Rapa – Klein Angerapp
Hier befand sich ein Gut der Familie von Fahrenheid, das ähnlich Groß Medunischken seit der Mitte des 19. Jhs. im Besitz der Familie Schmidt von Altenstadt war. Mitten im Wald in der Nähe von Kleinangerapp wurde etwa 1792 – 1795 eine Pyramide aus massiven Ziegeln und Feldsteinen errichtet, die zunächst als Eiskeller, jedoch bald als Bestattungskapelle für Mitglieder der Familie von Fahrenheid diente. Auftraggeber war Johann Friedrich Wilhelm Fahrenheid, Gutsherr in Rapa – Klein Angerapp. Der große Pyramidenbau ist fast 16 Metern hoch und gut 10 Meter breit und wurde angeblich entworfen von dem dänischen Bildhauer Bertel Thorvaldsen. Diese These wurde inzwischen widerlegt. Der wirkliche Architekt ist nicht bekannt. Wahrscheinlich war es dieselbe Person, die auch das Vorbild, den Eiskeller im Neuen Garten in Potsdam, um 1791/92 entworfen hat. Die eigenwillige Form des Gebäudes hat vielleicht etwas mit der Zugehörigkeit des Bauherrn zur Freimaurerloge zu tun, denn die Pyramide ist ein Freimaurersymbol. Der Bauherr war befreundet mit dem König und Freimaurer Friedrich Wilhelm II., war Finanzberater der Loge „Zu den drei Kronen“ und erhielt bereits drei Wochen nach der Königskrönung den Adelstitel.[1] Die am 30. 12. 1811 gestorbene 3-jährige Enkelin des Kriegs- und Domänenrats Friedrich von Fahrenheid (1747 – 1843) wurde hier bereits bestattet; ebenso der Erbauer der Pyramide. Insgesamt ruhen im Grabmal die Überreste von mindestens drei Generationen der Familie von Fahrenheid und auch der Familien von Bujack und von Altenstadt, und zwar fünf Erwachsene und zwei Kinder.
Schon im 1. Weltkrieg wurde das Mausoleum von russischen Soldaten geplündert, noch heftiger dann im 2.Weltkrieg. Nach den Kriegszerstörungen haben die Polen das Mausoleum wiederhergestellt. Es befand sich 2006, auch noch 2008 in einem schlechten Zustand. Durch seitlich herausgebrochene Fenster konnte man vier Särge sehen, wovon einer geöffnet und direkt vor den Fensteröffnungen platziert war. Darin befand sich eine kopflose Mumie. Möglicherweise wurden die Köpfe der Leichen von unbekannten jungen Männern in Unform 1977 abgetrennt.[2] Der Grund für die Mumifizierung ist unklar.
Eine gründliche archäologische und architektonische Untersuchung der Anlage erfolgte 2015 durch eine Expertengruppe aus Archäologen, Historikern, Ethnographen, Anthropologen und Forstwirten der Universität Warschau. Im Jahr 2018 wurde erhebliche Mittel zur Restaurierung der Anlage bereitgestellt[3], die von 2018 bis 2023 durchgeführt wurden.
Mitglieder der Familie reisten gerne in den Orient. Es ist bekannt, daß sie von dort etliche architektonische Anregungen mitbrachten. Insbesondere Friedrich von Fahrenheid war von der Kultur und Geschichte der Pharaonen fasziniert. Das führte dazu, daß er ein Grabmal in Auftrag gab, das sich architektonisch an den Traditionen Alt-Ägyptens orientieren sollte. Es entstand eine Pyramide, die Parameter von äußerster Präzision aufweist. Absicht des Bauherrn war offensichtlich, in dem Gebäude ideale Bedingungen für die Mumifizierung des menschlichen Körpers zu schaffen, was wohl funktioniert hat. Die Pyramide ist exakt 15,9 m hoch, errichtet auf einem quadratischen Grundriss von 10,4 m Seitenlänge. Die Wände weisen eine Neigung von exakt 51°52‘ aus, was dem Winkel der großen Pyramiden in Ägypten genau entspricht. Die Pyramide war für die Luftzirkulation mit drei Schächten ausgestattet. Von den Fenstern des nahen Herrenhauses hatte man einen unmittelbaren Blick auf den Standort.
Parawissenschaftlich hält man dem Standort für einen Kraftort, wo sich drei Linien starker Strahlung kreuzen, was durch die Neigung der Wände noch verstärkt wird. Die Basis der Pyramide, die aus Feldsteinen besteht, soll dabei die schlechte Energie absorbieren.[4]
Der Weg dorthin: wenn man von Rapa – Klein Angerapp südlich in Richtung Benkheim fährt, passiert man nur 200 Meter jenseits des Ortsausgangsschildes auf der linken Seite die Mündung eines breiten Fußwegs, der in den Wald führt. Schon von der Straße aus ist am Ende eines geraden Naturkundepfades im Wald die Pyramide deutlich zu erkennen.
[1] Die Pyramide in Angerapp (Rapa) – Familiengrab der Familie v. Fahrenheid, Masurische Storchenpost, April 2023, S. 17/18
[2] Die Pyramide in Angerapp (Rapa) – Familiengrab der Familie v. Fahrenheid, Masurische Storchenpost, April 2023, S. 23
[3] PAZ, Pyramide wird restauriert, Oprbl. Nr. 28/2018 (13. Juli), S. 13
[4] Die Pyramide in Rapa (Angerapp): Eines der geheimnisvollsten Objekte in Polen, Allensteiner Nachrichten, 24. 1. 2024, S 2,