Kubanowka – Brakupönen/Roßlinde
Eine erste urkundliche Erwähnung fand Brakupönen 1539 im Zinsregister, in das die ersten 6 Steuerzahler des Dorfes eingetragen wurden. Später war hier das Gut des Heeresremonteamtes ansässig, auf dem die für das Militär vorgesehenen Pferde zugeritten wurden. Damit verbunden waren intensive landwirtschaftliche Aktivitäten, um den Eigenbedarf an Futtermitteln zu decken. Seit 1913 gab es eine dreiklassige Schule.
Um 1740 ließ sich in Brakupönen die Familie Mentz, die aus der Schweiz zuwanderte, nieder. Sie baute ein Mustergut auf, das auf Getreideanbau, Pferdezucht, Milchproduktion und die Zucht von Holländer Herdbuchvieh ausgerichtet war. Der Mentzsche Gutsfriedhof wird heute noch gepflegt.
Herr Hans-Jürgen Mentz, ein Nachfahre dieser Familie Mentz, schrieb uns dazu folgende Mitteilung : „Im Rahmen meiner Familienforschung möchte ich Sie darauf hinweisen, daß die Familie Mentz bereits 1712 im Dorf Brakupönen angesiedelt wurde. Laut evangelischem Ratsprotokoll vom 15.01.1712 wanderten meine Vorfahren Jacob Menzi, seine Frau Magdalena sowie die Söhne Peter + Paul am 23 01. 1712 nach Ostpreußen aus. Sie kamen am 15.06.1712 in Königsberg gemeinsam mit 800 Schweizern an und wurden mit 9 weiteren Schweizer Familien in Brakupönen auf einem von der Pest verwüsteten Hof angesiedelt. Aus dem Namen Menzi wurde ab ca.1770 Mentz. Das Dorf wurde 1939 in Roßlinde und nach dem II. Weltkrieg in Kubanowka umbenannt.“
Der einst gepflegte Schawallersche Heldenfriedhof war im Laufe der Nachkriegszeit völlig überwuchert. Im Herbst 1994 erfolgte durch Initiative der Enkelin von Lieselotte Schulz zusammen mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge eine Wiederherrichtung. Daneben wurde 1990 das alte Denkmal von den Russen wieder installiert. Es ist heute eine der Besucherattraktionen von Brakupönen.
Unweit östlich von Brakupönen stand vom Oktober 1944 bis Januar 1945 die sowjetische Front, bevor sie dann Ostpreußen überrannte. Im Direktorenhaus von Brakupönen zog 1945 eine sowjetische Kommandantur ein. In einem Gutshaus außerhalb von Brakupönen, heute eine Schule, hatte bis 1946 eine vorgesetzte Kommandantur ihren Sitz. Viele Deutsche, die hier zum Verhör geholt worden waren, fanden dabei den Tod oder starben wenig später. Im Vorwerk Koselhof von Brakupönen wurde das Arbeitslager 141 eingerichtet. Von 1945 – 1949 gab es direkt in Brakupönen ein Internierungslager für etwa 3.000 verbliebene Deutsche aus allen Teilen Ostpreußens. Etwa 1.000 von ihnen – Männer, Frauen und Kinder – starben und wurden in Einzelgräbern, später in Massengräbern beigesetzt. Die Gräber überbaute man später.
Am noch erhaltenen Brakupöner Haus der Heimatdichterin Toni Schawaller wurde 1993 eine Gedenktafel angebracht und davor eine Linde gepflanzt.
Anfrage von Herrn Menzi: Sie haben auf ihrer Homepage unter der Ortsbeschreibung Brakupönen über den Mentzschen Gutshof geschrieben, zu dem ich gerne nähres erfahren würde
Antwort von Peter Ritter am 30. 4. 2007:
Sehr geehrter Herr Menzi, Ihre Anfrage vom 22.4.2007 kann ich Ihnen mit ein paar weiteren Angaben beantworten:
Die Stammfamilie Menzi ist ca.1730 aus Filzbach am Waldsee im Kanton Glarus/Schweiz mit Pferd und Wagen nach Gumbinnen gekommen. Sie waren Calvinisten, mußten also wie die Salzburger und Hugenotten aus Glaubensgründen ihre Heimat verlassen.
Da sie sehr gute Bauern waren, fanden sie in Brakupönen auf sehr gutem Boden eine neue Heimat, erhielten ca. 60 Morgen Ackerland und brachten es durch Fleiß zu Wohlstand.
Im 1. Weltkrieg wurde dieser Abbauhof (außerhalb des Dorfes gelegen) zerstört, hatte dann – nach Wiederaufbau – bis 1944 eine Größe von ca. 1.000 Morgen/ 250 ha (berichtet Frau Käthe Mentz, Witwe des letzten Gutsbestzers Walter Mentz, der 1944 verstarb).
Im Kreis Gumbinnen gab es mehrere Abkömmlinge, dieser Familie, die sowohl Landwirtschaft, als auch Ziegeleien betrieben