Berezowka – Groß Ottenhagen
Bei Groß Ottenhagen wurde in den 1920er Jahren ein großes vorgeschichtliches Gräberfeld von Prof. Herbert Jankuhn untersucht. Die dabei entdeckten Funde gelten bis auf wenige Ausnahmen seit dem Ende des 2. Weltkriegs als verschollen. Der Kieler Archäologe Prof. Timo Ibsen hat deshalb dieses Gräberfeld 2003/04 erneut untersucht. Ihm kam dabei zugute, dass die originalen Ausgrabungsberichte von Prof. Jankuhn und zahlreiche Fundskizzen aus seinem Nachlass erhalten sind. Der Nachlass befindet sich in Schloss Gottorf in Schleswig-Holstein.
Das Gräberfeld in Groß Ottenhagen befindet sich am Rande der Kiesgrube Blöhmke. Die Archäologen haben drei Belegungszeiträume festgestellt:
- 30 v. Chr. bis 480 n. Chr. (römische Kaiserzeit), gekennzeichnet durch Körper- und Brandbestattungen
- Nach 375 (Zeit der Völkerwanderung): ausschließlich Brandbestattungen
- 10. + 11. Jh. n. Chr. (frühes Mittelalter): unter menschlichen Brandbestattungen lagen unverbrannte Pferdebestattungen
Siehe auch den Grabungsbericht unter http://www.uni-kiel.de/alumni/projekte/2003/Bericht-Grabung.php
Bei Ausgrabungen 1928 fand man Reste prußischer Schilde, die mit Bronzebeschlägen ausgestattet waren. Im Innern des Schildes fand man Reste von Holz und Leder und Textilien aus Leinen, so dass anzunehmen ist, dass der Schild aus Holz in Kombination mit Leder und Stoff angefertigt worden war. In der Mitte des Schildes befand sich ein kegelförmiger Schildbuckel aus Eisen, ähnlich der Form eines Hutes mit einer scharfen Spitze, der mit Eisennieten am Holz befestigt war. Eine Rekonstruktion der vorhandenen Teile läßt auf einen gerundeten länglichen Schild von 70 cm Länge und 50 cm Breite schließen.[4]
Die Kirche von Groß Ottenhagen war ein verputzter Feldsteinbau mit Ziegelecken aus dem 15. Jh., deren Kirchenschiff im 18. Jh. durch ein Querhaus erweitert wurde. 1996 existierte nur noch der halbzerstörte Turm. Auch die Siedlung befindet sich in einem recht desolaten Zustand. Zum ursprünglichen Zustand haben wir folgende Information erhalten:
Verputzter Feldsteinbau mit Ziegelecken mit einem vorgelegten Westturm aus dem 15. Jahrhundert. Das Langhaus wurde Mitte 18. Jahrhundert durch Querarme erweitert, eingewölbt und erhielt Emporen. Die Innenausstattung stammt aus den Jahren 1715-1720. Kanzel und Altar wurden 1740 vereinigt, stammen jedoch aus verschiedenen Werkstätten. Der Beichtstuhl ist ein Werk des Altarmeisters. Die Kirche hat zwei Glocken. [3]
Von Groß Ottenhagen hat sich auf wundersame Weise das Jahrhunderte alte Kirchensiegel erhalten, mit dem die Geburten, Todesfälle und Eheschließungen der Gemeinde besiegelt wurden. Die Tochter des Küsters Wichmann, Anna Kraemer (gest. 30. 12. 1995), hatte es trotz der schweren Zeit ihrer Internierung im Nachkriegsostpreußen bis in den Westen gerettet. Es gelangte jetzt in den Besitz der Heimatkreisgemeinschaft Königsberg-Land und wird im Preußenmuseum Nordrhein-Westfalen in Minden, Simeonsplatz 12, ausgestellt.
Reinhold Klein (24.12.1858 – 12.4.1936) war Pastor in Groß Ottenhagen. Seine Urenkelin Halgard Stolte hat uns sein Bild im Kontext mit seiner Kirche geschickt (siehe unten).[1]
Um das Wissen über die Pfarrer in Groß Ottenhagen zu vervollständigen, geben wir nachfolgend
eine Aufstellung wieder, die uns freundlicherweise Herr Hartmut Talke zugesandt hat[2]:
Pfarrer:
Tiburtius, Johann ~1547*
NN.
Zimmermann, Simon war 1560
Metzdorf, Salomo 1568
Dominicus, Johann 1579/1583
Sudner, Ulrich 1612 - 1641
Cäsar, George 1642 - 1664
Landt, George 1665 - 1694
Mirus, Paul 1695 - 1706
Schütz, Michael 1706 - 1726
Fischer, Heinrich 1727 - 1742
Gerlach, Abraham 1742 - 1781
Mertens, Gottl. Christ. 1782 - 1786
Bruno, Friedr. Ludwig 1786 - 1807
Steffen, Gottfried W. 1807 - 1811
Schepke, Samuel, Friedr. 1812 - 1821
Neumann, Carl Hch.W. 1822 - 1834
Bodien, Georg Otto 1834 - 1855
Claaβ, Otto Leopold 1855 - 1870
Dodillet, Alex. Carl L. 1870 - 1878
Laudien, Anton Gustav 1878 - 1883
Klein, Reinhold Fürchteg. 1884 - 1916
Wolter, Friedrich L. 1916 - 1927
Müller, Ernst 1927 - 1933
Brombach, Bruno 1934 - 1944
Hilfsprediger:
Gombert, Karl Johann 1893 1894
* War zugleich Pfarrer in Starkenberg
Wenige Kilometer östlich von Groß Ottenhagen hat sich in Groß Lindenau der Bahnhof erhalten – siehe Abbildung.
[1] Halgard Stolte, 22. 9. 2011 – stolte@stolte.eu
[2] e-mail h.talke@t-online.de vom 15. 1. 2012
[3] Quelle: Walter Hubatsch: Geschichte der evangelischen Kirche Ospreussens. II. Bilder ostpreußischer Kirchen bearbeitet von Iselin Gundermann, Göttingen – Vandenhoeck&Rupprecht 1968, übermittelt von Hartmut Talke, 16. 1. 2012
[4] Reinhard Grunenberg, Die technischen Möglichkeiten der Prußen im Freiheitskampf, Tolkemita I/2012, S. 16