Ort und Gut Stare Juchy – Jucha/Fließdorf
Das Dorf Jucha liegt in einer schönen Landschaft am Gablickfluß (Wada). Früher war der Ort bekannt für seinen jährlichen Vieh- und Pferdemarkt.
Die Gemeinde fügt sich seit dem 1. 10. 1929 zusammen aus den Ortschaften Alt Jucha, Neu Jucha und Adl. Jucha. Alt und Neu Jucha existierten wohl schon zur Mitte des 15. Jhs.. Ihre Handfesten wurden 1471 bzw. 1473 erneuert. Am 18. 8. 1938 erfolgte die Umbenennung von Jucha in “Fließdorf“.
In Neu Jucha gibt es in einem Eichenhain ca. 500 Meter östlich der Kirche. Dort steht der „Juchastein“, ein immer noch imposanter Opferstein aus prußischer Zeit, ein eiszeitlicher Findling. Er ist 3,50 m lang und 1,90 m hoch, ragt zu zwei Drittel aus der Erde und diente wohl kultischen Zwecken, indem hier Schafe, Ziegen, Kälber und Federvieh als Opfer geschlachtet wurden und deren Blut zum nahen Fluß hinabströmte. 1939 fand man nahe dem Opferstein eine Grube, die mit Mengen von Tierknochen aus alter Zeit gefüllt war. Da Tierblut auf Masurisch „Jucha“ heißt, erhielt der Ort diesen Namen.[1] Noch bis ins 16. Jh. hinein sollen sich hier Nachfahren der Sudauer eingefunden haben, um althergebrachte kultische Feste mit Tieropfern zu feiern.
Nicht weit von Jucha entfernt erhebt sich der mit 205 m üNN höchste Berg des ehemaligen Kreises Lyck, der Plowczer Berg.
Das große Gutshaus von Adl. Jucha, ursprünglich ein Barockbau aus der 2. Hälfte des 18. Jhs., wurde während des 1. Weltkriegs zerstört und danach im Geschmack der Zeit wieder aufgebaut.
Otto Gruber, der Sohn des letzten deutschen Gutsbesitzers, dessen Familie 1710 aus Salzburg zuwanderte und 1854 bis 1945 hier saß, hat sich intensiv mit der Lokalgeschichte befasst. Das Haus sieht noch sehr gut instand aus und gehört heute der Staatlichen Agentur für landwirtschaftliche Immobilien (AWRSP- Stand 2001)
[1] August Tadday, Steinblöcke in Ostpreußen erzählen lebendige Geschichte, Neidenburger Heimatbrief, Weihnachten 1981, S. 16 f