Taborz – Taberbrück

Die hiesige Oberförsterei Taberbrück, zuständig für den Taberbrücker Forst mit den ehemals prachtvollsten Kiefernbeständen des ganzen Landes, galt einmal als die erstrebenswerteste Dienststelle für Forstbeamte in Ostpreußen. Aus dieser Zeit stammt noch die prächtige Lindenallee am See mit besonders eindrucksvollen alten Bäumen.

Das Holz der hiesigen Kiefern war deswegen von so hoch gelobter Qualität, weil immer nur einzeln ausgesuchte Stämme im Wald geschlagen wurden und die jungen Bäume so lange heranwuchsen, bis sie das richtige Format und Alter hatten, um gefällt zu werden (Plenterbetrieb): ca. 1,20 m Durchmesser und etwa 120 – 130 Jahre alt. Solchermaßen zeichnete sich das Kiefernholz durch Astreinheit und gleichmäßige Jahresringe aus und war begehrtes Schneideholz. Als „Osteroder Wertkiefer“ wurde sie zu hohen Preisen gehandelt und auf der Weltausstellung in Paris als „bois de tabre“ gerühmt.

Die Königin von Dänemark wünschte sich bereits 1568 von Herzog Albrecht ausdrücklich Holz, das aus diesen Forsten bei Osterode stammen sollte. Nach dem Einmarsch der französischen Truppen  1807 gingen große Mengen auf Pferdefuhrwerken nach Frankreich und Hans Graf Lehndorff berichtete, dass Napoleon eine besondere Vorliebe für dieses “bois de tabre” gehabt haben soll. Allerdings war dieses Holz damals vorgesehen für den Bau von Schiffen, mit denen England erobert und die Weltherrschaft angetreten werden sollte. Trotz guten Holzes fand die Invasion nie statt. Weitere Aufmerksamkeit erntete das Taberbrücker Holz später auf der Pariser Weltausstellung.

Als sich im Laufe des 19. Jhs. die rationellere Methode des Kahlschlags mit anschließender Wiederaufforstung durchsetzte, wurde diese hohe Holzqualität nicht mehr erreicht. Es gibt heute im Taberbrücker Forst aber nicht nur Kiefern, sondern auch  Fichten und die verschiedensten Laubbäume, dazu viel Wild, Pilze und Beeren. Im Jahr 2019 lebten drei Wolfsrudel in den Taberbrücker Wäldern. Die Zuständigkeit des Forstamtes Taberbrück wurde nach dem 2. Weltkrieg hautpsächlich an das Forstamt in Liebemühl verlagert, zum geringeren Teil nach Alt Jablonken.[1]

Im Taberbrücker Forst versteckt, seitab der Straße nach Reußen, liegen der Kleine und der Große Drenskesee. Auf dem Kleinen Drenskesee trifft man auf schweimmende Inseln – kleine oder größere Rasen- oder Moorstücke, die sich mit dem Wind auf dem Wasser hin und her bewegen.[2]


[1] Burghard Gieseler, Kreisvertreter Gieseler zu  Arbeitsbesuch im Heimatkreis, Osteroder Zeitung, Dezember 2019, S. 77

[2] Ilse Conrad-Kowalski, Die Drenskeseen, ein Naturwunder im Kreise Osterode Ostpreußen, Osteroder Zeitung, Dezember 2011, S. 73; Burghard Gieseler, Die Suche nach dem See aus Vaters Erzählungen, Oprbl. Nr. 53/2020 (31. Dezember), S. 18

[3] Bernhard Hein, Osteroder Zeitung, Oktober 2017, S. 131