Geschichte der Rominter Heide
Das Gebiet der Rominter Heide, durchflossen von dem kleinen Fluß Rominte (prußisch = die eilig Dahinwandernde), gehörte zunächst dem Orden, war dann herzoglicher Besitz und später königlich-preußische Landesforst, den die Herrscher-Familie zunehmend für sich selbst beanspruchte. Der Orden hatte den Waldgürtel ursprünglich ausdrücklich zum Schutz gegen Einfälle der Litauer stehen lassen. Die Rominter Heide wurde von 2 “Wildnisbereitern” des Ordens verwaltet, die ihren Sitz in Warnen und Nassawen hatten. Holzgewinnung und Jagd spielten während der Ordenszeit keine herausragende Rolle.
Herzog Albrecht und seine Nachfolger schätzten zunehmend die Jagd in der Rominter Heide ob ihrer ausgezeichneten Strecken. Sie hielten sich dabei in Jagdhütten auf und so ist bereits 1572 von einer “Bude Romitten” die Rede und im 17. Jh. jagten Kurfürst Johann Sigismund wie auch der Große Kurfürst von der “Romittischen Jagdbude in der Heyde an der Romitte” aus in den dortigen Wäldern.
Prinz Friedrich Karl von Preußen jagte hier von 1869 – 1885. Er machte Kaiser Wilhelm II. auf das Jagdgebiet aufmerksam und der kam erstmals am 23. 9. 1890 zur Hirschbrunft nach Rominten, das letzte Mal am 2. 10. 1913. Zuvor war das kaiserliche Hofjagdrevier von 1885 – 1890 mit einem Gatter umschlossen worden.
Nachdem der Kaiser abgedankt hatte, waren die preußischen Ministerpräsidenten für die Rominter Heide zuständig, und so jagte hier sehr oft Ministerpräsident Otto Braun, bevor Hermann Göring auftrat. Am 22. 9. 1942 erlegte Hermann Göring hier den seinerzeit weltbesten Rothirsch: „Matador“. Damit die Hirsche möglichst starke Geweihe ansetzten, ließ Göring die Tier mit Sesamkuchen füttern, und das ganzjährig.
Es gab noch weitere besonders kapitale Hirsche, weswegen die Rominter Heide für eine gewisse Zeit als das berühmteste Rotwildrevier Europas galt und zum Vorbild für andere Rotwildreviere wurde. Das war das Verdienst einer langen, zielstrebigen Hegearbeit eines Jahrhunderts, an der Generationen hervorragender Forstbeamter von Karl Friedrich Reiff bis zu Walter Frevert beteiligt waren.
Nach dem 2. Weltkrieg verlief die Grenze zwischen dem polnischen und dem sowjetischen Teil Ostpreußens mitten durch die Rominter Heide mit der größeren Fläche im nördlichen Bereich. Entlang dieser Grenze verläuft ein 3 Meter hoher und ziemlich unüberwindlicher Drahtgitterzaun.
1869 erfolgte die Aufteilung in 4 Verwaltungsbereiche mit den Oberförstereien Warnen, Nassawen, Szittkehmen und Goldap (später Rominten). Zum Ende des 2. Weltkriegs waren das die Staatlichen Forstämter Barckhausen (Warnen), Nassawen, Rominten und Wehrkirchen (Szittkehmen) mit zusammen 27 Revierförstereien und einer Fläche von 25.019 ha.
Das Revier Rominten galt als das berühmteste Forstamt des Deutschen Reiches. Letzter deutscher Revieraufseher war ab 1. Oktober 1939 Oberforstmeister Dietrich Micke. Er führte oft den Reichsjägermeister und dessen Gäste durch seinen Wald, um ihnen den Abschuss eines kapitalen Hirsches zu ermöglichen. Das Forstamt Nassawen stand bis zuletzt unter der Leitung von Walter Frevert, dessen Frau 1940 Selbstmord begangen hatte. [1] Im Forstamt Warnen übernahm Forstmeister Hans Holm die Leitung, nachdem Forstmeister Richard Barckhausen 1939 im Polenfeldzug gefallen war, und Szittkehmen wurde zuletzt von Forstmeister Günther von Oppen betreut. [2]
Die staatlichen Forstbezirke teilen sich heute wie folgt auf:
Ozierki – Warnen/Barckhausen (heute russisch),
Lesistoje – Nassawen (heute russisch),
Raduznoje – Rominten (heute russisch),
Zytkiejmy – Szittkehmen/Wehrkirchen (heute polnisch).
[1] Oberforstmeister a. D. Dietrich Micke, Aufzeichnungen aus meiner Lehrzeit bis zu den Jahren als Revierverwalter in Rominten sowie an den Fronten des Krieges, in: Wald-, Jagd- und Kriegserinnerungen ostpreußischer Forstleute, Hrsg. Andreas Gautschi und Wolfgang Rothe, nimrod-Verlag 2012, S. 284
[2] Oberforstmeister a. D. Dietrich Micke, Aufzeichnungen aus meiner Lehrzeit bis zu den Jahren als Revierverwalter in Rominten sowie an den Fronten des Krieges, in: Wald-, Jagd- und Kriegserinnerungen ostpreußischer Forstleute, Hrsg. Andreas Gautschi und Wolfgang Rothe, nimrod-Verlag 2012, S. 274 + S. 276