Westlich vor den Toren von Tollmingkehmen befand sich das Gut Samonienen, dessen Gutshaus noch im Jahr 2000 zu den wenigen intakten Herrenhäusern in Nordostpreußen zählte. Auch im Jahr 2006 existierte es noch. Der dort wohnende Miroslaw Grudzin würde sich zur Verfügung stellen, das Haus zu renovieren, wenn es einen Investor gäbe, der die Kosten dafür übernimmt. Wenn sich niemand findet, der für die Erhaltung des Gutshauses aufkommt, wird auch dieses Relikt aus Ostpreußens guter Zeit verloren sein.
Der Name „Samonienen“ leitet sich ab von Samanynai oder Samynynas, was etwa „Moosboden“ bedeutet und vielleicht auf das Moor in der Gegend hindeutet. 1557 wurde der Ort erstmals urkundlich erwähnt.
Der großen Pest 1708 – 1710 hat in der Siedlung Samonienen offenbar niemand widerstanden, denn 1719 stellte eine Kommission fest, dass dort keiner mehr lebt. Deshalb wurde hier ein etwa 200 ha großes Gut als königliches Vorwerk errichtet, das dem Domänenvorwerk Tolmingkehmen zugeordnet war. Im Zuge der Begründung der Kriegs- und Domänenkammer 1723/24 gab es Überlegungen, ein Domänenamt in Samonienen einzurichten. Das unterblieb jedoch, vermutlich, weil nicht genug Scharwerksbauern für die Bewirtschaftung zur Verfügung standen.
Nachdem 1812 Tollmingkehmen und Samonienen zur Versteigerung ausgeschrieben worden waren, erwarb Johann Kaeswurm 1817 das erstgenannte Gut, 1821 das andere. Das Gutshaus wurde 1863 errichtet. Der Enkel von Johann Kaeswurm verkaufte Tollmingkehmen an seinen Neffen Hans Zerniko, während Samonienen im Erbwege an Bertha Kaeswurm (1824 – 1906), die blind war, ging. Sie verkaufte ihren Besitz 1906 an Dr. Otto Rothe, der Margarete Zerniko geheiratet und zuvor schon Tollmingkehmen erworben hatte und somit beide Güter wieder vereinigte. Nach ihm führte sein einziger Sohn Karl (1891 – 1944) die Bewirtschaftung fort, nach dessen frühem Tod bis zur Flucht dessen Witwe Louise (1902 – 1992). Wohnhaus der Familie war das Gutshaus in Samonienen. Von den acht Kindern lebten 2006 noch fünf, darunter Dr. Wolfgang Rothe, der sich neben seinen umfangreichen Heimatchroniken intensiv publizistisch mit dem einstigen Familienbesitz auseinandersetzte.
1928 wurde Samonienen nach Tollmingkehmen eingemeindet. Bereits 1828 war ein Privatgestüt mit Pferden aus Trakehner Zucht gegründet worden, dessen Bedeutung jedoch zur Mitte des Jahrhunderts wieder abnahm. Karl Rothe begann nach dem 1. Weltkrieg erneut eine erfolgreiche Trakehner Pferdezucht, aus der u. a. die Olympia-Siegerpferde von 1936 „Kronos“ und „Absinth“ hervorgingen. Diese Pferde-Passion war auch der Hintergrund dafür, dass man 1938 die Ortsbezeichnung „Samonienen“ durch „Reiterhof“ ersetzte.
Nach 1945 gehörte Samonienen wie auch Tollmingkehmen zur Sowchose Nr. 19, einem auf Vieh ausgerichteten Betrieb. Bis 1957 diente das Gutshaus als Krankenhaus, danach u. a. als Kindergarten. Der in den 1970er Jahren bereits beabsichtigte Abriss unterblieb, weil man Wohnraum für Rußlanddeutsche Zuwanderer aus Kirgistan benötigte. Noch 1991 war der Gutshof zu 70 % erhalten, doch bis 2006 wurden die Ställe und Scheunen, die etwa um 1830 gebaut worden waren, abgerissen, um an die begehrten Ziegel zu gelangen.
Unweit des Gutshauses an der Straße in Richtung Walterkehmen befindet sich ein Heldenfriedhof für russische und deutsche Gefallene des 1. Weltkriegs, dem Dr. Wolfgang Rothe, Sohn des letzten Gutsherrn auf Samonienen, sichtbar seine besondere Fürsorge gewidmet hat und der sich demzufolge in gutem Zustand präsentiert.