallanlage, die zu den bedeutendsten des Samlands gezählt wurde. Außerdem wurde der Schlossberg wegen der Schönheit seiner Natur gerühmt und diente als Begräbnisort von Schloss Preyl, wo auch Heinrich Graf v. Lehndorff und desssen 1914 gefallener Sohn Heinrich ihre letzte Ruhe fanden.
[1] Hans-Georg Klemm, Vergessene und verschwundene Orte – Heute – Gemnde Preyl, Unser schönes Samland, Sommer 2018, S. 15 f