Lyck Stadt

Geschichte von Elk – Lyck

Die Geschichte der Stadt Lyck geht auf den Bau einer Burg zurück. 1398 errichtete der Deutsche Orden unter dem Komtur von Balga, Ulrich von Jungingen, der später als Hochmeister in der Tannenbergschlacht fiel, auf dem Platz einer prußischen Befestigung zunächst eine Holz-Erde-Konstruktion. Die Festung wurde ab 1408 massiv in Stein aufgeführt.

Der Masowier Bartholomeus Brantomil bekam in dieser Zeit den Auftrag, neben der Burg eine Siedlung zu begründen und erhielt dafür 48 Hufen Land zur Verfügung gestellt. Er warb mit zunehmendem Erfolg masowische Siedler aus dem benachbarten Polen an, denn der Zustrom aus Westeuropa war verebbt und die Binnenwanderung versiegt. Die Ansiedlung, aufgrund ihrer Lage am Fluss „zu Likke“ benannt, konnte sich dennoch lange nicht entfalten, weil die ständigen Übergriffe der Litauer und Polen alle möglichen Neusiedler abschreckten. Erst am 27. Mai 1425 erhielt das Dorf eine Handfeste vom Hochmeister Paul von Rußdorf. Demzufolge fand im Jahr 2000 die 575-Jahr-Feier statt. Die 1435 unter Hochmeister Paul von Rußdorf bestehende Absicht, die neue Siedlung zur Stadt zu erheben, scheiterte daran, daß ein Kirchenbau fehlte und daß das Marktrecht nicht erteilt worden war. So blieb Lyck noch lange Dorf.

Die Kolonisierung der Großen Wildnis ab etwa 1470 brachte eine wirtschaftliche Belebung in die Region und förderte die städtische Entwicklung.  Der Zustrom polnischer Protestanten, die im katholischen Polen wenig gelitten waren, darunter polnische Geistliche wie Johann Maletius, förderte zudem die Entwicklung von Lyck zum geistigen Zentrum im Osten des Ordenslandes.[2]

Hier befand sich damals eine der drei Fürstenschulen des Herzogtums Preußen.

Gleich zu Beginn des Städtekrieges 1454 wurde Lyck niedergebrannt, aber bis 1497 unter Hochmeister Friedrich von Meißen wieder aufgebaut und stark befestigt. 1469 wurde erstmals ein Pfarrer erwähnt und 1472 die erste Kirche -St. Katharina – gebaut. 1477 wurde Lyck das Krug- und Schankrecht verliehen. 1513 wurde die Einrichtung eines Gerichtes bestätigt.

Im Zuge der Schaukelpolitik des Großen Kurfürsten zwischen Polen und Schweden griff 1656 ein Heer aus Polen und Tataren die Stadt und darüber hinaus weite Teile der Provinz an und brachte Tod und Zerstörung.  Lyck erneut eingeäschert, diesmal also von Polen und Tataren, aber 1669 war es dann soweit: der Große Kurfürst verlieh am 23. August endlich das Stadtprivileg.

Einen Einbruch in der weiteren Entwicklung der Stadt brachte die Große Pest 1710, die 1.300 der 2.000 Einwohner dahinraffte. Zur Erholung des Lebens und der Wirtschaftskraft trug bei, dass 1740 eine Garnison nach Lyck verlegt wurde.

Zum Beginn und zum Ende der Napoleonzeit in Preußen war Lyck von französischen Soldaten besetzt. Am 19. Januar 1813 wurde deshalb Zar Alexander I. als Befreier des Vaterlandes begrüßt. 1818 wurde Lyck Sitz des Kreises im Regierungsbezirk Gumbinnen und galt um 1850 als Ort mit 4250 Einwohnern als größte und schönste Stadt Masurens.

In der ersten Hälfte des 19. Jhs. wurde Lyck verschiedentlich durch Brände stark beschädigt, aber durch die frühe Anbindung an das Eisenbahnnetz 1868 erfolgte die erneute Belebung, vornehmlich durch  die die Herstellung von Holz- und Agrarprodukten. Die Verlängerung zum Grenzbahnhof Prostken erfolgte am 1. Juli 1871. 1879 gab es eine Verbindung nach Oletzko und 1885 eine nach Allenstein. Lyck war damit der wichtigste Verkehrsknotenpunkt im Südosten Ostpreußens.

