Arnau

Geschichte von Marjino/Rodniki – Arnau

Im „Mägdeloch“ bei Arnau treffen der Alte oder Natangische Pregel und der Neue oder Samländische Pregel wieder zusammen, die zuvor die 1 km lange Große Insel umflossen haben. Auf der Insel gab es Wiesenflächen mit zerstreut liegenden Gehöften auf Pfahlrosten, den sog. „Holländereien“, die sich so vor Überschwemmungen schützten. Bei Arnau erhebt sich das nördliche Pregelufer zu relativ bemerkenswerter Höhe.

Auf dem Hasenberg, einem Steilhang zum Pregel, von der Kirche durch eine tiefe Schlucht getrennt, befand sich eine prußische Fliehburg. An dieser Stelle errichtete der Orden ein festes Haus, das 1320 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Von ihr blieben keine Überreste, allenfalls Spuren des Fundaments im Erdreich.

Der dem Großen Kurfürsten dienliche Diplomat Fabian Kalau vom Hofe (1610 – 1678) erhielt von seinem Landesherrn zum Dank die Güter Arnau und Fünflinden verliehen. Das Grab des Diplomaten befindet sich in der Kirche. 1826 erwarb das Gut Arnau der Oberpräsident Theodor von Schön (1773 – 1856).

Auf dem Friedhof befindet sich ein großer Granitblock, der an Heinrich Theodor von Schön (1773 – 1856) erinnert. Er war ab 1823 Oberpräsident von Ost- und Westpreußen und national-liberaler Politiker, der ab 1840 auf Gut Preußisch Arnau lebte, in der Kirche von Arnau die Stieftochter des Feldmarschalls v. Brünneck heiratete und hier beigesetzt worden war. Der Sarg von Theodor von Schön wurde mit anderen Särgen zusammen 1949 aus der Familiengruft entfernt. Geblieben sind lediglich die Fundamente der Grabanlage. Das Kuratorium Arnau e. V. engagiert sich für die Erhaltung dieses Grabmals.

Das Herrenhaus hat als Verwaltungssitz der hiesigen Sowchose mit Blessuren überlebt. Es existiert immerhin noch das Fremdenzimmer, in dem der oft hier weilende Dichter Joseph von Eichendorff während seiner Besuche wohnte. Nächtelang haben sich hier v. Eichendorff und v. Schön die Köpfe heiß geredet darüber, wie wohl ein idealer Staat aussehen könnte. Auch über Preußens Verhältnis zu Russland meditierte der Oberpräsident im heimischen Arnau: „Preußen muß sich mit Russland arrangieren, darf sich aber nicht vom russischen Bären umarmen lassen“.[1] Das Gutshaus ist stark verfallsgefährdet, wurde aber immerhin 2009 unter Denkmalschutz gestellt.[2]

Das alte Küster- und Pfarrwitwenhaus neben der Kirche brannte im November 1997 vollständig ab und die Bausubstanz wurde durch große Mengen Löschwasser zusätzlich geschädigt. Es hieß, das Feuer sei ausgebrochen, nachdem der Vorsitzende der Vereinigung Königsberger Gedenkstätten, Gennadij Semjonow, im Haus mit Freunden eine Feier veranstaltet hatte. Die Wiederherstellungskosten wurden auf min. 50 TDM geschätzt.

[1] Dr. Rix, Schreiben vom 29. 5. 2009
[2] Dr. Rix, Weihnachtsrundbrief 2009

Links

Kuratorium Arnau e. V.

Gremium für die Wiederherstellung der Katharinenkirche in Arnau bei Königsberg/Pr. und der Grabstätte des preußischen Reformers Theodor von Schön

http://www.kuratorium-arnau.net/default.htm