Gr. Schwentischken

Pugacevo – Groß Schwentischken/Schanzenort

Das Forstamt in Pugacevo – Groß Schwentischken/Schanzenort existiert noch und ist zur Renovierung vorgesehen. Bereits erfolgt ist die im Kern sanierte und schön wieder hergestellte Schule vom Anfang des 20. Jhs. Sie ist heute Sitz der Verwaltung des Naturschutzparks Vishtynetsky (Wystiter See). Die Rominter Heide, die in Russland „Vishtynetsky Les“ (Wystiter Wald) heißt und sich südlich von Groß Schwentischken erstreckt, hat neben ihrer Schönheit Bedeutung als „Important Bird Area of the World“

Der Maler Reinhold Liebe wurde am 24. Mai 1928 in Schwentischken geboren.. Nach seinem Kriegseinsatz als Luftwaffenhelfer und Flaksoldat, bei dem er durch Granatsplitter ein Auge verlor, kam er nach Mecklenburg und legte 1947 die Abiturprüfung in Lübeck ab. Er studierte vier Semester an der Kunstschule in Hamburg und war in den nächsten Jahren als freischaffender Graphiker in Lübeck tätig. 1962 absolvierte er ein weiteres Studium im Fach Werbung in Berlin und war anschließend lange Jahre Produktmanager und Werbeleiter in der Industrie.

Parallel dazu fertigte er in eigener Regie Drucke seiner Werke und verkaufte sie so erfolgreich, dass er sich 1972 endgültig als freischaffender Maler und Graphiker selbständig machen konnte. Inzwischen gilt er als bekanntester Aquarellmaler Norddeutschlands. 1996 eröffnete er seine Galerie im Niendorfer Hafen. Seit er das achtzigste Lebensjahr überschritten hat, möchte er sich aus seinen Galerien in Niendorf und Süsel zurückziehen und diese von einen Nachfolger fortführen lassen.[1]

Über seinen Geburtsort machte Reinhold Liebe nachfolgende Mitteilung: „Mein Geburtsort Schanzenort, früher Schwentischken, lag am Nordrand der Rominter Heide, nahe dem Marinowosee. Dieser, großenteils von Wald umgebene See hatte schon zu Zeiten der Monarchie eine gewisse Berühmtheit erlangt, weil die Kaisergattin am Ufer ein Teehaus hatte bauen lassen. Die nächste Bahnstation, Mehlkehmen (Schackummen), lag etwa 7 km nördlich. An diesen See kam mein Vater als Fischer auf der Suche nach einem geeigneten Gewässer. Hier baute er zunächst ein kleines Haus am Waldrand. Es folgte ein Pfahlbau mit großer Plattform, einem Festsaal und Fremdenzimmern. Beim Bau dieses Hauses half ihm ein Stellmacher, dessen Tochter er heiratete, und so wurde das mein Geburtsort.

Leider musste mein Vater das Haus – trotz großen Zuspruchs aus der ganzen Provinz – verkaufen, da sein Geldgeber selber in Schwierigkeiten geraten war und das Darlehen überraschend zurückforderte. Der Nachfolger ließ das Gelände bis an das Haus anschütten. Im Krieg hat es sich “Reichsmarschall” Göring als Jagdsitz angeeignet. Heute ist von allem nichts mehr geblieben.

Nach mehreren Jahren in Litauen konnte mein Vater den Wystiter See pachten. An und auf diesem See verbrachte ich die schönste Zeit meiner Jugend, nur leicht getrübt durch den Wechsel von der Mittelschule in Wehrkirchen (Szittkehmen) zur Oberschule nach Gumbinnen. Von dort wurde ich dann auch als Luftwaffenhelfer nach Königsberg eingezogen. Das war das endgültige Ende der Kindheit.“ (10. Juni 2010)



[1] Der Reporter, 8. 6. 2010

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