Novoselovo – Groß Rödersdorf
Das Gut in Groß Rödersdorf auf einer Anhöhe über dem Jarfttal gehört zu den wenigen Gütern im Kreis Heiligenbeil, die heute noch bewirtschaftet werden.
Der Ort wurde 1412 erstmals urkundlich erwähnt, obwohl er wohl bereits in der 1. Hälfte des 14. Jhs. gegründet worden war. Schon zur Ordenszeit staute man hier die Jarft zum Mühlenteich, von dem ein Mühlengraben zur Ordensmühle führte. Noch bis 1945 fanden sich Teile dieses Bauwerks im bestehenden Mühlengebäude.
Am 22. 4. 1469 verschrieb Hochmeister Heinrich Reuß von Plauen das Dorf Rödersdorf samt Wassermühle, Pfarrhaus und Schulzenhufen als Entschädigung für die im vorhergehenden Städtekrieg 1454 – 1466 geleisteten Dienste dem Friedrich von Berenfelde. Dessen Tochter Anna heiratete Georg von Parck und brachte das Gut dadurch in dessen Familie ein. Nachdem Sebastian Wilhelm II. von Parck, dessen Sohn Selbstmord begangen hatte, bevor er das Erbe antreten konnte, 1658 gestorben war, kam das Gut an den Kanzler Georg Friedrich von Kreytzen (1639/43 – 1709/10) auf Weßlienen. 1768 fiel Weßlienen zusammen mit Rödersdorf an Friedrich Gottfried von der Groeben (1726 – 1799) und in dessen Familie blieb es bis 1831. In dieser Zeit gab es eine Trennung von Rödersdorf in Klein und in Groß Rödersdorf, wobei Klein Rödersdorf das Vorwerk vom Gut Groß Rödersdorf war. Nachfolgender Besitzer war Rudolf von Auerswald, Oberbürgermeister von Königsberg. Nachdem dieser das Gut 1845 wieder verkaufte und dabei Groß und Klein Rödersdorf getrennt wurden, wechselten sich verschiedene Besitzer ab, bis 1911 Reinhard Brunk (1875 – 1957) das Gut kaufte und bis zum bitteren Ende 1945 erfolgreich bewirtschaftete.
In dieser letzten Zeit entstand auch durch Umbau das massive und repräsentative Herrenhaus. Dieses ist erhalten, wobei das ursprüngliche Walmdach durch ein flacheres Satteldach ersetzt wurde. Das Gut war zuletzt 525 ha groß, wobei 25 ha zum Bau der Autobahn vorher abgetreten werden mussten.
Das Schulgebäude in Groß Rödersdorf am Fuße des Schlossbergs entstand 1911. Die Kirche war bereits um 1520 von Polen zerstört und nicht wieder aufgebaut worden. Ein neben dem Gutshaus stehendes, baufälliges und als Waschhaus genutztes Gebäude, das man 1922 abriss, galt den Dorfbewohnern seinerzeit wegen seiner Fenster in gotischen Formen als Rest der alten Kirche.
Weitere Details zu Groß Rödersdorf siehe Wulf D. Wagner – Die Güter des Kreises Heiligenbeil in Ostpreußen, S. 331 f
In Klein Rödersdorf befinden sich seit neuerer Zeit eine Hirschzucht und eine Pelztierfarm.
Die Einwohner von Novoselovo planen die Einrichtung eines Museums in der ehemaligen Schule aus der Nachkriegszeit auf einer Fläche von ca. 150 m². Es soll die Abteilungen Volkskunde, Kriegsgeschichte und früheere Geschichte, als auch die deutsche, enthalten. Es wird um Unterstützung aus Deutschland gebeten.[1]
[1] Joachim Ruhnau, Museumsprojekt in Groß Rödersdorf, Heimatblatt des Kreises Heiligenbeil, Mai 2016, S. 87