- um 9000 v. Chr. früheste Besiedlung zum Ende der Eiszeit, nachgewiesen durch Funde
- im 6. Jh. n. Chr. siedelten Prußen in der Gegend
- In der Ordenszeit war die Gumbinner Gegend noch unverändert ein dichtes Waldgebiet, die “Wildnis”. Eine intensive Besiedlung fand erst im 16. – 18. Jahrhundert statt
- 1539 wurde das Fischerdorf erstmals als “Kulligkehmen” genannt; in einer Urkunde von 1558 hieß es auch Pisserkehmen – das Dorf an der Pissa
- 1545 Genehmigung von Herzog Albrecht zum Bau einer Kirche, die aber erst nach 1556 gebaut wurde
- 1580 erstmalige Erwähnung des Namens “Gumbinnen” – aus dem Litauischen “gumbas” für Flusskrümmung
- 1589 erste Zeichnung der Gemarkung Gumbinnen vom Landmesser Christoph Voigt
- 1656/57 von den Tataren heimgesucht
- 1709 – 1710 wurde der Ort durch die Große Pest fast völlig entvölkert. Im Kreis Gumbinnen fielen ihr 80% der Einwohner zum Opfer
- ab 1710 Zuwanderung von Neusiedlern aus der Schweiz, der Pfalz, Nassau und aus der Magdeburger Gegend
- 1722 erhielt Gumbinnen bereits Stadt-Status[4]
- 1723 Einrichtung der “Litauischen Deputation” im Rahmen des Retablissements Friedrich Wilhelms I.
- 1724 Stadtrechte von Friedrich Wilhelm I. Seit der Stadtmagistrat am 25. Mai 1724 erstmals tagte, gilt dieses Datum als offizieller Stadtgründungstag
- am 31. 10. 1731 unterzeichnete Erzbischof Firmian von Salzburg, Primas von Deutschland, das Emigrationspatent, das rd. 20.000 Salzburger veranlasste, ihrem Land den Rücken zu kehren. Die rücksichtslose Durchführung der Vertreibung beruht jedoch auf Anordnungen des Salzburger Hofkanzlers Hieronymus Christiani von Rall (1692/93 – 1751), mit denen nicht einmal der Papst einverstanden war.[5] Der König von Preußen erkannte seine Chance, die durch die Pest entstandenen Lücken in der Bevölkerung von Ostpreußen wieder zu füllen und lockte mit unbürokratischer Hilfe bei der Ansiedlung getreu seinem Wahlspruch: „Mir neue Söhne – Euch ein mildes Vaterland.“ Etwa 11.000 Salzburger kamen nach Ostpreußen. Auf ihren Wunsch hin, in einem geschlossenen Raum angesiedelt zu werden, um den Zusammenhalt nicht zu verlieren, wählte Friedrich Wilhelm I. seinen östlichsten Landesteil Preußisch-Lithauen mit dem Zentrum Gumbinnen für die Zuzügler aus. In der Realität wurden die Salzburger dann allerdings in Ostpreußen auf Hunderte von Dörfern verteilt, waren also nicht so konzentriert, wie gewünscht.[1]
- Auf der Wanderung der protestantischen Salzburger in eine neue Heimat ereignete sich eine rührende Geschichte, die Eingang in die Literatur fand: ein junger Gutsbesitzersohn verliebte sich in ein junges, alleinstehendes Mädchen, das mit ihrer Wandergruppe gerade Rast machte, warb um sie und beide heirateten letztendlich, wobei die Braut sogar noch einen Goldschatz mit in die Ehe brachte. Diesen Stoff verarbeitete Jahrzehnte später Johann Wolfgang von Goethe in seinem Epos “Hermann und Dorothea” vor dem Hintergrund der französischen Revolution [5]
Zur Vertreibung durch den Salzburger Erzbischof passt das folgende Gedicht von Joseph Schaitberger (1658 – 1733) aus Dürrberg bei Hallein in Österreich:
Exulantenlied
I bin a armer Exulant
A so thu i mi schreiba,
Man thuet mi aus dem Vaterland
Um Gottes Wort vertreiba.
