Die Heilige Dorothea von Montau und Johannes von Marienwerder

Die Heilige Dorothea von Montau (25. 1. 1347 – 25. 6. 1394) meditierte im Dom von Marienwerder und fand dort ihre letzte Ruhestätte. Sie wurde am 6. 2. 1347 in Groß Montau bei Marienwerder (zwischen Weichsel und Nogat, nahe der Marienburg) als 7. von 9 Kindern des aus Holland eingewanderten Bauern Willem Swarcze (Schwartze) und seiner aus Preußen stammenden Ehefrau Agatha geboren. Schon als Kind hatte sie ungewöhnliche Eingebungen und fühlte sich zu harter Buße getrieben. So vernahm sie innere Stimmen der Verheißung, als eine Magd sie, als sie sechs Jahre alt war, mit kochendem Wasser verbrühte.[1]

Der 36jährige vermögende Adalbert Schwertfeger in Danzig, ein angesehener Waffenschmied, heiratete am 15. August 1363 die 16jährige Dorothea, die jedoch bald in heißbrennender Liebe zum Überirdischen entflammte. Vergebens versuchte ihr Mann, durch harte Behandlung seiner Frau die für ihn unbegreifliche Frömmigkeit auszutreiben. Als er ihr den Kirchenbesuch verbot, flüchtete sie sich in die Krankheit und genas erst wieder, als der tägliche Kirchenbesuch wieder erlaubt wurde. Dorothea gebar ihm in den Jahren von 1366 bis 1380 neun Kinder und war denen eine liebevolle Mutter. Vier Kinder starben bei einer ersten Pestwelle 1375, fünf weitere wurden ihr im Pestjahr 1383 durch den Tod entrissen, so dass ihr nur die jüngste Tochter Gertrud blieb, die später Benediktinerin in Kulm wurde. Mit Zustimmung ihres Mannes schloss sich Dorothea 1389 einem Danziger Pilgerzug nach Rom an. Während ihrer Abwesenheit starb ihr Gatte.

Nach ihrer Rückkehr im Mai 1390 brachte Dorothea ihre Tochter ins Kloster, verschenkte ihre Habe und siedelte nach Marienwerder über, wo der Domdekan Johannes von Marienwerder, der als der bedeutendste Theologe des mittelalterlichen Preußen gilt , sich ihrer als Beichtvater und Seelenführer annahm. Um sich ganz der Meditation hinzugeben und der Erleuchtung noch näher zu kommen, hatte sie sich – erstmalig für Preußen – mit Einverständnis des Bischofs und Zustimmung des ganzen Kapitels am 2. 11. 1393 in eine Klause an der Unterkirche des Doms einmauern lassen und war nur noch durch drei Fenster – eins zum Kreuzgang, eins zur Kapelle und eins nach draußen – mit der Umwelt verbunden.

Durch strenge Askese und mystische Begnadung gelangte sie so zu hohem Ansehen. Ein halbes Jahr nach ihrem Tod beantragte der Hochmeister des Deutschen Ordens bei Bonifatius IX. ihreHeiligsprechung. Der Heiligsprechungsprozess wurde jedoch 1404 abgebrochen. Das Volk verehrte sie aber weiterhin als Wundertäterin, später auch als Schutzpatronin von Ostpreußen. Eine päpstliche Bulle von 1486 sprach sie selig. 1955 wurde der Prozess der Heiligsprechung wieder aufgenommen, aber erst 1977 endgültig abgeschlossen.

Johannes von Marienwerder (1343 – 1417), Domherr und Seelenführer der hl. Dorothea von Montau, wurde in Marienwerder geboren und besuchte hier die Domschule. Er studierte um 1365 in Prag und wurde 1369 Magister, Lizentiat und Lesemeister. 1373 erhielt er die Priesterweihe und avancierte 1374 zum Dekan der Artistenfakultät. 1377 trat er zur theologischen Fakultät über und wurde Domherr in der Prager Allerheiligenkirche. Im Zuge von Auseinandersetzung zwischen Böhmen und Deutschen verließ er 1386 Prag und kehrte nach Marienwerder zurück. Dort trat er 1387 als Domherr dem Deutschen Orden bei und wurde Domdechant im Dom von Marienwerder. Ab 1391 wirkte er als Beichtvater der Dorothea von Montau.

Marienwerder schrieb die Offenbarungen und Gebete der Mystikerin auf, redigierte und verarbeitete sie zu mehreren Schriften. Sein Werk “Leben der seligen Frawen Dorothee clewsenerynne in der thumkirchen czu Marienwerder des Landes czu Prewzen” wurde 1492 als erstes Buch in Preußen vom Goldschmied Jacob Karweysze in Marienburg gedruckt und herausgegeben.

[1] Uta Lüttich, Landesfrauenleiterin Landsmannschaft Ost- und Westpreußen in Baden-Württemberg, Dorothea von Montau – Patronin und einzige Heilige Preußens, Allensteiner Nachrichten, 24. 9. 2009j, S. 4

Bilder