Juodkrantė – Schwarzort
Schwarzort, vor rauhen Nord- und Westwinden gut geschützt, war ein Fischerdorf, erstmals urkundlich erwähnt 1429, einst aber vor allem der bevorzugte Badeort auf der Kurischen Nehrung im Memelland. Man nannte es damals “Oase in der heimischen Sahara“.[1] Dieser kleine Ort auf der Kurischen Nehrung war zentraler Anlaufpunkt für die Bernsteinfischerei im Kurischen Haff durch die Firma Stantien & Becker.
Kruggerechtigkeit 1697, erste Fischerhäuser 1680. 1770 gab es sieben Schatullbauern, darunter drei Pietsche. Bau des Pfarrhauses 1832[2]
Auf der Kurischen Nehrung wurden im Verlauf von 300 Jahren 7 Dörfer von Wanderdünen verschüttet, bevor man im 19. Jh. die Dünen befestigte. Von der einst 80 km langen Zone der Wanderdünen blieb nur eine Strecke von 35,5 km übrig[3] In Karwaiten gründete man 1740 ein eigenes Kirchspiel. Als auch Karwaiten von Dünensand zugeschüttet worden war, verlegte man den Kirchspielort 1794 nach Schwarzort und errichtete dort eine Kirche aus Holz, die am 28. Juni 1795 geweiht wurde. Diese brannte 1878 ab Eine neue Kirche entstand 1884/85 als neogotischer Backsteinbau mit Chor und Turm. In der sowjetischen Nachkriegszeit diente die Kirche, immerhin erhalten, als Getreidespeicher.[4] Die alte Ausstattung ist vernichtet. Seit 1989 ist die einstige evangelische Kirche ein katholisches Gotteshaus und Museum,[5] aber schon 1991 übergab man sie der Evangelischen Kirche Litauens. 1995-1996 konnte die Kirche mit Hilfe von Spenden, vornehmlich von deutschen Schwarzortern, restauriert werden.
Der Ort wirkt gepflegt. Fischerhäuser aus Holz wurden restauriert.
An der Kirche vorbei, durch den Ortsteil Karwaiten, kommt man zu den Reiherbergen, der einzigen größeren Reiherkolonie der Nehrung.[6]
Beim Ausbaggern der Fahrrinne im Kurischen Haff förderte man 1855 und in den Folgejahren größere Mengen Bernstein zu Tage. Der Unternehmer Wilhelm Stantien aus Memel erkannte darin die Chance für ein einträgliches Geschäft und einigte sich 1860 mit der Regierung darauf, die notwendigen Baggerarbeiten für die Fahrrinne auf eigene Rechnung und für den Staat kostenlos durchzuführen und dafür den Bernsteinertrag für sich zu behalten. Außerdem erhielt der Staat eine Gebühr für das Baggerrecht. Stantien gründete 1860 zusammen mit seinem ehemaligen Angestellten und dann Teilhaber Moritz Becker die Firma Stantien & Becker und beutete die Lagerstätten im Kurischen Haff nach Kräften aus. Stantien & Becker begann mit drei geliehenen Handbaggern und verfügte nach wenigen Jahren über 21 oder 22 dampfbetriebene eigene Bagger, die von einer Mannschaft von 600 Leuten bedient wurden. Von 1860 – 1890 förderte man im Kurischen Haff durchschnittlich 75 Tonnen pro Jahr, davon im besten Jahr 1868 gut 94 Tonnen. Deshalb nennt man den Hafen von Schwarzort auch “Bernsteinhafen“. Danach vergab der Staat keine Förderlizenzen mehr.
Unter dem geförderten Bernstein befanden sich etliche Stücke, die von Menschen bearbeitet worden waren, sogenannte Artefakte, und zwar in der frühen Bronzezeit um 2.200 v. Chr. Während der größte Teil dieser Sammlung im 2. Weltkrieg verloren ging, haben sich 17 Exemplare erhalten, die der Stiftung Preußischer Kulturbesitz gehören und in der Universität Göttingen aufbewahrt werden. Es handelt sich um die ältesten bekannten Bernsteinschnitzereien aus dem Ostseeraum.[7]
Viele Bilder und Landkarten von Schwarzort siehe unter http://wiki-de.genealogy.net/Schwarzort
[1] Richard Meyer, Heimatkunde des Memelgebietes, Memel 1922, S. 80
[2] Heinrich A. Kurschat, Das Buch vom Memelland, 2. Aufl. 1990, S. 344; 329
[3] Helmut Peitsch, Ein Traum wurde Wirklichkeit, Oprbl. Nr. 3/1988, S. 13
[4] Heinrich A. Kurschat, Das Buch vom Memelland, 2. Aufl. 1990, S. 461
[5] DEHIO, S. 575
[6] Heinrich A. Kurschat, Das Buch vom Memelland, 2. Aufl. 1990, S. 58
[7] Wikipedia über Juodkrante