Zagaje – Hasselpusch
Das Dorf und sein Lokator Jakob erhielten die Handfeste vom Komtur von Balga, Dietrich von Speyer, am 11. November 1339. 1527 gelangte Hasselpusch unter die Herrschaft von Claus von Auer auf Pellen (+ vor 1544) und blieb in den nächsten Jahrhunderten Teil von Pellen unweit nördlich.
Zusammen mit Pellen kam Hasselpusch 1827 in den Besitz von Albrecht von Brandt (1773 – 1851) und von diesem an Wilhelm von Brandt (1826 – 1863). Nach dessen Tod kaufte Rittmeister Friedrich Graf zu Dohna Gut Hasselpusch. Nachfolgende Besitzer sind unbekannt, bis Friedrich v. Steegen-Wilknitt (1878 – 1909) die Ländereien 1905 erwarb. Nach dessen frühen Tod aufgrund eines Reitunfalls fiel Hasselpusch an den Bruder Oskar von Steegen (1873 – 1918). Seine Witwe Susanne, geb. von Zitzewitz, übereignete Hasselpusch 1925 an ihre Tochter Jutta von Steegen (1905 – 1993). Die heiratete am 5. Oktober 1925 den Landwirt und Oberleutnant d. R. Siegfried Freiherr von der Leyen (1899 – 1975), unter dessen Regie mit Entwurf und Ausführungsplanung durch das Bauamt der Landwirtschaftskammer für die Provinz Ostpreußen in Königsberg ein neobarockes Gutshaus errichtet wurde, das jüngste des Kreises, das 1926 bezogen werden konnte.
Zum Besitz von der Leyens gehörte auch das Gut in Klein Steegen im Nachbarkreis Pr. Eylau, das ab 1909 von Hasselpusch aus bewirtschaftet wurde. Das Bauholz für das neue Gutshaus in Hasselpusch kam praktischerweise aus dem Gutswald von Kl. Steegen.
Siegfried von der Leyen, Vorsitzender des Reitervereins Zinten ab 1931, war Spring- und Dressurreiter und ein Liebhaber und Züchter des Ostpreußischen Warmblutpferdes Trakehner Abstammung. Aus der von ihm in den Jahren vor dem 2. Weltkrieg aufgebauten Zucht konnten 13 Fohlen über Vorpommern in das Rheinland gerettet werden. Darunter befand sich auch “Perkunos”, der mit der Dressurreiterin Hannelore Weigandt an der Reiterolympiade 1956 in Stockholm teilnahm, wo die deutsche Dressurmannschaft die Silbermedaille errang.
Während die kleineren Kinder schon 1944 zu Verwandten in den Westen gebracht worden waren, flüchtete Jutta von der Leyen mit ihrer ältesten Tochter Roswitha erfolgreich in den Westen des Deutschen Reichs. Siegfried Freiherr von der Leyen, Major und fast während des ganzen Krieges Soldat, geriet in englische Kriegsgefangenschaft und von dort 1945 zu seiner Familie zurück. Die Tochter Roswitha, verheiratete von Bergmann (1926 – 2004), war eine bemerkenswerte Sammlerin von russischen Konstruktivisten und außereuropäischer Kunst und der Sohn Christian Freiherr von der Leyen engagiert sich im Rahmen der Johanniter Sozialstationen für humanitäre Hilfe im russischen Teil des Kreises Heiligenbeil sowie für die Schule in Hasselpusch.
Um die Hasselpuscher Höhen wurde beim Vordringen der sowjetischen Truppen hart gekämpft. Doch blieb das neobarocke Gutshaus dabei erstaunlicherweise ziemlich unbeschädigt. Bis auf Veränderungen am Dach und bei den Innenausbauten existiert es im äußeren Erscheinungsbild unverändert bis heute und wird als Grundschule genutzt.
Für weitere Details siehe: Wulf D. Wagner, Die Güter des Kreises Heiligenbeil in Ostpreußen, S. 202 ff