Liebenthal

Gestüt Kwidzyn – Liebenthal

In dem Bemühen, die im Hauptgestüt in Trakehnen ab 1732 aufgebaute Pferdezucht auf eine breitere Basis zu stellen, richtete man 1787 ein Landgestüt in Insterburg und 1788 eines in Marienwerder für den Bereich Westpreußen auf dem Gelände der Vorburg nördlich des Bischofsschlosses ein. Zum Gestüt gehörten bald 4 Marställe: Marienwerder (104 Hengste), Münsterwalde (66 Hengste), Bromberg (50 Hengste) und Schneidemühl (50 Hengste). Die Trakehner Pferde mit dem kleinen Kopf und der breiten Stirn, zu etwa 15 % mit arabischem oder englischem Einschlag, galten bald als beste Kavalleriepferde der Welt – elegant, lauffreudig und widerstandsfähig.

Hundert Jahre später war das Stadtgestüt Marienwerder zu klein geworden. Deshalb baute man im Vorort Liebenthal, 4 km südlich des Stadtzentrums, von 1907 – 1910 neue Anlagen. Überall im Land richtete man jetzt in ausgewählten landwirtschaftlichen Betrieben Deckstationen ein. Deckzeit war i. a. Anfang März bis Ende Juni. Die Hengststationen wurden mit 2 – 4 Beschälern ausgestattet. Jedem Hengst führte man durchschnittlich 50 Stuten zu, von denen etwa 65 % tragend wurden. Die Hengste rekrutierten sich vornehmlich aus der Trakehner Zucht, entweder unmittelbar aus dem Hauptgestüt oder von den Züchterhöfen der Landespferdezucht, kurzzeitig auch aus Hannoveraner und Oldenburger Beständen. In Ostpreußen gab es 1944 ca. 26.000 anerkannte Zuchtstuten und ca. 850 eingetragene Zuchthengste.

Mit 100 Pferden verließen 1945 die Mitarbeiter und Bewohner des Gestüts, das damals unter der Leitung von Landstallmeister Hans Ehlers stand, Ostpreußen und flüchteten in die Altmark. Heute ist Liebenthal eine Hengstprüfungsanstalt mit meist ca. 50 dreijährigen Hengsten.

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