Neudörfchen

Nw. Wioska – Neudörfchen

Gut Neudörfchen wurde in der Ordenszeit gegründet. 1692 kaufte Friedrich von der Groeben (1645 – 1712) das Gut für 16.000 Gulden und machte daraus ein Majorat. Dieses vererbte er 1712 seinem Neffen Otto Friedrich von der Groeben (1657 – 1728), dem Gründer der Kolonie Großfriedrichsburg (zu Otto Friedrich v. d. Groeben siehe unter Stadt Marienwerder).

Das alte Gutshaus war um 1820 so baufällig, dass es 1829 durch ein klassizistisches Gebäude ersetzt werden musste. Es wurde nach 1870 im Stil französischer Schlösser verändert. Um 1900 gehörten 4.000 ha Landwirtschaftsfläche zum Besitz, im Jahr 1945 waren es noch 2.607 ha. Zu Neudörfchen gehörten noch Besitzungen in Georgenberg, Albrechtshof, Friedrichshain und das Vorwerk Klösterchen.

Neunter Majoratsherr war Carl Graf v.der Groeben (1788-1876), Kgl. Preußischer General der Kavallerie, Kommandant des Garde du Corps, Generaladjutant des Königs und Kaisers Wilhelm I. sowie Ritter des Ordens Pour le Mérite.

Sein Sohn Georg Reinhold Graf von der Groeben (1817-1894) schlug ebenfalls die militärische Karriere ein, übernahm dann aber 1876 die Bewirtschaftung des alten Stammgutes in Neudörfchen. Da kein männlicher Erbe vorhanden war, ging das Majorat nach seinem Tod an einen Verwandten über.

Die älteste seiner vier Töchter war die zu jener Zeit weithin bekannte Frauenrechtlerin Selma Gräfin von der Groeben ( 8. November 1856 in Potsdam – 13. Oktober 1938 in Hannover). Sie war aktiv in der Evangelischen Frauenbewegung tätig und avancierte zur stellvertretenden Vorsitzende des “Deutsch-Evangelischen Frauenbundes” (DEFB).

Letzter deutscher Besitzer und 13. Majoratsherr war Karl Graf v. d. Groeben (1902 – 1989), 1935 – 1945 Landrat des Kreises Insterburg, nach der Flucht Ministerialrat im Sozialministerium von Rheinland-Pfalz und Obmann der Landsmannschaft Westpreußen, Landesgruppe Rheinland-Pfalz.[1] Heute wird Neudörfchens Erscheinungsbild stark durch Pferde geprägt.

Vermutlich gab es schon zur Ordenszeit hier eine Kirche. Gewiss ist, dass der Gutsbesitzer Frhr. zu Heydeck 1624 eine neue Kirche errichten ließ. Die jetzige wurde 1845 gebaut.



[1] Die Herren und Grafen von der Groeben, Kulturstiftung Ostpreußen in Ellingen, 2018, S. 24