Lauknen

Gromowo – Lauknen/Hohenbruch

Gromowo – Lauknen befindet sich im Zentrum des berühmten Hochmoorgebiets. In der Nähe des Ortes befindet sich einer der wichtigsten Fundkomplexe schnurkeramischer Bestattungen aus der Jüngeren Steinzeit, wo 1933 und 1934 die Überreste von zwei Vorfahren in hockender Stellung ausgegraben wurden.[3]

Vermutlich gab es den Ort Lauknen bereits 1352 als Linkonien, das im 2. Teilungsvertrag zwischen dem Orden und dem Bischof von Samland erwähnt wurde. Hier wohnten Fischer, die ihren Zins in Form von Fischen abzuliefern hatten.[4]  Das Dorf Lauknen wurde 1938 in Hohenbruch umbenannt. Es gab zu deutscher Zeit ein großes Gut mit Rinder- und Pferdezucht. Seit 1925 war der Ort Sitz des Deichverbandes mit der Gesamtfläche von 761 ha.

Seit 1829 entwickelte sich der Ort Schöndorf immer mehr zum Mittelpunkt des Großen Moosbruchs und wurde schließlich 1887 oder 1904 mit Lauknen zu „Lauknen (A)“ vereint. Als Schöndorf 1904 mit Lauknen zusammen kam, errichtete man gegenüber der neu gebauten Kirche auch eine Schule, zunächst einklassig, später dreiklassig. Letzter deutscher Schulleiter war Hauptlehrer Fritz Haasler. Das Schulgebäude steht noch, wird aber nicht mehr als Schule genutzt.[5]

In Lauknen (B) befand sich die älteste Schule des Großen Moosbruchs. Seit dem 3. Dezember 1764 amtierte hier ein Michael Topeit. In der Mitte des 19. Jhs. befand sich die Schule in Lauknen in einem recht desolaten Zustand. Das Schulzimmer, das kaum für 40 Kinder ausreichte, musste 130 Schüler aufnehmen. Der Lehrer hatte einen Wohnraum von gerade mal 7 qm und wohnte schlechter als der ärmste Knecht im Dorf. Der Verbesserung dieser Situation diente ein 1847 gebautes neuesSchulgebäude. 1926 erhielt Lauknen B eine einklassige Schule. Letzter deutscher Schulleiter war der Lehrer Otto Palapies. Seit 2000 steht die Schule leer und verfällt.[6] Nach einem Bericht von 2012 hat die Schule ein neues Dach bekommen.[1]

In Lauknen stand während des 2. Weltkriegs ein sog. „Arbeitserziehungslager“. Die Insassen wurden vornehmlich bei der Moorentwässerung eingesetzt. Zu Beginn des Krieges wurden hier auch Juden interniert, die besonders diskriminierend gequält wurden. So soll der Lagerleiter Pust sie durch Prügel gezwungen haben, ihre eigenen Exkremente aufzulecken.[7]

Lauknen verfügte bereits lange über eine Kirche. Am 27. Juni 1850 legte man den Grundstein für einen neuen, nunmehr hölzernen Kirchenrundbau und 1853 entstand das Kirchspiel Lauknen. Die Holzkirche wurde 1905 durch einen neogotischen Bau mit hohem Turm ersetzt und überstand den 2. Weltkrieg fast unbeschadet. Sie hatte lediglich zwischen dem 1. und 2. Fenster unter dem Dach einen Artillerietreffer erhalten, der von zurückgebliebenen Deutschen leicht ausgebessert werden konnte. Danach wurde das Kirchenschiff, weil es den Einwohnern offenbar unnütz erschien, als Steinbruch benutzt und abgetragen. Aus dem Turm machte man einen Wasserturm und der überstand bisher die Zeiten, wenn auch arg demoliert. Von einst rd. 200 Gebäuden in Lauknen vor dem Krieg überlebten 70, und die befinden sich in meist schlechtem Zustand. Eine Arbeitsgruppe hat den Friedhof wieder hergerichtet.

Das 1928 für die Mooradministration erbaute und im Verfall begriffene Haus wurde im Jahr 2000 vom deutsch-russischen Verein “Anthropos e. V. … für die Kinder dieser Welt” zu einem Umwelt- und Naturschutzzentrum umgebaut, das den Namen “Moosbruchhaus” erhielt. Hier werden regelmäßig Tage der Ökologie und Tage der Geschichte durchgeführt, die immer wieder die Kinder und Jugendlichen in das Große Moosbruch ziehen. Zu den Aktivitäten des Vereins gehörte in jüngster Zeit ein Programm zur Bestimmung der Wasserqualitäten in der Oblast Kaliningrad, dessen Ergebnisse im Moosbruchhaus zusammengeführt wurden. In Zusammenarbeit mit der Stiftung für die ermordeten Juden Europas verfolgt Anthropos e. V. ein Projekt, das die Geschichte des Arbeitserziehungslagers Hohenbruch in der Nazi-Zeit verfolgt.[2]

Anthropos e. V. – Für die Kinder dieser Welt“ wurde im Jahr 2000 in Zusammenarbeit mit Anthropos Sojus in Königsberg und dem deutschen Anthropos-Verein unter wesentlicher Beteiligung von Jürgen Leiste (Siehe Jagdhaus Pait, Kreis Elchniederung) gegründet. Hier sollen Kinder aus Sozialwaisenhäusern in Königsberg Urlaub machen können und durch Ausflüge in die Umgebung mit den Naturschönheiten der Gegend und den Notwendigkeiten des Naturschutzes bekannt gemacht werden. Auch internationale Jugend-Begegnungen sind geplant.
Informationen: Jürgen Leiste, Mollstraße 28, 10249 Berlin, Tel./Fax: 030/ 241 52 60; Frau Stefanie Brun, Brahmsstrasse 24a, 51677 München, Tel.: 089/ 41 60 07 21

Nachdem die Kolchose mit Beginn der Perestroika die Arbeit einstellte, ist einziger Arbeitgeber eine Neuro-Psychiatrische Anstalt am ehem. Marktplatz von Lauknen mit ca. 200 Heininsassen – ausschließlich Männer – und rd. 100 Angestellten. (Informationen im Internet: Titel: Gromowo (Lauknen) in www.unternehmen.com/humanitas/anthropos.html)


[1] Brigitte Stramm, Neues aus dem Heimatkreis, Von Tohus, Juni 2012, s. 73
[2] Jürgen Leiste, Neues vom “Moosbruchhaus” in Lauknen/Hohenbruch/Gromowo, von tohus, Dezember 2012, S. 53/54
[3] Heimatbuch Labiau, S. 17
[4] Heimatbuch Labiau, S. 54
[5] Von Tohus, Juni 2008, S. 26
[6] Von Tohus, Juni 2008, S. 26
[7] Kossert, Ostpreußen, S. 306