Ein Pulgrim bin i holt nunmehr
Mueß rasa fremda Stroßa
Das bitt i Di, Mein Gott und Herr
Du wirst mi nit verlossa.
Mueß i glei fort in Gottes Nom’
Und mir alles genomma
So waß i wohl, die Himmelskron
Wer i ohmahl bekomma.
- Von den etwa 11.000 nach Ostpreußen gelangten Salzburger Emigranten sind etwa 10.000 im Lithauischen Departement angesiedelt worden. In Gumbinnen entstand so der geistige Mittelpunkt der Salzburger, manifestiert in der Salzburger Kirche.[2] Zwei Drittel der Neubürger reisten in 67 Schiffen von Stettin nach Königsberg, um in die neue Heimat zu gelangen
- Preußen hat gegenüber Erzbischof Firmian lange und scharf wegen Entschädigung der ausgewiesenen Bürger verhandelt, und zwar erfolgreich. Die dazu gehörenden Prozessakten nennen sich “Königsberger Examina”, sind noch in großen Teilen vorhanden und enthalten außer den fiskalischen Belangen eine Vielzahl von Personenangaben. Sie lagern im polnischen Archiv in Olstyn – Allenstein
- Die Salzburger Flüchtlinge gründeten in der Folge 1740 die Sozialstiftung “Salzburger Anstalt Gumbinnen” und 1911 den Salzburger Verein e. V., der nach dem 2. Weltkrieg in Bielefeld neu gegründet wurde. Es wird geschätzt, dass etwa 11.000, nach einer anderen Quelle 15.500 Salzburger in Ostpreußen eine neue Heimat fanden und mithin zunächst jeder dritte Ostpreuße österreichisches Blut in sich trug
- 1736 Einrichtung der Kriegs- und Domänenkammer
- 1757 – 1762 besetzt von den Russen im Verlauf des 7jährigen Krieges
- 1812 lagerte der Hauptteil der französischen Armee, die Rußland erobern sollte, in Gumbinnen, Napoleon hielt sich hier vom 18. – 21. 6. 1812 im Logenhaus auf
- 1818 Hauptstadt des Regierungsbezirks Litauen und Kreisstadt. Aus der Kriegs- und Domänenkammer ging hier die “Königlich Preußisch-Litauische Regierung” hervor, aus der später der Regierungsbezirk Gumbinnen wurde.
- 1835 Errichtung des Denkmals für König Friedrich Wilhelm I., der die Stadtrechte verliehen hatte.
- Mit Eröffnung der Eisenbahnstrecke Königsberg – Stallupönen am 4. Juni 1860 wurde Gumbinnen an das Netz der Ostbahn angeschlossen. Die Strecke führte am 15. August 1860 weiter nach Eydtkuhnen. Dort war der Anschluß an das russische Breitspurgleis ab 11. April 1861 betriebsbereit[3]
- 1911 Bau der Neuen Regierung
- 1912 Aufstellung des bronzenen Elch-Standbilds
- Am 20. August 1914 fand bei Gumbinnen eine Schlacht statt, an der 200.000 russische Soldaten unter General Rennenkampf einer Streitmacht von 150.000 Preußen gegenüberstanden, die von General von Prittwitz befehligt wurde. Die Preußen unterlagen
- Mitte Oktober 1944 starke Bombenschäden in der Innenstadt
- Januar 1945 Eroberung der Stadt durch die Rote Armee
- 31. 10. 1995 erneute Weihe der Salzburger Kirche
- 1. 6. 1998 Einweihung der Salzburger Diakoniestation neben der Kirche
[1] Norbert Stein, Logistische Meisterleistung, PAZ Nr. 34/07, S. 14
[2] Gumbinner Heimatbrief, Nr. 1/2007, Juni 2007, S. 135 + Norbert Stein, Logistische Meisterleistung, PAZ Nr. 34/2007, S. 14
[3] Horst Deutschmann, 150 Jahre Preußische
in Gumbinnen, Gumbinner Heimatbrief, Dezember 2010, S. 61
[4] Heimatbrief Gumbinnen, Dez. 2008, S. 113/76
[5] Dietrich Goldbeck, Aus dem Leben in Gumbinnen, 1994, abgedruckt im Gumbinner Heimatbrief, Juli 2023, S. 18 f