Guttstadt

Geschichte von Dobre Miasto – Guttstadt

Vermutlich befand sich an dieser Stelle der Stadt, die von der Alle (Lyna) fast kreisförmig umflossen wird, bereits eine prußische Fliehburg.

Guttstadt erhielt das Stadtprivileg 1329 von Bischof Heinrich II. Wogenap (1329 – 1334). Lokator war Williko aus Neiße, Schulze von Wormditt, von dem man annimmt, dass er zur Verwandtschaft des Bischofs Eberhard von Neiße gehörte. Deshalb kamen hier viele der ersten Siedler aus Schlesien. Die Gründung der Stadt war eigentlich schon 1325 beschlossene Sache. Durch Krankheit Bischof Eberhards und seinen Tod ein Jahr später verzögerte sich jedoch die Ausstellung der Handfeste, zumal die Regentschaft des nachfolgenden Bischofs Jordan (1326 – 1328) nur kurz war. Der deutsche Name drückt vermutlich aus, dass es sich um eine “bona civitas”, eine gute Stadt, handeln sollte, denn so bezeichnete man die neue Siedlung schon bald nach ihrer Gründung im Untertitel.

Nach der vom Orden verlorenen Schlacht von Tannenberg 1410 wurde Guttstadt im Hungerkrieg 1414 erobert und verwüstet.

Mit dem Frieden von Thorn 1466 kamen das Ermland und damit auch Guttstadt unter die Oberhoheit der polnischen Krone.

Im Reiterkrieg (1519 – 1526) des letzten Hochmeisters gegen Polen waren es dann Söldner des Ordens, die 1520 das Städtchen eroberten und unter der Bevölkerung ein großes Blutbad anrichteten.

In den kriegerischen Auseinandersetzungen des 17. Jhs. zwischen Polen, Schweden und Preußen sowie im Nordischen Krieg (1700 – 1721) war Guttstadt durch Zerstörungen, Kontributionen und Drangsalierungen ebenso betroffen wie viele andere Orte auch.

Verstärkt durch die Belastungen, die die napoleonischen Kriege mit sich brachten, war die weitere Entwicklung des Städtchens gehemmt. Am 8. Juni 1807 nahm Napoleon Quartier in den Räumen des Kollegiatstifts. Als er um 16 Uhr eintraf, erfuhr er, dass an diesem Tag um 12 Uhr sein Gegner, der russische Generalfeldmarschall Bennigsen, an derselben Tafel im Remter zu Mittag gegessen habe. Er antwortete in etwa: “Das hätte ich wissen sollen! Eine kräftigere Tafelmusik würde Bennigsen zubereitet worden sein und sollte hiervon auch der Dom eingestürzt sein…..” Für Napoleons Tafel schlachtete man die vorletzte Kuh in Guttstadt.

Guttstadt wurde 1884 an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Da dieser Schritt für die Kreisstadt Heilsberg erst 1899 folgte, verlegte man das Landratsamt übergangsweise hier her.

Im 1. Weltkrieg wurde Guttstadt von den Russen vorübergehend besetzt, die Beschädigungen aber bald repariert.

Die am Ende des 2. Weltkriegs flüchtende deutsche Bevölkerung hinterließ eine intakte Stadt, die dann aber von den siegreichen Sowjettruppen an vielen Stellen niedergebrannt wurde.

Augustinus Bludau, Bischof des Ermlands 1908 – 1930, wurde in Guttstadt geboren. Für ihn wird in der „Bischofs-Allee“ von Balden/Wutrienen ein Gedenkstein aufgestellt, für den die Kreisgemeinschaft Heilsberg die Patenschaft übernimmt.[1]



[1] Aus den Heimatkreisen – Heilsberg, Oprbl. Nr. 45/2010 (13. Nov.), S. 16

Literatur

Das evangelische Kirchspiel Guttstadt im Ermland

Der Dom zu Guttstadt und sein Kollegiatstift