Vorderwalde

Podlesne – Vorderwalde

Vorderwalde wurde 1699 unter Kurfürst Friedrich III. am Rande des Damerauer Waldes als Schatullgut gegründet und dem Wildnisbereiter zu Wermten, Friedrich Schulz, übereignet. Nachfolgender Besitzer war ein Christian Rösenick (gest. 1725), dessen Witwe gezwungen war, das Gut dem Wildnisbereiter zu Wermten, Heinrich Hildebrandt List zu verpfänden. 1786 verkaufte der Domänenrat Stolterfoth das Gut an Amtmann Sawatzky. Weitere Besitzwechsel folgten.

Vorderwalde war ein Waldgut, und da Carben kaum über Wald verfügte, erwarb August Ferdinand Siegfried (1777 – 1846) Gut Vorderwalde zur Abrundung des Besitzes Carben, insbesondere um dessen Mangel an Holz zu beheben. In der Folgezeit wandelte man die Flächen teilweise in Ackerland um, richtete eine Ziegelei ein und entwickelte Vorderwalde schrittweise zu einem landwirtschaftlich genutzten Gut. Das um 1930 insgesamt 375 ha große Gut gliederte sich in 169 ha Acker, 165 ha Wald und 31 ha Wiesen und Weiden.[1]

1885 wurde es mit der Übertragung auf Erich Siegfried (1859 – 1935), der 1902 Carben erbte, ein selbständiges Gut. Er ließ ein neues Gutshaus 1885/86 mit Satteldach und Neorenaissancefassade errichten, das bis heute erhalten ist. Sein Sohn Herbert von Siegfried (1886 – 1940) übernahm Vorderwalde 1918. Danach bewirtschaftete seine Witwe Ruth von Siegfried den Betrieb bis zu ihrer Flucht im Februar 1945, die sie zusammen mit Lehrlingen und Angestellten – kutschiert von französischen Kriegsgefangenen – in die Gegend von Celle verschlug. Den Landwirtschaftsbetrieb übernahm ein polnisches Staatsgut mit großen Obstplantagen. Nach der Privatisierung übernahm der Direktor des Staatsgutes den Betrieb und spezialisierte sich auf Puten- und Gänsemast.

Weitere Details siehe: Wulf D. Wagner, Die Güter des Kreises Heiligenbeil in Ostpreußen, S. 416 ff



[1] Unbeschwerte Zeit – Jugendjahre auf ostpreußischen Gütern und Landschlössern, Kulturzentrum Ostpreußen Ellingen, 2015, S. 10