Die Schlacht von Prostken und der Einfall der Tataren in Ostpreußen 1656

Im 2. schwedisch-polnischen Krieg 1656 – 1660 versuchte der Große Kurfürst, sich durch wechselnde Allianzen von der polnischen Lehensabhängigkeit zu befreien. Er verbündete sich zunächst mit den Schweden. Als die schwedische Königin Christine 1654 abdankte, bestimmte sie ihren Vetter Karl-Gustav von Pfalz-Zweibrücken, Pfalzgraf bei Rhein,  zu ihrem Nachfolger als König Karl X. Gustav von Schweden. Den erkannte der polnische König Johann Kasimir II., der einer anderen Linie des Hauses Wasa angehörte und der letzte lebende Wasa war, nicht an und es kam zum polnisch-schwedischen Erbfolgekrieg. Schweden und das verbündete Brandenburg schlugen zunächst die Polen in der Schlacht vor Warschau. Die dauerte drei Tage und hier brillierte vor allem der brandenburgische Generalfeldzeugmeister und baldige Feldmarschall Otto Christoph von Sparr aus Prenden unweit von Berlin, dessen Hauptangriff die Polen in die Flucht schlug.

König Johann Kasimir II. von Polen sammelte überraschend schnell seine geschlagenen Truppen und verbündete sich mit tatarischen Streitkräften unter Führung des polnisch-litauischen Generals Vincenty Gonsiewski und des Hetmans der Tataren, Zupanskazyaga. Diesen insgesamt 20.000 Mann konnten die Schweden und Preußen so schnell nur 10.000 Infanteristen und 2.000 schleunigst zusammengetrommelte Reiter des preußischen Adels entgegenstellen. Man traf bei Prostken aufeinander. Die Preußen verloren die Schlacht und mit ihr 7.000 Kämpfer, die Kanonen und das Gepäck und Ostpreußen stand einer weitgehend asiatischen Soldateska offen. Deren Weg durch die Wälder von Prostken nach Lyck nannte man seitdem den “Tatarenweg”. Zwischen Ragnit und Passenheim wurden 13 Städte, rd. 245 kleinere Ortschaften und 37 Kirchen zerstört, 23.000 Menschen fanden den Tod und 34.000 gerieten in Gefangenschaft und Sklaverei.

Darunter befand sich auch die Gräfin Marianna von Lehndorff auf Chelchen mit ihren Kindern. Sie wurde an den Glashändler Aron verhökert, wostreil ihr Mann Bastian Dietrich von Lehndorff das geforderte Lösegeld von 100 Talern nicht zusammen brachte. Ihre Schwiegermutter Rosina kam gar nicht so weit, sondern wurde auf dem Marsch nach Süden erschlagen, weil sie das Marschtempo nicht einhalten konnte.[1]

[1] Wolfgang Kaufmann, Plünderung statt Sold, Oprbl. Nr. 17/2021 (30. April), S. 18