Das wiedererstandene Fresko in der Friedrichschule

Nach einer langen Restaurierungszeit ist das Fresko „Empfang der Salzburger Emigranten vor König Friedrich-Wilhelm I von Preußen“ bis zum Jahr 2008 neu entstanden. Mehr als 60 Jahre war es unter vielen Farbschichten an der Wand der Aula verborgen. Aber bereits 1995 fand eine Voruntersuchung statt, bei der man Segmente des Bildes freilegte. Dann bedurfte es aber noch einer langen Zeitstrecke, bis die erforderlichen Verhandlungen mit der russischen Administration erfolgreich abgeschlossen und die Finanzierung gesichert werden konnte. Neben Zuschüssen der russischen Stadtverwaltung und vielen Spendern aus Gumbinnen habe von der Kreisgemeinschaft Gumbinnen gewonnene Sponsoren einen erheblichen Anteil an den entstandenen Kosten übernommen.

1912 war die Gestaltung des Freskos in der Aula der Friedrichsschule Professor Otto Heichert von der Kunstakademie in Königsberg von der Gumbinner Verwaltung in Auftrag gegeben worden. Zwei Jubiläen standen an. Die Friedrichsschule feierte das 10-jährige Jubiläum des Neubaues im neugotischen Baustil und die Stadt bereitete sich auf den Jahrestag der Wiederkehr der Einwanderung der Salzburger nach Ostpreußen vor.

Dem Künstler Otto Heichert wurde die Aufgabe gestellt, die Begegnung der Salzburger mit ihrem neuen König zu zeigen. Das Bild sollte symbolisieren, dass die Umsiedler als gleichberechtigte Bürger in der Stadt und im Land. willkommen waren. Otto Heichert war damals ein bekannter Maler, der zu dem Zeitpunkt schon Erfahrungen in der Schaffung von Monumentalwerken hatte. Nachdem sich Otto Heichert mit dem Schicksal der Salzburger, ihrer Vertreibung und Eingliederung in Gumbinnen befasst hatte, beschloss er, die gesamte Giebelwand der Aula, 16 m lang und 8 m hoch, zu bemalen. Der Künstler meisterte seinen Auftrag hervorragend. Für sein Kunstwerk fand er große Anerkennung, der künstlerische Wert des Freskos wird als Weltkunstwerk eingestuft.

Nach Feststellung der Fachleute wurde das Bild in der klassischen Freskotechnik gemalt, darauf ist die gute Erhaltung der Farbe des Bildes von heute zurückzuführen. Die Kreidefarben wurden jedoch verschiedentlich mit Ölfarbe übermalt und die Befestigung einer Filmleinwand brachte zusätzliche Beschädigungen. Auch der 2. Weltkrieg hinterließ seine Spuren. Im Hof der Schule war eine Bombe explodiert, deren Splitter die Fenster zerschlugen und Beschädigungen am linken oberen Teil des Freskos hinterließen. Ein Artilleriegeschoss durchschlug die Giebelwand und verursachte ein Loch, das bei den ersten Reparaturarbeiten am Gebäude zugemauert wurde. Die wichtigsten Flächen des Freskos blieben jedoch unbeschädigt.

Durch die herausragende Arbeit der St. Petersburger Restauratoren der Firma “ Erbe / Nasledje“ ist das Fresko wiedererstanden und berührt uns mit seiner neu gewonnenen Ausdruckstärke. Es ist ein Beweis der Versöhnung zwischen den europäischen Völkern.

Otto Heichert (27. 2. 1868 – 22. 3. 1946) wurde in Kloster Gröningen als Sohn eines Hausmeisters geboren. Im Jahr 1872 zog die Familie nach Magdeburg, wo Otto Heichert auch zur Schule ging. Schon auf der Schule fiel sein künstlerisches Talent auf, was dazu führte, dass er bereits im Alter von erst 14 Jahren 1882 an die Düsseldorfer Malerakademie kam. 1894 wurde er zum Studium an der Academie Julian in Paris zugelassen Als 34-Jähriger wurde er als Professor an die Königliche Akademie nach Königsberg berufen und lebte ab 1903 in Ostpreußens Hauptstadt. 1908 heiratete er Gräfin Margarethe von Helldorf. 1912 schuf er für die Aula der Friedrichschule in Gumbinnen das sechs Mal acht Meter große Fresko. Im 1. Weltkrieg wurde er als Kriegsmaler eingesetzt. Seit 1923 lebte er in Berlin. Otto Heichert erhielt 1895 die Kleine Goldene Medaille in Berlin, 1900 die zweite Medaille auf der Weltausstellung in Paris, und 1904 eine goldene Plakette in Dresden. Seine Werke gelangten in die Kunstsammlungen der Stadt Königsberg, in die Berliner Nationalgalerie und in die Museen von Düsseldorf und Antwerpen.[1]

[1] Wikipedia + Birgitta Lamparth, Entdeckungen in den eigenen Wurzeln, Wiesbadener Tagblatt, 10. 7. 2010