Matzicken

Macikai – Matzicken

Burggraf Johann Ziesemer verkaufte 1785 das Gut Matzicken in einer Größe von etwa 170 ha sowie einige Wiesen in der Nähe an den Oberamtmann von Billewicz, Landrichter in Szameiten, Starost von Rosienie und Wojnuta. Zur Napoleonzeit gehörte das Gut einem Grafen Matzick. Dieser ergriff während der Besetzung Preußens Partei für Napoleon und wurde dafür nach dessen Vertreibung und Sturz von seinen Landsleuten geächtet, sein Wohnsitz zerstört und sein Land parzelliert und verteilt. Nur das Brauhaus war so massiv gebaut, dass es den Vandalismus überstand.

In diesem Brauhaus von Matzicken wurde Hermann Sudermann (1857 – 1928) als Sohn eines Brauers geboren. Nach kurzer Lehre in der Apotheke Settegast in Heydekrug ging er auf das Realgymnasium in Belging und studierte dann in Königsberg. Danach lebte er als freier Schriftsteller und Journalist, bis er mit dem Drama “Die Ehre” in Berlin einen Durchbruch und große Bekanntheit erzielte. 50 Jahre lang fand sich das Drama auf den deutschen Spielplänen und der Erfolg machte ihn auch reich. Er konnte sich ein Haus in der Bettinastrasse in Berlin-Grunewald kaufen, wo er bis zu seinem Tod lebte, und erwarb ein Gutshaus in Bestensee.[1] Er hatte die Schriftstellerin Lauckner geheiratet. Sie war die Witwe des Königsberger Wasserbaudirektors Lauckner, und brachte ihren sechsjährigen Sohn Rolf mit in die Ehe, der ebenfalls Dramatiker wurde. Der Literaturpapst Alfred Kerr war ein vehementer Kritiker Sudermanns.

Sein zweiter Erfolg war die Künstlertragödie “Heimat”. Bedeutend auch der Roman “Frau Sorge” (1887) und die “Litauischen Geschichten” mit den Stücken “Jons und Erdme” und “Die Reise nach Tilsit”.

Weitere Werke: “Johannisfeuer” (1900), Schmetterlingsschlacht” (1894), “Das Glück im Winkel”; “Sodoms Ende” (Mißerfolg); “Stein unter Steinen”; “Johannis”; “Drei Reiherfedern”; “Die Raschhoffs” (1919); “Moirturi”; “Bettler von Syakus”; “Lobgesänge des Claudian”; “Sturmgeselle Sokrates”; “Es lebe das Leben”; “Das höhere Leben”; “Die gutgeschnittene Ecke”; “Das deutsche Schicksal”; “Das Bilderbuch meiner Jugend” Erinnerungen.

Das Restgut von Matzicken wurde 1924 vom litauischen Verteidigungsministerium erworben, das hier Kasernen errichten ließ. Nach der Rückgabe des Memellandes an Deutschland und Beginn des 2. Weltkriegs wurde das Kasernengelände zum Kriegsgefangenenlager, zunächst als STALAG 1C für polnische und russische Gefangene, später als STALAG Luft 6 für abgeschossene amerikanische, britische und kanadische Flugzeugbesatzungen. Für einige der im Lager ums Leben gekommenen amerikanischen und kanadischen Gefangenen wurden jetzt Gedenktafeln errichtet.[2] Nach der Eroberung durch die Rote Armee 1944 verwendete man die Kasernen als Kriegsgefangenenlager für deutsche Soldaten und von 1946 bis 1955 als Gulag Nr. 3, dem größten sowjetischen Lager in Litauen mit bis zu 3.000 Häftlingen.[3]

Bild der Brauerei in Natzicken und etliche Landkarten siehe unter http://wiki-de.genealogy.net/Matzicken



[1] Heinrich A. Kurschat, Das Buch vom Memelland, 2. Aufl. 1990, S. 491
[2] Siehe unter http://www.flickr.com/photos/27639553@N05/4016510212/
[3] GenWiki

Bilder

Literatur

Hermann Sudermann

Vier Geschichten, die in der Heimat des Dichters, dem Mündungsgebiet der Memel am Kurischen Haff, spielen. „Die Reise nach Tilsit“ schildert den Ehebruch eines Bauern mit seiner Magd und seine wiedererwachende Liebe zu der zarten Schönheit seiner Frau. „Miks Bumbullis“ ist die tragische Geschichte eines Wildschützen, „Jons und Erdeme“ erzählt das mühselige Leben von Moorsiedlern und „Die Magd“ das leidvolle Schicksal eines Bauernmädchens (Peter Asmussen)

Hermann Sudermann “Das Bilderbuch meiner Jugend”

Sudermann schildert in seinem farbenfrohen Erinnerungsbuch die glücklichen, aber entbehrungsreichen Jahre seine Kindheit und Jugend. 1922 erstmals erschienen, erzählt Sudermann von seinen frühen Jahren im ostpreußisch-litauischen Grenzgebiet. Der Leser gerät in den Bann der einzigartigen Erzählkunst Sudermanns, der Menschen und ihre Schicksale so lebendig nd fesselnd beschreiben und den Zauber der Landschaft seiner memelländischen Heimat so eindrucksvoll wiedergeben konnte. Vielleicht das schönste ostpreußische Erinnerungsbuch: nostalgisch, humorvoll, lebensprall. Ein literarisches Denkmal der unvergessenen alten deutschen Provinz Ostpreußen. (Verlagstext)

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Hermann Sudermann “Der Katzensteg”

Verlagstext:

Preußen steht im Krieg mit den Truppen Napoleon, der Deutschland besetzt hält. Das deutsche Volk ist gespalten in Anhänger Bonapartes und erbitterte Gegner der Franzosen. Auch der junge Graf Boleslav von Schranden verläßt voller Zorn das Haus seines bonapartistisch gesinnten Vaters. Er schließt sich unter falschem Namen der preußischen Landwehr im Befreiungskrieg gegen Napoleon an. Sein Vater zwingt indes seine Dienstmagd Regine, eine Truppe franzsösischer Soldaten heimlich über den Katzensteg zu führen, damit sie einer Gruppe preußischer Soldaten in den Rücken fallen können. Mit dieser Tat macht sich der alte Graf Schranden alle Bewohner der Umgebung zu Feinden. Sein Sohn dagegen wird als Kriegsheld gefeiert, weil er maßgeblich zu Niederlage und Rückzug der Franzosen beigetragen hat. Als der Krieg vorüber ist, kehrt der junge Graf Schranden nach Hause zurück, um seinen Vater zu beerdigen, der auf mysteriöse Weise ums Leben kam. Doch niemand will ihm helfen, nicht einmal der Pfarrer. Als Boleslav die Bestattung seines Vaters erzwingt, schmieden haßerfüllte Dorfbewohner ein Komplott gegen ihn. Nur die Magd Regine steht ihm bei.

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