Plaschken

Plaškiai – Plaschken

Plaschken gehörte bis 1835 zum Kreis Niederung, wurde dann dem Kreis Tilsit zugeordnet, kam 1920 zum Landkreis Pogegen und von 1939 bis 1945 zum Landkreis Heydekrug,

Seit der Reformationszeit wurde der Ort von Kuckerneese aus versorgt. Eine erste urkundliche Erwähnung ist für das Jahr 1639 belegt. Plaschken wurde im Jahre 1695 zum Kirchspiel erhoben. Unmittelbar damit verbunden wurde 1695 – 1697 eine Holzkirche gebaut., die jedoch 1735 durch Blitzschlag abbrannte.

Im Jahr 1736 erschienen in Kostenvoranschlägen Beträge für den Kirchenneubau, bei dem es sich um die massive Steinkirche handelt, die bis 1897 gestanden hat. Sie war ein einfaches turmloses Gebäude, dessen Glocke in einem seitlich stehenden Glockenstuhl hing. Der ausgemalte Innenraum barg u.a. die Schnitzwerke “Christus und die Apostel”. Nach Kriegszeiten war dieses Gotteshaus mehrfach repariert worden. 1876 fand seine letzte Renovierung statt. 1897 wurde es abgerissen, da es die große Gemeinde nicht mehr fassen konnte.

Die neue Kirche, eingeweiht im Juli 1900, war ein roter Backsteinbau im Rundbogenstil mit spitzen Turm, in dem sich zwei Glocken befanden, und polygonal geschlossenem Chor im Osten. Der Innenraum hatte eine trapezförmige Decke aus Holz. Auf der Westempore befand sich die in der Werkstatt von Terletzki gebaute Orgel, an der Nord- und Südwand liefen Emporen entlang. Der Altar, der unter Verarbeitung älterer Schnitzwerke geschaffen worden war, stand erhöht, darüber erhob sich ein hohes Kreuz. Rechts vom Altar befand sich die Kanzel, die von der Sakristei aus bestiegen werden mußte. Von der Decke herab hingen zwei große Leuchter. Die Kirche wurde nach dem 2. Weltkrieg als Speicher genutzt und existiert noch.[1] Letzter deutscher Pfarrer war Hans Kuhrke.

Bernd Dauskardt, dessen Ahnen um 1850 aus der Elchniederung kamen und sich im Kreis Heydekrug niederließen, besucht regelmäßig das Dorf Plaschken, auf dessen Friedhof einige seiner Vorfahren begraben liegen. Hier hatte er ein denkwürdiges Erlebnis: eine aus der Erde kaum herausragende und wenig auffallende Steinspitze entpuppte sich beim Nachgraben überraschend als Grabstein des 1871 verstorbenen Familienmitglieds Mikelis Dauskardt. Dieser Stein steht heute auf einem Sockel vor der Kirche.[2]

Die Plaschker Niederung war einst einer der reichsten Teile des Memellandes. Plaschken war dabei das Tor zu diesem Teil der Niederung, der von Wiesen geprägt war. Plaschken gliederte sich in Ober- und Unterdorf, wobei Letzteres an dem Flüßchen Jäge lag und des Öfteren von Überschwemmungen betroffen war. Links der Kirche steht das Pastorenhaus, rechts davon die Schule. Beide stehen noch. Als ländliches Zentrum bot Plaschken vier Mal im Jahr einen gut besuchten Vieh- und Pferdemarkt, und zwar im Februar, Mai, August und November. Der Wochenmarkt fand immer Freitags statt. Die Pferdezucht im Umland war sehr ausgeprägt, ebenso die Rinderzucht.

Zum Übersetzen über die Jäge gab es zunächst eine Wagenfähre, später eine Holzbrücke, deren Benutzung aber auch gebührenpflichtig war. Bei drohendem Hochwasser musste die Brücke abgetragen werden, und wenn man nicht schnell genug auf die steigenden Fluten reagierte, wurde die Brücke auch schon mal durch die Wassermassen fortgerissen. Durch Ausbaggern war die Jäge bis zu dieser Brücke schiffbar, so dass Frachtkähne und Passagierdampfer den Ort erreichen konnten.

Im Oktober 1944 mussten sich die Einwohner von Plaschken auf die Flucht begeben. Der Ort lag dann bis zum Januar 1945 im umkämpften Frontbereich und etliche Häuser kamen dadurch zu Schaden. Nach dem Krieg passten die Sowjets den Ort den Bedürfnissen der hier eingerichteten Sowchose an, bauten Baracken und Viehställe, ebneten die Friedhöfe ein und nutzten die Kirche als Speicher. Bei einem Sturm 1969 ging die Turmspitze verloren. Pfarrhaus und Schule existieren noch. Von der Kirche stehen noch die Außenmauern. [3]

Detaillierte Informationen, viele Bilder und Landkarten findet man unter http://wiki-de.genealogy.net/Plaschken


[1] Heinrich A. Kurschat, Das Buch vom Memelland, 2. Aufl. 1990, S. 472
[2] Ostpreußische Familie, Ostpr.bl. Nr. 44/2012 (3. November), S. 14
[3] Zu den verschiedenen Versuchen, die Kirche zu retten, siehe Raima Zander, Plaschken – sakraler Hilferuf im Memelland, Oprbl. Nr. 32/2024 (9. August), S. 23