Die Umgebung von Johannisburg: die Johannisburger Heide, Rostki – Rostken; Krzyze – Kreuzofen

Johannisburg liegt am östlichen Rand der Johannisburger Heide. Die Puszcza Piska (Johannisburger Heide) umfaßt über 1000 qkm bzw. 100.000 ha und ist damit das größte geschlossene Waldgebiet ganz Polens. Erst ab 1500 wurde sie von den eingewanderten Siedlern zu einem geordneten Forst und Wirtschaftswald entwickelt, der zur Produktion von Holz, Harz, Honig, Fleisch, Baumsaft, Waldfrüchten und Pilzen diente. Er war für Bewohner und ihr Vieh wichtig als Nahrungsgeber, Luftfilter, Wasserspeicher, Wasserreiniger, Wind- und Lärmschutz und als Klimaregulierer.[5]

Der Baumbestand besteht aus 80% Nadelbäumen (hauptsächlich Kiefern und Fichten) und 20% Laubbäumen (Eichen, Weißbuchen, Linden, Birken, Ahorn, Rotbuchen, Schwarz- und Grauerlen). Mehrere Seen wie der Beldahn-See (jez. Beldany), Muckersee (jez. Mokre), Falkensee (jez. Brzozolasek), der Niedersee (jez. Nidzkie) und viele kleine und größere Ferien-Ortschaften gehören zur Puszcza Piska und sind Ausgangspunkte für kurze oder ausgiebige Ausflüge in diese einzigartige Naturlandschaft.

Man findet dort viele Pflanzen, die ursprünglich aus den verschiedenen Klimazonen stammen und bereits tausende von Jahren überlebt haben, indem sie sich den dortigen Bedingungen anpassten. Oft sind dies in Europa sehr selten vorkommende Arten. In den Wäldern leben Rot- und Rehwild, Wildschweine, Füchse und Marder, in jüngster Zeit auch einige Elche und vereinzelt Wölfe, Dachse und Luchse. Im und am Wasser sind Biber, wildlebende amerikanische Nerze, Fischottern, viele Arten von Eidechsen, Ringelnattern, Schlangen und Sumpfschildkröten zu Hause. Die Vogelwelt wird von Möwen, Kormoranen, Höckerschwänen, Enten, Haubentauchern, Blesshühnern und Reihern bestimmt. Natürlich auch von Störchen und Kranichen. Der ganze Stolz der Naturschützer sind allerdings die hier nistenden Seeadler, die strengstens bewacht und beschützt werden. In den Seen tummeln sich unzählige Arten von Fischen, darunter Aale, Hechte, Barsche, Schleie, Zander, Brassen und Plötzen, in den tieferen Seen auch noch Maränen. Zum Schutz dieser vielfältigen und teilweise vom aussterben bedrohten Pflanzen- und Tierwelt wurden in der Puszcza Piska viele Naturschutzgebiete (Reservate) eingerichtet, die unter besonderem Schutz stehen.

Die Galinde entspringt dem Rosch- oder Warschausee (jez. Ros) und wird auf ihrem Weg nach Süden zur Narwa von breiten, sumpfigen Geländestreifen und von den Pissawodawiesen (Piskie Wody) begleitet. Die Bezeichnung „Warschausee“ ist auf den Prussia-Karten von 1584 und 1645 vermerkt. Grund dafür ist vermutlich, dass der Fluss Pissek (ab 1938: Galinde) durch den Roschsee in Richtung Süden fließt und in die Narew mündet. Die Narew wiederum führt weiter Richtung Warschau. Der Begriff Roschsee hat sich also erst später etabliert, z. B. auf der “Karte von Ost-Preussen, aufgenommen unter Leitung des Königl. Preuß. Staats Ministers Frey Herrn von Schroetter in den Jahren von 1796 bis 1802”.[1]

Die Moore und nassen Wiesen werden von Entwässerungskanälen durchschnitten. Der Boden ist unfruchtbar sandig und es gibt nur relativ wenig Ansiedlungen. Dafür fand man in den Sümpfen viel Raseneisenerz, das man sogar lange verhüttet hat. Eine der letzten Eisenhütten, die noch im 19. Jh. gearbeitet hat, befand sich in Wadolek (Wondollen). Hier wurden z. B. die Glocken der Kirche in Jeze (Gehsen) – wenige Kilometer entfernt – gegossen, die 1866 mit finanzieller Unterstützung des Königs von Preußen entstand.

Eingebettet in die Johannisburger Heide sind mehrere Seen, z. B. Beldahn-See, Mucker-See, Falken-See, Nieder-See u. a., an deren Ufern Urlaubs- und Ferienorte liegen.

Hinter der Försterei Seehorst bei Kreuzofen am Niedersee findet sich im Eichenhain „Dembowi Las“ eine ehemalige prußische Opferstätte. Dazu gehört ein Thingplatz von 100 mal 100 Metern sowie eine kuppelartige Anhöhe. Auf und neben dieser standen drei mächtige Eichen, einst den Göttern Perkunos, Pikollos und Potrimpos geweiht, die zu deutscher Zeit unter Naturschutz gestellt worden waren. Eine von diesen mit riesigem Umfang, in vollem Grün stehend, hat überlebt. Man schätzt ihr Alter auf 1.000 bis 1.200 Jahre. Eine zweite Eiche direkt am Ufer des Niedersees ist eingegangen und die dritte ist krumm gewachsen. Sie zeigt nördlich nach Mieden.[2]

Im Winter 1934 entdeckte der Kreuzofener Heinz Majewski kurz vor der Eisen-Insel im Niedersee unter dem Eis den Einbaum von Kreuzofen, der gehoben wurde und seitdem im Museum von Ortelsburg ausgestellt wird, auch heute noch.[3]

Das Bauern-, Waldarbeiter- und Fischerdorf Krzyze – Kreuzofen wurde erstmals 1706 urkundlich erwähnt, als den beiden Teerbrennern Martzin Platta und George Dopatka die Schatullsiedlung v on 3 Hufen und 10 2/3 Morgen zu kölmischem Recht überschrieben bekamen. Um 1800 lebten dort 53 Erwachsene. Der Alte Friedhof auf einem Hügel im Osten am Niedersee nahm von 1706 bis 1928 die Gestorbenen des Ortes auf. Er brannte 1992 weitgehend ab und wuchs seitdem wieder zu. Auch der Neue Friedhof ab 1928 am Ortsausgang nach Neu Kurwien ist inzwischen stark verwildert.[4]Details und Bilder zu Kreuzofen siehe hier.


[1] Werner Schuka, Opr-forum 10.9.06
[2] Günter Schiwy, Die Götter wohnten im Eichenwald, Oprbl. Nr. 22/2006, S. 20
[3] Günter Schiwy, Drei-Tage-Wanderung um den Niedersee in Johannisburger Heimatbrief 2007, S. 61
[4] Günter Schiwy, Der See- und der Waldfriedhof von Kreuzofen, Masurische Storchenpost, Mai 2013, S. 32 f
[5] Günter Schiwy, Die Johannisburger Heide und ihre Kiefer Nummer 1, Masurische Storchenpost Sept. 2016, S. 32