Geschichte der Burg und des Gutes in Majewka – Georgenburg
Die Georgenburg gehörte zu einem Gut der Bischöfe des Samlands, zu dem bereits in der Ordenszeit eine Stuterei gehörte. Eine einflügelige Burg in Holz-Erde-Konstruktion, als novum castrum erwähnt, entstand um 1345 noch vor der Aufteilung des Landes zwischen Bischof und Orden (1352) unter Bischof Jacob I. (1345 – 1358) auf dem Nordufer der Inster nahe ihrer Vereinigung mit der Angerapp zum Pregel. 1364 und 1376 wurde die Burg von den Litauern zerstört und deshalb danach um 1385 – 1390 in solidem Stein aufgeführt. Unwesentlich später entstand die Vorburg westlich des Hauptflügels. Trotz inzwischen größerer Wehrhaftigkeit wurde die Burg erneut 1403 von den Litauern unter ihrem Fürst Witowd eingenommen.
Seit der Umwandlung des Ordensstaates in ein Herzogtum 1525 und dem damit einhergehenden Übertritt des samländischen Bischofs Georg von Polentz zum Luthertum befand sich in Georgenburg ein Kammeramt, das allerdings wegen finanzieller Engpässe öfter verpfändet werden musste.
Vom Tatareneinfall wurde auch Georgenburg 1657 stark in Mitleidenschaft gezogen und viele Einwohner in der Sklaverei verschleppt. 1679 besetzte der schwedische General von Horn die Georgenburg.[2]
Ab 1709 verpachtete man Georgenburg als Domäne. Im Zuge des Retablissements nach der Großen Pest ließ König Friedrich Wilhelm I. viele der 15.000 ins Land geholten Salzburger nördlich von Georgenburg ansiedeln. Unter den Amtsräten v. Keudell Vater und Sohn (1752 – 1799) begann in Georgenburg eine erfolgreiche Pferdezucht. Während der russischen Besetzung im 7jährigen Krieg hielt sich Feldmarschall Apraxin im August 1757 in Georgenburg auf.
Unter den Lasten der französischen Okkupation nach 1807 verkaufte der Staat viele Domänen. Auch die Domäne in Georgenburg war davon betroffen. Zunächst wurde sie dem Fürsten von Anhalt-Dessau in Norkitten wärmstens zum Kauf angeboten, doch der zögerte lange mit einer Entscheidung und war ohnehin mehr an dem Wiesengut Zwion für die Pferdezucht interessiert. So ging die Domäne an den Insterburger Kaufmann Johann Albert Heyne und von dessen Erben erwarb sie 1828 William Simpson. 1899 erfolgte der Rückkauf durch den Staat und jetzt machte man Georgenburg wieder zum Sitz des alten Landgestüts Insterburg.
Das Landgestüt Gudwallen wurde im Zuge der Weltwirtschaftskrise 1929 aufgelöst und in Georgenburg integriert. Zum Ende der deutschen Zeit standen im Gestüt Georgenburg 310 ostpreußische Warmbluthengste Trakehner Abstammung und 130 rheinisch-deutsche Kaltbluthengste. Der letzte Landstallmeister seit 1937, Dr. Martin Heling (1889 – 1980), hielt dieses größte preußische Landgestüt neben dem in Celle für das züchterisch wertvollste und bedeutendste.[3]
Als das Kriegsende nahte, gab Gauleiter Koch die Genehmigung, einen Teil des Pferdebestandes zu evakuieren. Am 2. November 1944 wurden 90 Hengste, darunter der Hauptbeschäler Julmond, ein siebenjähriger Fuchshengst, nach dem Gestüt Braunsberg verlagert. Von dort flüchteten die Pferde am 26. 1. 1945 zusammen mit 43 Trakehnern über das Eis des Frischen Haffs und die Nehrung, südlich an Danzig vorbei, durch Pommern bis nach Redefin, und von dort am 4. 4.1945 weiter bis zum Landgestüt Celle. Julmond wurde noch vielfach als Beschäler in Westfalen und Baden-Württemberg eingesetzt, ab 1961 im Haupt- und Landgestüt Marbach. Noch einen Tag, bevor er im März 1965 einem Herzinfarkt erlag, war er seinen Deckpflichten nachgekommen. Viele seiner Nachkommen dienten in der Zucht, vier Hengste wurden erfolgreiche Landbeschäler.[1]
Das Gestütsgelände Georgenburg wurde von 1945 – 1949 als Gefangenenlager genutzt, das rd. 250.000 deutsche Kriegsgefangene durchliefen, von denen 16.000 hier starben. Die Inschrift an einer Stallwand erinnerte noch lange an diese Zeit.
[1] Prof. Dr. Eckhard Schäfer, Der Flucht- und Lebensweg eines Trakehner-Hengstes, Osteroder Zeitung, Mai 2020, S. 58 ff
[2] Hans Joachim Köhler, Morjen, Herr Landstallmeister, Limpert Verlag, Bad Homburg, 1985, S 185
[3] Hans Joachim Köhler, Morjen, Herr Landstallmeister, Limpert Verlag, Bad Homburg, 1985