Geschichte der Stadt Johannisburg
Am Abfluss der Galinde (Pisa) aus dem Rosch- oder Warschausee (jez. Ros) ließ Hochmeister Heinrich Dusemer, der 1345 – 1351 regierte, 1345 eine Befestigung zum Schutz des Flussübergangs und als Bollwerk gegen die feindlichen Litauer anlegen, die unter ihren Führern Olgierd und Kynstut gerade bis nach Rastenburg vorgedrungen waren. Um Johannes d. Täufer zu ehren, nannte man sie das „feste Haus Johanspurck“.
Fürst Kynstut wandte sich 1361 und 1366 gegen die Festung. Bei seinem letzten Angriff überwand er die Burgmauern, zündete die hölzerne Burg an und trieb die Burgbesatzung in das letzte Refugium, den Danzker. Dort wurde sie ausgeräuchert, indem man unterhalb ihres Turms von Booten aus Holz und Pech verbrannte, und musste sich ergeben. Nur der Pfleger, Ritter Johann Collin, konnte gerade noch entkommen.
Der Neubau der Burg erfolgte bis 1378 in Stein. Herzog Albrecht, der die Wehranlage auch als Jagdschloss nutzte, baute die Burg um und aus. Nach Befestigungsarbeiten 1655 hielt sie beim Einfall der Tataren 1656 deren Ansturm stand. Nach weiteren Sicherungsarbeiten zum Ende des 17. Jhs. und 1740 folgte der Verfall. Die Amtshauptleute zogen 1752 aus der Burg aus. Sie wurde 1787 privatisiert und nach 1828, nachdem ein Brand sie schwer beschädigt hatte, nach und nach abgerissen. Weitere Zerstörungen brachte der 2.Weltkrieg und danach beseitigte man, was übrig geblieben war. Heute erstreckt sich auf dem ehemaligen Standort an der Galinde eine Brachfläche mit einigen Feldsteinen aus dem Fundament der Burg. 2003 wurden unter Leitung von Jerzy Gula archäologische Grabungen durchgeführt, die die Struktur der einstigen Burganlage offen legten.[1]
Die Siedlung, die sich neben der Burg entwickelte, erhielt 1367 von Ulrich Fricke, Komtur von Balga, die Handfeste. Darin garantierte der Orden den Einwohnern die freie Jagd in den umliegenden Wäldern und weitgehend freie Fischerei in einigen Seen. Die planmäßige Besiedlung des Umlandes erfolgte erst ab 1428, dann aber mit großem Nachdruck, denn bereits um 1450 wurde die Gründung von 35 Dörfern gemeldet.
Im Städtekrieg 1455 und im Reiterkrieg 1520 wurde der Ort niedergebrannt. Im 17. Jh. legte man umfangreiche Befestigungsanlagen an, von denen sich jedoch keine Überreste erhalten haben. Das Stadtrecht, bereits 1451 zur Zeit des Hochmeisters Ludwig von Erlichshausen in der Diskussion, erteilte erst 1645 der Große Kurfürst.
Die Große Pest von 1709 – 1711, die diesmal in ganz Ostpreußen und nicht nur regional erhebliche Opfer forderte, soll von Johannisburg ihren Ausgang genommen haben. Flöhe sollen die Seuche von den Ratten, die im Gefolge der Truppen Karls XII. von Schweden im Nordischen Krieg mitwanderten, als diese durch die Gegend von Lemberg und Krakau zogen, auf die Menschen übertragen haben und vermutlich wurde die Pest dann im Zuge des Handelsverkehrs aus den östlichen polnischen Gebieten nach Johannisburg eingeschleppt und von hier aus in Ostpreußen verbreitet. Man schätzte, daß 240.000 von 600.000 Bewohnern ihr Leben verloren. Tausende von Bauernstellen waren in der Folge unbesetzt und das von Friedrich Wilhelm I. gegründete Retablissement benötigte einige Jahrzehnte und große finanzielle Unterstützung, um diese Lücke wieder zu schließen. „Das frißt mir auf“ soll der König gestöhnt haben.
1883 wurde die Eisenbahnverbindung zwischen Ortelsburg und Johannisburg hergestellt.
Die beiden Weltkriege des 20. Jhs. brachten erhebliche Zerstörungen, der letzte 70 %. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Stadt in Anlehnung an den Fluß Pissa in “Pisz” umbenannt. Detlef Ollesch hat für die Zeit vor der endgültigen Festlegung des Namens dazu folgende Anmerkung gemacht: Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Stadt von den Polen zunächst JANSBORK genannt, wobei JAN die wörtliche Übersetzung von JOHANNIS und BORK eine phonetische Angleichung des deutschen Wortes BURG an die polnische Sprache ist.
[1] Malgorzata Jackiewicz-Garniec/Miroslaw Garniec, Burgen im Deutschordensstaat Preußen, S. 349