Zelenopole – Borchersdorf
Eine Kirche in Borchersdorf ist erstmals in der Ordenszeit 1481 dokumentiert. Diese wurde im Laufe der Zeit baufällig, eine Frau wurde sogar von einem aus dem Gewölbe fallenden Stein erschlagen. Die neue Kirche, an der offenbar von 1718 bis 1735 gebaut wurde, entstand auf königlichen Wunsch nach dem Vorbild der Kirche in Wusterhausen bei Berlin als ein schlichter Bau mit Turm ohne Chor. Sie wurde nach erneuter Baufälligkeit 1807 bis 1814 wieder hergestellt. Bei den Kämpfen um Ostpreußen 1944/45 wurde der Turmhelm zerstört und die Südmauer durch Artilleriefeuer beschädigt.
Nach dem Krieg nutzte eine Kolchose die Kirche in üblicher Weise als Lager. Die Sakristei im Osten wurde bereits vor längerer Zeit abgerissen. Hier klafft jetzt ein großes Loch in der Wand. Die südliche Vorhalle ist verschwunden, der nördliche Anbau verfällt, das Dach des Kirchenschiffs ist eingefallen. Seit 1994 ist die Kirche nicht mehr zu benutzen.
Links neben dem Platz an der Ostwand, wo früher die Sakristei stand, befindet sich noch dasWandmosaik, auf dem überlebensgroß ein Sämann auf einem Acker mit schwingendem Arm das Korn für die nächste Aussaat verteilt. Dieses Bild wurde nach dem 1. Weltkrieg von Heinrich Graf Dönhoff als Gefallenen-Ehrenmal gestiftet. Wie lange mag es wohl noch zu sehen sein, obwohl es unter Denkmalschutz gestellt wurde? Die Tafel mit den Inschriften der Gefallenen ist wohl noch vorhanden, aber schon gar nicht mehr lesbar.
Die kleinere der beiden Borchersdorfer Kirchenglocken, immerhin 7,5 Zentner schwer, hat die Zeitläufe auf dem Hamburger Glockenfriedhof überlebt und läutet seit 1952 neben einer kleineren Glocke von 1706 aus Turheim, Schlesien , in der evangelischen Christuskirche von Trostberg in Oberbayern, einem Neubau von 1951. Die Schutzpatronin der Borchersdorfer Kirche war die heilige Katharina und noch heute ist auf dem Glockenrand in gotischen Minuskeln die Bitte zu lesen, dass die Heilige den Gläubigen zu einer Himmelfahrt verhelfen möge. Ruth Geede berichtete im Ostpreußenblatt vom 25. 12. 2004 eingehend von den erfolgreichen Bemühungen, die Identität der Borchesdorfer Glocke in Trostberg festzustellen.
Die silberne Borchersdorfer Abendmahlkanne hat ebenfalls überlebt. Sie tauchte nach dem Krieg in einem Berliner Antiquariat auf und gelangte an Marion Gräfin Dönhoff, weil ihr Familienname auf der Kanne eingraviert war. Gräfin Dönhoff stellte fest, dass ihre Großmutter die Kanne der Kirche in Borchersdorf als Dank für die Rückkehr ihres unversehrten ältesten Sohnes von einer Weltreise gespendet hatte und stellte sie den samländischen Heimatvertriebenen zur Verfügung. Diese waren außerordentlich gerührt, als diese Kanne während des Gottesdienstes in der Kirche von Schweicheln bei Hiddenhausen anlässlich eines Heimattreffens 1996 zum Einsatz kam.[1]
[1] Helmut Hecht, Heimattreffen der Borchersdorfer, Schönmohrer u. Weißensteiner, Unser schönes Samland, Herbst 1996, S. 7 f