Geschichte von Gardeja – Garnsee
Das kleine Städtchen liegt idyllisch am Großen See mit seinen beiden Inseln und wird umgeben von weiteren Seen und Moränenhügeln. Schon die Prußen siedelten hier und nannten den Ort, zu dem auch eine Wehranlage gehörte, “Gardzey”.
Bei der Vergabe der Riesenlandfläche von 1.200 Hufen à ca. 16.5 ha an Dietrich von Stange mit Vergleich vom 10. April 1285 wurden 200 Hufen dem Kloster in Garnsee überlassen. Die Stanges verfolgten damit den Zweck, die Besiedlung der Gegend den Mönchen des Zisterzienserklosters Neudoberan bei Pelplin zu übertragen. Damit war aber der Orden letztlich nicht einverstanden, da er allen christlichen Orden mit Ausnahme der Dominikaner Besitz und Einfluss verwehrte. Deshalb mussten sich die Zisterzienser wieder von ihrem geschenkten Besitz trennen und veräußerten das Land noch vor 1323 an den Bischof von Pomesanien.
Das zunächst prosperierende Städtchen, das 1328 seine Handfeste erhalten hatte, erneuert am 22. Februar 1338 von Bischof Bertold, litt stark unter den Kriegen des 15. Jhs. Der dreizehnjährigeStädtekrieg brachte erhebliche Brände und Zerstörungen. Die Kirche wurde zum Pferdestall und Lagerschuppen umgewidmet. Auch nach dem Reiterkrieg 1519 – 1526 lagen Rathaus, Schule, Pfarrhof und etliche Bürgerhäuser in Trümmern. Der Wiederaufbau durch Böhmische Brüder wurde von einem Stadtbrand 1555 zunichte gemacht. Aber auch der nochmalige Wiederaufbau um 1559 brachte Garnsee bis zum 19. Jh. keine bemerkenswerte Entwicklung.
Dann endlich wurde es besser. Nach den Freiheitskriegen ließen sich Handwerker nieder und die Einwohnerzahl stieg. Doch durch Funkenflug aus einer Schlosserei entwickelte sich 1877 eine Feuersbrunst, die den Stadtkern mit Kirche und Apotheke einäscherte. Nur einige Häuser am Stadtrand blieben unversehrt. Beim erneuten Wiederaufbau entstanden schlichte 1 – 3-geschossige Häuser auf einem rechtwinkligen Straßenraster, und davon wurden im letzten Krieg wieder zwei Drittel zerstört.
Vor diesem Hintergrund sieht die Pfarrkirche recht eindrucksvoll aus. Ein erster Bau stammte aus der Zeit um 1330 – 1340 und wurde 1559 nach dem Stadtbrand erneuert. Das jetzige Kirchenschiff entstand 1729 – 1731, der Turm ist aus der ersten Bauphase überkommen. Im Innern Holztonnengewölbe und Emporen auf Säulen. Vor der Kirche steht noch der deutsche Gedenkstein aus schwedischem Granit für den Garnseer Bürgermeister Chudoba (gest. 1866) mit folgendem Text: “1806 und 1807 wirkte wider die Graudenz bedrohenden Franzosen der Stadtkämmerer, spätere Bürgermeister zu Garnsee, Pr. Leutnant d. L. Karl Chudoba umsichtig, entschlossen, opferbereit für König und Vaterland. – 1. 9. 1907” [1].
Die ursprünglich nur für die Katholiken vorgesehene Kirche an der Straße nach Grudziadz – Graudenz konnte erst im 20. Jh. gebaut und 1932 von Bischof Maximilian Kaller geweiht werden. Die Altarbilder zeigen in der Mitte Maria mit dem Kind, rechts die hl. Hedwig und links den hl. Adalbert.
[1] Der Kreis Marienwerder/Wpr., Herausgegeben vom Heimatkreis Marienwerder, Hamburg 1985, S. 399