Der doppelt geknüpfte masurische Wandteppich war weit über Ostpreußen hinaus ein Begriff. 1895 baute man den Wasserturm, gefolgt von der Gasanstalt, dem Finanzamt und dem Krankenhaus. Der Bau der Kanalisation war 1905 abgeschlossen und 1906 konnte die neue Feuerwache bezogen werden. Mit Landratsamt, Landgericht, Gymnasium und Lehrerseminar galt die Stadt um 1900 als „Hauptstadt Masurens“.I

Im 1. Weltkrieg marschierten russische Truppen 1914 kampflos in Lyck ein, wurde nach der Schlacht bei Tannenberg aber wieder von deutschen Soldaten zurückerobert. Nachdem Lyck am 7. 11. 1914 zum dritten Mal von den Russen eingenommen worden war, lagerte hier das Hauptkontingent des russischen Heeres, das durch einen aufwändigen Verteidigungsring gesichert wurde. Im Verlauf der “Winterschlacht an den Masurischen Seen” begann die deutsche 8. Armee unter General Otto von Below am 11. Februar 1915 mit der Rückeroberung. Unter heftigen Verlusten auf beiden Seiten gelang dies bis zum 14. Februar und Kaiser Wilhelm II. besichtigte die erheblich zerstörte Stadt am 16. Februar.[1]

Die Einstellung des Grenzverkehrs mit Polen, von dem Lyck bis dahin erheblich profitiert hatte, traf die Stadt nach dem 1. Weltkrieg besonders stark. Vielleicht als Folge der damit verbundenen Depression versammelten die Nationalsozialisten in Lyck in den 1930er Jahren ein beachtliches Stimmenpotential.

Der 2. Weltkrieg brachte Zerstörungen durch Bombenangriffe im Jahr 1944. Im August 1945, nach Beendigung des Krieges, brannten viele Gebäude insbesondere an der Hauptstraße ab.

Heute ist Lyck der wirtschaftliche Mittelpunkt Ostmasurens. So erhielt Lyck nach dem 2. Weltkrieg z. B. einen großen Schlachthof mit angeschlossener Fleischverarbeitung.

Am 8. 6. 1999 besuchte Papst Johannes Paul II. die Stadt und zelebrierte hier die Heilige Messe.

Lyck wird von der geplanten “Via Baltica”, der Europastrasse 67, berührt werden. Das 63 km lange Teilstück Szczucin – Elk – Reczki soll von 2017 – 2020 fertig gestellt sein.[3]


[1] Gerd Bandilla, Nicht umsonst sprechen manche von der Winterschlacht bei Lyck und Augustów, PAZ Nr. 7/2015 (14. Februar), S. 11
[2] M.E. Fritsche, Zankapfel, Heimat und Idyll, Oprbl. Nr. 23/2009 (6. Juni), S. 19
[3] PAZ, “Via Baltica” hat Vorrang, Oprbl. Nr. 10/2015 (7. März), S. 13

Literatur

Die Landgemeinden des Grenzkreises Lyck

Der Kreis Lyck – ein ostpreußisches Heimatbuch

Siegfried Lenz

Siegfried Lenz

Siegfried Lenz

Richard Skowronnek

Richard Skowronnek

Siegfried Lenz

Gezwungen, die Zerstörung seines mit Hingabe aufgebauten Museums zu rechtfertigen, bietet der Erzähler, der masurische Teppichmeister Rogalla, die Geschichte seines Lebens an: ein Leben in der Landschaft Masurens. Er erzählt von geheimnisvollen Bräuchen, von eigentümlicher Grenzlandgesinnung, von Kriegen und unentmutigter Lebensgründung. Er berichtet aber auch von der Enträtselung sudauischer Vorzeit und von den unvermeidlichen Gefährdungen, denen sein Museum in dem Augenblick ausgesetzt ist, in dem es politischen Zwecken dienstbar gemacht werden soll. Der Wunsch, dem Leben Grund zu geben, wird augenfällig bei der großen Flucht durch Schnee und Eis des letzten Kriegswinters (Peter Asmussen)

Siegfried Lenz

Rezension von Helga Steinberg in der PAZ vom 28. Juni 2008:

Siegfried Lenz, der 1926 im ostpreußischen Lyck geboren wurde und einer der bedeutendsten Schriftsteller der Gegenwart ist, legte eine Liebesgeschichte vor, die zu seinen schönsten gehört. In „Schweigeminuten“ erzählt er die Geschichte des Primaners Christian und der Lehrerin Stella Petersen. Gleich zu Anfang erfährt der Leser, dass diese Liebe tragisch endet. Stella kommt bei einem Bootsunfall ums Leben. Unaufgeregt und behutsam lässt Lenz den Schüler noch einmal die Sommertage Revue passieren, die das Leben des Jungen veränderten. Entstanden ist eine wunderschöne Liebesgeschichte, poetisch, traurig und voller Atmosphäre